ochenblatt.
F» 6._ Miltnwch, 2l. Ianuar_1863.
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R u n d s ch a u.
Oesterreich. Das „Vaterland" bringt eine Mit-
theilung aus Jnnsbruck, nach welcher das Staats-
Ministerinm die Protestanten - Frage in Tyrol faktisch
dadurch gelöst hat, daß es die Errichtung einer prote-
stantischen Psarre in Meran bewilligte.
Wien. Der Kaiser hat ziun Uhland - Denkma!
1000 fl. beigesteuert. Ebenso läßt derselbe dem ger-
manischen Museum statt wie bisher jährlich 950 fl.,
von jetzt an 2000 sl. zufließen.
Lindau, 12. Jannar. Nach heute hier eingetros-
senen Mittheilungen ist seit eiuigen Tagen der Posten-
lauf von Cleven, dem Engadin und der Graubündner
Gegend massenhasteu Schneefalles halber gehemmt; die
Alpenubergänge des Splügen, Juliers und des Rofla
sind der Lawinenstürze wegen unfahrbar. Aus den um-
liegenden Ortschaften der Alpenpässe siud keine Arbeiter
zur Fahrbarmachung der Alpenwege aufzutreiben, da
in Folge hestiger Lawinenstürze derartige Versuche uur
unter sehr großer Gefahr auszuführen sind. Die Tele-
graphenleitungen aus Jtalien uach der Schmeiz über
die Alpen sind gleichsalls unbrauchbar gewordeu, die
heftigeu Stürme rissen die Dräthe ab und der Schneesall
hindert die Ausführung der Herstellung derselben. Unter
diesen schlimmen Umständen sehen sich znr Zeit die
Handelsinteressen in empfindlicher Art betrofsen, da die
Transitbesörderung für Wochen Unterbrechung leidet und
überdies das Ausbleiben der italienischen Post die Ver-
kehrsbeziehungen empfindlich berührt. — Anch in der
verflossenen Nacht trat Schncesall aus den Alpen ein;
man befürchtet bei Eintritt erneuerter Föhnstürme furcht-
bare Ueberschwemmungeu der Thäler. — Hier herrscht
die mildeste Temperatur.
Preui)en. Berlin, 16. Januar. Das Haus
der Abgeordneten hat in seiner Sitzung vom 15. Jan.
Hrn. v. Grabow fast einstimmig zum Prästdenten ge-
ivählt.
Bayern. München, 16. Jan. Dem Vernehmen
nach sind die Preis-ZNedaillen, welche den bayrischen
Fndustriellen ans der jüngst geschlossenen Londoner Aus-
stellung zuerkannt worden sind, hier angekommen und
werden demnächst zur Vertheiluug kommeu.
Augsburg. Der „Angsb. Abendztg." zufolge hat
Kaiser Napoleon, als ehemaliger Schüler des Gymnn-
sinms St. Anna, eine großartige Schenkung in Büchern
nnd Karten bestehend, sür die hiesige Stadtbibliothek
und Bibliothek des Gymnasinms gesendet. Die neue
Karte von Gallien, bei deren Ausarbeitung der Kaiser
selber thätig war, bildet einen werthvollen Theil der
Schenkung.
Würtlemberg. Unser heimgegangener Uhland
hat znm Bau der Stiftskirche in Tübingen 1000 fl.
vermacht und noch außerdem mehrere Kinderbewahr-
Anstalteu mit namhasten Geld-Spenden bedacht.
Baden. Mannheim, 18. Jan. Gestern Abend
fand im „Badner Hof" eine Versammlung statt, welche
die Gründung eines Bürger-Vereins beschloß; der Zweck
desselben besteht in der geselligen Unterhaltung, welche
durch Wort und Schrist befördert werden soll.
Karlsruhe. Nach dem „K. Anz." hat Hofrath
Or. Redtenbacher bis zur Wiederherstellung seiner Ge-
sundheit seine Lehrstunden am Polytechnikum abgegeben
und auch um einstweilige Enthebung vom Direktorium
nachgesucht.
Kurhefsen. Jn der Stündesitzung vom 16. Jan.
wurde ein vorher eingereichter Antrag grnehmigt, nach
welchem eine Gesetzesvorlage zur Ausgleichung der durch
die Bundes - Exekntion entstandenen Kosten und Lasten
vorgelegt werden soll.
Nassau. Der „Nhein. Kurrier" berichtet über
eine bei Hochheim abgehaltene Hasenjagd, bei welcher
Soldaten zum Treiben verwendet wurden, und spricht
sich energisch gegen eine solche Verwendung der Söhne
des Landes aus.
Sttiweiz. Nach einem amtlichen Bericht ist am
letzten Sonntag, 11. Januar, in der Pfarrkirche zu
Locarno im Kanton Tessin der Dachstuhl uuter dem
Drucke großer Schneemassen eingestürzt. 45 Frauen
und 1 Mann sanden augenblicklich den Tod; 6 Frauen
sind seither gestorben, 8 schwer verletzt. Auf dem St.
Gotthard sind 23 Personen im Schnee vernnglückt.
Frankreich. Paris, 16. Jannar. Wir erfahren
soeben, daß heute morgeu Horace Vernet im Alter von
74 Jahren hier gestorben ist. Er war der letzte Trüger
dieses Namens, der vier Generationen hindurch in der
Malerei einen so hervorragenden Platz einnahm.
Paris, 16. Jan. Welch' ungehenre Summen der
mexikanische Krieg verschlingt, läßt sich ungeführ begrei-
fen, wenn man erwügt, daß die Regiernug Ende Jannar
Wechsel im Betrage von 38 Alillionen, Ende Februar
42 Milliouen, Ende Alürz 47 Millionen zu zahlen hat.
— Diese Wechsel sind sämmtlich sür Lieferungen von
New-Iork ans süllig.