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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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August (Nr. 91 - 104)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0423

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Aer Willionär.
Ein: Toppel-Gcschichte.
(Fortschung.)
Kasimir blieb gefaßten Vkuthes, er ließ dm ersten Sturm
in der Stadt vmtabeu; wandte sich daun au die ehemaligen
Freunde seines Hauses, au die Minister, au die Siaatsräthe
und Keiner wies ihn ab. Mau hatte ihm ehemals schon eine
Referandmstclle verheißen. Er empfing sie jetzt bei der kur-
fürstlichen Kammer. „Halten Se sich brav," sagte der Mi-
nister, „studircn Sie sich in unsere Gesetze, gegenseitige Rechts-
verhältnisse und Finanzen ein, und ich wer e ferner an Sie
denken. Freilich, als jüngster Kammerreserandar, müssen Sie
ohne Gehalt arbeiten. Aber in einem Jahre hoffe ich, oder
in Zweien wird sich für sie schon etwas ansmitteln lassen.
Sie sind noch gar jung. Was wollen Sie mit vierundzwanzig
Jahren ?"
Diese Sprache des Ministers war die Sprache eines vä-
tcrlichgcsinuten Freundes. Kasimir richtete sein kleines Haus-
wesen ein. Er wohnte zur Miethe in einem artigen Bürger-
hause, das dem weiland Mornischen Palaste gegenüber stand.
Es war ihm weniger um den Anblick von dem traurigen D"nk-
mal verschwundenen Glanzes, als um die herzerhebeude Nach-
barschaft der blauäugigen Koroliue Romanus zu thun. Denn
hatte ihm der Krämer gleich verboten, einen Fuß über die
Hausschwclle zu setzen — mit den Augen Karolinen zu besu-
chen, war Jedem uuverwehrt.
Und er besuchte sie mit den Augen wirklich, wie sie ihn.
Sie wohnte im Geiste aus ihrem Zimmer be ihm, das sie von
ihrer Stube aus sehr gut im Sonnenschein übersehen konnte.
Da war ihr bald jedes Plätzchen be annt. Sie wußte, wenn
er ausging, wenn er wiederkam, wenn er arbeitete, wenn er
fröhlich, wenn er traurig war. Er wußte das alles auch von
ihr; im Somnwr stand odersaß sie gern vor dem Laden unter
der Thür, im Wi ter wich sie nicht vom Fenster. Ging der
alte Romanus aus, war der junge Mann im Laden bei ihr.
Man erfand die Zeichensprache, die Fernschreibckunst, und binnen
Jahresfrist brach'ea es die lieben Leute zu einer solchen Voll-
kommenheit, laß sie sich alles erzählen konnten, was sie dacht-m,
wollten, hofften, fürchteten, ohne dazu den Mund nöthig zu
haben. Waren sie einmal ein Augenblickchen persönlich beisam-
men und ohne Zeugen, da mögen sie beide den Mund, denke
ich, wohl zu etwas Besffrem nöthig gehabt haben.
Ankündigung znr
Liegenschastsversieigerung
L AM K In - Folge richterlicher
werden dem
Carl Joa chi m , und des-
sen Ehefrau, Elise geborene Kaege von
Neckarau
Freitag, den August,
Vormittags 9 M)r,
auf dem Rathbause zu B r ü h l nachbe-
nannte Liegenschaften in dm' Gemrrkung
Brühl mit dem Bemerken öffentlich ver-
steigert, daß der Zuschlag erfolgt, wenn
der Anschlag oder darüber geboten wird.
Weschreiöung der Liegenschaften:
§ Morgen, 3 Viertel, 9825
Ruthen Acker in 10 Parzellen,
taxirt zu. 1525 fl.
1 Morgen, 35,25 Ruthen
Wiesen in 2 Parzellen, ta-
Hrt zu ...... . 650 fl.
zusammen 2175 ft.
Seckenheim, den 20. Juli 1867.
Der Vollstreckungsbeamte:
Hartman»,
Notar.

Kasimir hoffte immer und Karoline tröstete immer. Nach
Jahr und Tag sagte sie: „Ich bin ja eist achtzehn, und du
bist erst fünfundzwanzig." DaS war vollkommen richtig. Kommt
Zeck, kommt Rath. — Kasimir arbeitete unermüdct; war ge-
fällig und dienstfertig gegen Jedermann; half mit seinen Auf-
sätzen, Berechnungen, Anschlägen, Enlwürfen, K'atasterberichti-
gnngen n. s. w. manchem seiner bequemen Vorgesetzten aus
der Notb. Dafür hatte ibn Jedermann billig lieb, lobte seine
Kenntnisse, zog ihn zu Rath, lud ihn zur Tafel, zu Bällen,
zu Kränzchen und Pikenits ein. Alle hübschen Mädchen waren
dem Kaminerreserendar hold; er tanzte ohnehin wie ein Silphe,
fang wie ein Gott, deklainirte wie ein Engel — kurz alles
war überirdisch an ihm, wie denn in gewissen Jahren gewissen
Leuten an gewissen Leuten Alles himmlisch ist. Gewiß hätte
Morn schon im sünsundzwanzigsten Jahre eine recht artige An-
stellung in den Staaten der kurfürstlichen Durchlaucht haben
können, lütte er nur Ohren gehabt, und mancherlei Vorschläge
gehört, die ihm doch deutlich genug gesagt worden waren, oder
Augen, mn manch.s'liebenswürdigen Fräuleins Augen näher
anznsehen. Allein er hatte unr Augen nud Ohren für die
traute Nachbarin. Dafür war er noch im sechsnndzwanzigsten
Jahre unbesoldeter Kammerrefercrwnr. „Was thnts?" sagte
Karoline: „Du bist ja erst sechsundzwauzig. ich bm erst neun-
zehn. Wir löuueu wohl warten." Sie hatte Recht, lind er
war so bescheiden, mit seinem Glücke, zu lieben und geliebt zu
werden, recht wohl zufrieden zu sein.
Er konnte es auch wohl sein. Denn die schöne Romanus
stand in voller Vlüthe, und an Lieblichkeit über alle Nebenbuh-
lerinnen erhaben; Stadt und Hof sprachen von ihr. Auch
Prinzen wandelten gern zu Fuß vor dem Kramladen vorbei,
um einen Blick der Wunder-lieblichen zu ürudten; auch Edelleute
machten mit dem mürrischen Knauser, ffrem Vater, Bekannt-
schaft und Freundschaft. Eine Schöuhckt wie Karoline, die
Erbin einer Million, war wohl wcrth, daß man ihr alle Stamm-
bäume, Orden und Diplome zu Füßen legte. (Forts, f.)
* Neueste Hopsenberichte.
Ravensburg, Schönes Wetckr zur Erndte, erster Ver-
kauf 110 fl. Saaz, mau bieüt 130 — 110 fl., dagegen sind
die Pr duc. abgeneigt.. Allenthalben fielt die Erndte vor der
Thüre. ein guter Regen ist sehr w wünscht, sonst lauten die
Nachrichten etwas günstiger, nur van England sind sie kläg-
lich, denn duich die warme Witterung sind d e Pflanzen, die
noch einen Ausschlag l acken geben können, schwarz geworden.

R,6A6lmä88IA0 HellMkMltzMIlIltzit


sowohl auf großen dreimastigen, eigens für die Paffagierfahrt ge-
bauten Segelschiffen, als auf vorzüglichen, seit Jahren bestens be-
kannten Dampfschiffen zu den billigsten Passagierpreiseil»
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WLLkLLEsK in Mannheim,
Hauptagent für das Grotzherzogthum Baden,
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Herrn EllbuelrsEiLLL in Schwetzingen.
 
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