Schwetzinger Wochenblatt (1863)

H34._Mittivoch. 29. April_1863.

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R u n d s ch a u.

Oesterreich. Wien. Oesterreich hat zu Gunsten
der potnischen Katholiken bei Rußland Schritte gethan,
und zwar in einer Note, welche schon längst, vor der
gerneinschaftlich übergebenen, an das Petersburger Ca-
binet abgegangen ist.

^ZreuHen. Berlin. Wie verlautet, soll der
preußische Gesandte am dänischen Hofe die Absicht
haben, aus Gesundheitsrücksichten diese Stelle niederzu-
legen.

Berlin, 24. April. Die „Kreuzzeitung" ersährt aus
Franksurt a. M., daß während verschiedene deutsche
Höfe das von französischer Seite in einer Depesche ge-
stellte Ansuchen, sich den Schritten gegenüber von Ruß-
land anzuschließen, abgelehnt, die badische Regierung
eiue freundlichere Stellung zu diesem Ansuchen einge-
nommen habe.

Köln. Am 24. wurde der Redakteur der „Kölner
Zeitung" verhaftet, aber schon nach eiuer Stunde gegen
Caution wieder freigelassen.

Baden. Karlsruhe. Jn der 76. öffentlichen
Sitzung der 2. Kammer wurde über den Z 52 des
Polizeistrasgesetzbuchs abgestimntt und derselbe wie er
im Regierungs-Entwurs enthalten, angenommen. Er
lautet:

„Wirthe, welchc nach Eintritt der durch Verordnung
bestimmten nüchtlichen Polizeistunde noch Gäste dulden,
sind mit Geld bis zu 10 Gulden zu bestrafen.

Gegen Wirthe, welche ihre Gäste nach der Polizei-
stunde verheimlichen, oder dem Polizeipersonal den Ein-
laß zur Nachschau verweigern oder erschweren, oder
welche der Aufforderung des Polizeipersonals, das Wirth-
schasten einzustellen, keine Folge leisten, kann Geldstrafe
bis zu 25 Gulden erkannt werden.

Gäste, welche nach der Polizeistunde auf Mahnung
des Wirthes, seines Stellvertreters oder des Polizei-
personales sich nicht entfernen, unterliegen einer Geld-
strase bis zu 3 Gulden."

Heidelberg, 27. April. Gestern war unsere Stadt
äußerst besucht, und besonders zeigte sich in den Anlagen
eine^ Menge auswürtiger und hier wohnender ^remden,
meistens^ den höhern Ständen angehörig. Die Vege-
tation ift weit vorangeschritten und die schönsten Blüthen
und vas herrlichste Grün schmückt unsere reizenden Spa-
ziergänge. Jn dem Garten des Herrn Jnspektor von
Weiler beim Bahnhofe zeigen die Reben die schönsten
Saamen und frühes Steinobst hat verblüht und hängt

sich bereits. Der Fremdenverkehr verspricht dieses Jahr
ein sehr lebhafter zu werden.

Jn Tauberbischossheim sieht man nächster Tage
der Ankunft des Herrn Oberbaurath Keller entgegen,
da der Bau der Effenbahn energisch in Angriff ge-
nommen werden soll; auch soll bei dieser Gelegenheit
der Platz für das Bahnhosgebäude bestimmt werden.

Jn Kehl wurde am 20. April die erweiterte Volks-
schule eröffnet. Der Unterricht wird vorderhand im
Rathhaussaale ertheilt, da über die Herstellungspflicht
der nöthigen Räumlichkeiten im evangel. Schulhause
zwischen dem Domänenärar und der Gemeinde Diffe-
renzen bestehen, die zur Zeit noch nicht erledigt sind.

Grosth. Hessen. Atainz. Hier werden groß-
artige Vorbereitungen zum Empfange des Großherzogs
getroffen, der vom 28. April an auf 4 Wochen seinen
Hofhalt unter uns nehmen will.

England. Jn der Betallackmine bei Plpmouth
verunglückten kürzlich beim Herausfahren aus einem
schrägen Schachte 9 Männer und 1 Knabe; dieselben
waren schon nahe an der Oberfläche, als die Kette
brach und die Unglücklichen mit einem Karren in eine
Tiefe von 1200 Fuß hinabstürzten.

Rußland. Warschau. Am 22. haben wiederum
Jnsurgenten aus der Warschau-Petersburger Eisenbahn
in die Waggons geschossen und 2 Soldaten verwundet.
Beim Anblick der geringzähligen Jnsurgenten hatte der
Offizier, welcher stets neben den Maschinisten den Zug
bewacht, letzterem zu halten geboten, da er einen An-
griff beabsichtigte. Der Maschinist aber wollte nicht
gehorchen, und so fielen die Schüsse in den dahinbrau-
senden Zng, ohne die Passagiere zu beschädigen.

A-merika. New-Pork. Der Angriff aus Char-
leston ist aufgegeben worden. Die Capitäne der arg-
beschüdigten Panzerschiffe erklärten ihn einstimmig für
unaussührbar und zogen sich, sammt Hunters Land-
Armee, nach Port Ropal zurück.

Hopfen-Berichte.

Die „Bayr. Hopfenztg." enthält ein Schreiben, welches
sich für Drath-Anlagen in den Hopsengärten aus-
spricht. Es lautet: „Jch habe zu Ooru^, Vauckierss
und besonders kuZn^-Lur-Nosolls Hopfenfelder nach
einem neuen Spstem angelegt gesehen, wobei nran nur
die Stangen anwendet, um eine Linie von Eisendrath,