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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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August (Nr. 91 - 104)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0422
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Ausgebrannt, hohläugig aus mächtigen Fensterhöhlen in das
Land hmausschauend, die Neichslaterne, in deren Scheiben man
so gerne die goldene Abendsonne glitzern sah, so wird er mit
seinen rauchgeschwärzten Mauern ein trauriges Monument an
der Scheide zweier Zeiten in unserem Gedächtnisse fortleben.
— Merkwürdig trifft zusammen, das; diese obengenannte G ocke,
die nahezu 1000 Jahre alt sein soll, bei Einzug des Reichs-
verwesers 1848 gesprungen ist, die Umgicßung kostete (1806)
3000 fl. Heute, gerade nach 4 Jahren als der Kaiser von
Ocherreich bei dem Fürstcnkongres; den Dom besuchte, spendete
er für dessen Ausbau 25,000 fl., und beute als nach Jahren
Frankfurt seine Thore einem eigenen, gekrönten Herrscher öff-
nete, muß dieser Zeuge sein, von des Doms und der Glocke
völliger Verwüstung, besten Ausbau zu veranlassen, er heute
gekommen war.
— Gegen llhs Uhr traf der Kön'g von Preußen am
Bahnhof ein, der mit preußischen und Frankfurter Fahnen
geschmückt war. Militär- und Eivilbehörden aus Kirche und
Schule waren dort versammelt. Auf die kurze Anrede des
Bürgermeisters Müller erwiederte der König ungefähr:
,,Große Weltereignisse, denen er nicht Einhalt thun konnte,
wenn er es auch gewollt, l alten die gegenseitigen Beziehungen
verändert. Mißverständnisse und Irrungen seien vargefallen.
Die komplizirtcn Verhältnisse Frankfurts seien ihm nicht ge-
nügend bekannt gewesen; er der .König, habe sich nun davon
genauer unterrichtet und werde in Berlin, wohin er nun zu-
rückkehre, für ein den Wünschen und Bedürfnissen der Stadt
entsprechendes Abkommen sorgen. Frankfurt sei eine prächtige,
glänzende und historische Stadt, und es sei sein Beruf, daß es
dies auch unter seiner Negierung bleibe."
Was gLeht es Neues irn Amtsbezirke?
Schwetzingen, 18. Juli. Unter allen Vereinen werden wohl
die Turnvereine diejenigen sein, die sich von den Störungen nnd Schlägen
des Jahres 1866 am schnellsten erholt haben. Und warum? Tie Ant-
wort ist einfach die, weil sie einen Zweck verfolgen, der nunmehr nach
vielen Hindernisse!« sieb Bahn gebrochen und die Anerkennung der Regie-
rungen sowohl, wie die des Volkes in vollem Maße erlangt hat, nämlich
den Zweck, durch die allscitige Ucbung des Körpers und durch die Pflege
eines sittlichen Sinnes und Geistes die Jugend zu wehrhaften, vaterlands-
liebenden und ehrbaren Männern heranzubilden.
Leider werden aber die Turnvereine noch hie und da scheel angesehen,
sie haben da und dort ihre Feinde und diese sind: Unkcnnlniß mit dem
Turnwescn, Vorurtheilc gegen dasselbe, Unentschlosstnheit und die unter so
viele War wände sich versteck.ndc Trägheit. Gegen zwei dieser Feinde will
sch zu Feld ziehen, möchte mir der Sieg werden, nä Uch gegen die Vor-
rertheile, die über die Turnvereine noch vielfach herrschen, namentlich bei
uns m Sllddsutschland (in.Norddeutschland ist das Turnen zu Haus.) und
gegen die Unkeuutniß mit dem Turnwcsen.
Einer der Grundsätze der Turnvereine ist: jeden unbescholtenen jungen
Mann cmfglnchm.n, s.i er arm oder reich, hoch oder ni drig, ansüßig oder
fremd. Und worauf beruht di.s r Grundsatz? Wir leben in einem Ver-
fassungsstaate, der die Bürger zum Genüsse gleicher Rechte und zur Erfül-
lung gleicher Pflichten erziehen will. In einem solchen Staate paßt die
Absonderung nach Stünden nicht bei solchen Bestr bringen, die, wie das
Turnwesen., das Wohl des Staates, den Nutzen der ganzen Gcs.llschast im
Auge hat. — Verschieden ist der Beruf des Einzelnen, verschieden sind gei-
stige und körperliche Anlag m, verschieden ist die Arbeit, das Vermögen,
das Glück. So war cs stets, so wird cS stets bleiben, weil es so sein soll,
und sein muß.
Aber bei all dieser Verschiedenheit sind ulle Bürger gleichberechtigt vor
dem Staate, alle cinigt dieselbe Pflicht, wach Kräften mitzuwirken zum
Wvhle des Staates; alle soll ii dahin streben, daß geistige Bildung gehoben,
daß körperliche Kraft und Tüchtigkeit immer mehr die ganze Gesellschaft
durchdringe, damit Jeder sein eigenes Wohl in dem Wvhle der Gesammt-
hcii zn gründen im Stande ist.
Aber um di.ses erreichen zu können, müssen sich die verschiedenen Ele-
mente die Hand r ichen, müsst« solche Bestrebungen nach Kräften unter-
stützen. Keiner dünke sich mehr als d r Andere; wer durch Bildung her-
vorragt, der sei wie der Tiamant, der schleift, edel genug, um auf den
«ewiger Gebildeten bildend und veredelnd cinzuwirken. Und waS jagt
uersiw deutscher Ticktcr Freiligrath:
Ruhm und Ehre jedem Fleiß,
Ehre j der H>ud voll Schwielen,
Ehre j- dem Tropf u Schweiß,
Ter in Hütten fallt und Mühlen,
Ehre j.der nassen Stirn
Hinter'm Pfluge! — Doch auch dessen.
Der mit Schädel und mit Hirn
Hungernd pflügt, sei nicht vergessen.
Äuf dem Grundsätze: Gleichberechtigung eines Jeden im Staate beruht
sitH der Grundsatz: Gleichberechtigung eines Jeden zum Eintritt in die
Tni'Ä^w-'iNe..

Zudem hat sich das Turnwesen in den letzten 10 Jahren geklärt, man
ist nücht rner gerrmden, man hat eingeschcn, daß der Fcstschwindel, daL
Schaug.pränge u. s. w. sich nicht mit der guten Sache verträgt, ja man
hat erkannt, daß alles dieses ein Krebsschaden ist. Tic Turnbummelei
und Maultu!ncrci, wie sie leider noch hic und da existirt, sie ist gottlob
im Abu hmen und Aussterben begriffen. Tas Turnen ist wieder zu seiner
voll.n Geltung gelangt.
Allein es gibt noch so Viele, die das Turnen verkennen, die den
Nutzen d.ss lb.n nicht einzusehcn vermögen. Es liegt mir nun weit ab,
den Turnern eine Lobrede halten zu wollen, thatsächlichc Beispiele werden
genüg n.
Unsere Negierung, di? stets bestrebt ist, das Volk immer mehr geistig
und sittlich zu hebm, hat in gerechter Würdigung des Turnens ungeordnet,
daß dasselbe in Zutuns! in allen Schul n cing führt werden soll, wie dies
auch schon in mehrren Staaten Deutschlands geschehen ist. Allein bekannt-
lich lernt man in der Schule nicht aus, das ganze Leben des Menschen ist
ein stetes Lernen und sich An.ignen des noch Unbekannten, so kann auch
das Turn?» in der Schule nicht vollkommen erl.rnt werden, der Schüler
kann in der Schule nur die Elemente des Turnens sich aneignen, denn
seine Körperkrüfte sind noch nicht vollkommen ausgebildet, um alle Uebun-
gcn ausführen zu können. Teßhalb ist d m aus der Schule entlassenen
Schüler die Gelegenheit geboten, zunächst als Zögling und später als
Turner in den Turnvereinen das Turn.« fortzusitzen und wohl dem, der
cs mit Fleiß fortgcs tzt hat bis zu Rm Zeitpunkt, da ihn das Vaterland
unter die Waffen ruft: denn er hat schon gelernt, seinen Willen dem eines
Andern rint.rzuordn n, er hat gelernt, ein Commandowort pünktlich aus«
zuführcn, siin Körper ist allsiitig turnerisch ausgebildet und somit zur Ue»
bring in den Waffen vorbereitet. Beim Militär wird heutzutage auf das
Turnen ein großes Gewicht gelegt, es wird in ausgedehnterem Maße be-
trieben als früh r. W.r hat nun nicht schon roW^R Mühen und Stra-
pazen eines Rekeut n gehört? --Warum soll nlso'E^r junge Mann nicht
die Gelegenheit ergreif.«, zum Voraus das zu lernösi, was ihm später zu
lernen schwer fällt?
Es ließe sich noch Manches anführen, ich erinnere nur an das Ver-
hältnis; d r Feuerwehren zu Turnvereinen, an die HilfTeistungen der Turner
auf den Schlachtfeldern des Jahres 1866, an die Pflege verwundeter Sol-
daten, worin sich b.sonders die sächsisch n Turn'r auszcichrietm, allein ich
halte das bis jetzt Gesagte für hinreichend und wünsche nur, für die Turn-
sache weitere Freunde gewonnen zu haben.

(Schluß des Aufsatzes über die Engerlinge)
Wie soll all «falls das Sammeln der Maikäfer bewirkt werden?
Allenfalls so. Bekanntlich fliegen die Maikäfer Abends, besonders zur
Zeit der Dämmerung; nachher setzen sie sich an die Zweige und Acste der
Bäume und Gesträuche, wo sie bis gegen Mittag des folgenden Tages in
einem schlummernden, halbbetäubten Zustande sitzen bleiben. Schüttelt
man am Morgen um 5, 6, oder auch erst um 7 od.r 8 Uhr, die Bäume
und Gesträuche, an welchem die Maikäfer sitzen, so fall.« sic herunter und
man kann sie, ohne daß einer ders.lben sorlsliegh in einem Tuche oder
Sacke eingebunden an den Ort verbringen, wo man solche tödtcn will.
Um in möglichst kurzer Zeit und mit wenig Mühe recht viele Maikäfer
zu sammeln, geht eine erwachsene Person mit 4 od r auch nrehr Kindern
hinaus; die erwachsene Paso« schüttelt mit einer Stange, die am ober«
Ende allenfalls mit einem Hakur versehen ist, die AFte und Bäume, i»
derwrr Mailäser sitzen, während die Kinder ein großes Tuch unterhalten,
in das die Maikäfer fallen.
Bei Gesträuchen, an den Rändern der Waldungen können Erwachsene
und Kinder je einzeln die Maikäf.r in Tücher, die sie unterhalten, abschllt«
teln, wenn das früher bezeichn.te Verfahren nichl zulässig ist.
Wie wäre das Samm ln und Vertilgen der Engerlinge zu bewirken?
Auf folgende Weise. Wenn gleichwohl daS Sammeln der Maikäfer
nach d.n früher von Professor Oswald Heer angegebenen Gründen in erster
Reihe zu beachten ist, so darf doch auch das Sammeln der Engerlinge nicht
versäumt werden. Thue das Eine, aber unterlasse das Andere nicht.
Zur Zeit des Pflügeus im Spüejahrc sind nämlich die Engerlinge
gewöhnlich schon in der Tiefe; man findet nur einige wenige oder gar
keine. Zur Zeit der Be wbeitung des Bodens im Frechlinge dagegen durch
Pflügen, Hacken und Umstech n auf AecUrn und in Gärten sind die Enger-
linge, namentlich des drillen JahreS gewöhnlich schon aus ihren Schlupf«
wink.ln hervorgekomm-en, um einige Zell unür der Oberfläche der Erde
am Wurzclwerk Rr Pflanzen ihre Nahrung zu suchen. Es sollte dcßhalb
von Seiten des Gemeind.raths und zwar bei Strafmrmerdung ungeordnet
werden, daß in Jahren, in w.lchcn Engerlinge und. Maikäfer, wie in den
60er Jahren, viel Schab.n verursachen, jedem Pfluge aus dem Acker eine
Person, etwa ein Kind, Nachfolgen, nur die durch das Pflügen zu Tage
getretenen Engerling? zu sammeln. — Ein sorgfältiges Sammeln der En-
gerlinge beim Umst.cheir und Hack.« des Bodens wäre gleichzeitig zu em-
pfehlen, obwohl ein Zuwiderhaiid.lir, der unzulässigen Konirolc wegen, nicht
bestraft werden könnte. Tas Vertilgen der Engerlinge verursacht gar kerne
Schwierigkeit. Man kann nämlich die gesammelten Engerlinge entweder
dem Geflügel im Hofe oder den Schweinen geben, oder nran kann sie auf
die Straße oder einen Weg wcrf n, der so sist ist, daß sic sich nicht leicht
in den Boden einarbeiten können; sic gehen an der freien Luft und bei
Sonnenschein noch weit eher zu Grunde, wenn sw nicht zuvor von Vögeln
verzehrt werden. Letzteres ist aber gewöhnlich der Fall, denn cs haben
bekanntlich die Engerlinge, wie alle j ne Thicre, die uns nicht nützen, son-
dern nur schaden, gemäß der nnersorschlichcn Weisheit des Schöpfers,, rnr
Thierrciche selber zahlreiche Feinde, denen sie zur Nahrung dienen, wie z.
V. Staaren, Krähen, Eulen, alle bei uns vorkommcndcn Singvögel, Schwal-
ben, Rothschwänzchcn, Sperlinge. ,
 
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