für die Bezirke
Schwetzingen nnd Philippsbnrg.
k^o. 91.
Donnerstag, 1. August
1667.
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Baden.
Karlsruhe, 28. Juli. Wahlen und Landesschützenfest
gehen Hand in Hand; während die Wahldistrikte der Stadt
Wahltnünner wählen, allem Anschein nach in „gutem" Sinn,
schmückt sich der Schützenfestplatz auf der Westseite der Stadt
prächtig heraus und ist heute schon für die einheimischen Schützen
eröffnet. Die Bürger gehen von sich aus voran zur Ausschmü-
ckung der Straßen und Häuser. Allem Anschein nach wird
das Fest ziemlich große Dimensionen annehmen. — Die Beru-
fung des Professors v. Treitschke an Häussers Stelle nach Hei-
delberg ist dem Vernehmen nach jetzt erfolgt. Die anderthalb-
jährige Trennung vom Süden ist Treitschke für seine Laufbahn
allem Anschein nach nicht schlecht bekommen, weder in akade-
mischem noch in materiellem Sinn. — Dem Polytechnikum
dahier ist nach einer vor Kurzem erschienenen Bekanntmachung
das Recht verliehen, nach vorgängigem Examen Diplome über
die Befähigung in den technischen Hauptfächern auszustellen.
Der Besuch des Karlsruher Polytechnikums ist nicht vorausge-
setzt, sondern nur Vollendung der Studien an irgend einer
polytechnischen Schule.
Mannheim, 29. Juli. Gestern sind zum ersten male
seit dem Ausgange des vorjährigen Kriegs preußische Truppen
hier durchmarschiert. Es war eine kleine Abtheilung der Hc>-
henzollerschen Besatzung, welche zu ihrer heimischen Garnison
zurückkehrte.
Deutschland.
München, 29. Juli. Das Leichenbegängniß des zu
Bamberg verstorbenen Königs Otto von Griechenland findet
hier in München morgen Nachmittags mit königlichen Ehren
statt. König Ludwig II. wird dazu heute Abend von Paris
zurückkehren.
Gleichzeitig hat der König eine Hoftrauer auf vier Wo-
chen — vom 28. d. bis 24. k. M. — angeordnet.
Hannover, 24. Juli. In Geestemünde und Bremer-
haven wird noch immer scharfe Controls über die Auswanderer-
schiffe geführt, um das Entlaufen Militärpflichtiger zu verhin-
dern. Ein amerikanisches Schiff, welches am Montag auslaufen
wollte, hatte zwei Militärpflichtige an Bord, die auszuliefern
der Kapitän trotz gütlicher Vorstellungen verweigert. Nachdem
auch die Absendung eines Boots mit Mariniers erfolglos ge-
blieben war, wurde militärischerseits g-droht, das Schiff von
Fort Wilhelm aus in den Grund zu schießen, worauf der Ka-
pitän die beiden jungen Leute herausgab.
Oesterreichische Monarchie.
Wien, 27. Juli. Der Sultan ist heute Morgen 7 Uhr
hier eingetroffen und vom Kaiser und den Erzherzogen am
Bahnhofe empfangen worden. Das Militär bildete Parade-
spalier bis zum Lustschloß Schönbrunn, woselbst der Sultan
obstieg.
Frankrci ch.
Paris, 28. Juli. In der gestrigen Senatssitzung setzte
Baron Dupin die geschichtliche Vergangenheit Preußens aus-
einander. Preußen sagte er, habe einen offensiven Nordbund
gebildet. Der Redner klagte den beharrlichen Ehrgeiz Preußens
an. Er glaube nicht, daß Preußen nach den erlangten Erfolgen
inne halten werde. Er hoffe, der entscheidende Augenblick werde
kommen, wo die großen Staaten, um die Gefahren der Zukunft
zu beschwören, sich vereinigen werden, um dem preußischen
Reich annehmbare Verhältnisse aufzuerlegen. Dann erst werden
Frankreich und dle andern Nationen glücklich in friedlichem
Wetteifer sein. Nach der Genehmigung des Budgets wurde
die Session geschloffen. — Die Note im Moniteur können wir
nur willkommen heißen. Sie kennzeichnet die Lage, sie beweist,
daß es mit den Anbahnungen von Allianzen nicht nach Wunsch
vorwärts will. Das Tuileriecnkabinet brauchte das falsche Ge-
rücht, es habe in Berlin eine Note in Betreff Schleswigs
überreichen lassen, nicht abzuwarten, um sein Bedauern darüber
auszudrücken, daß durch solche falsche Angaben verkehrte An-
sichten über die Beziehungen zwischen Preußen und Frankreich
im Publikum verbreitet würden, zu einer solchen Erklärung
haben ihm seine eigenen offiziösen Blätter seit langer Zeit
schon Gelegenheit geboten. Selbst die Gazette de France, der
man noch wahrlich nicht Zärtlichkeit gegen Preußen zum Vor-
wurf machen kann, protestirt gegen die Sprache der offiziösen
Blätter, „welche sich die Mission gegeben haben, über die Aus-
führung des Prager Friedens zu wachen; kein Tag vergeht,
an dem sie Preußen nicht in hochfahrendem Tone dahin be-
deuten, daß es Nordschleswig an Dänemark abzutreten habe.
Es scheint, als ob sie suchten, nicht das Berliner Kabinet zu
bewegen diese Rückgabe zu bewerkstelligen, sondern es in seiner
Eigenliebe zu verletzen und gleichzeitig die Dänemark geschla-
gene Wunde schmerzhafter und dadurch einen friedlichen Aus-
gleich unmöglich zu machen." Die Gazette hat Recht. Weß-
halb hat die französische Regierung nicht längst die Offiziösen
dahin bedeutet, daß sie ihren herausfordernden Ton gegen
Preußen aufzugeben oder doch zu müßigen habend Der Glaube,
den das falsche Gerücht von einer in Berlin übergebenen Note
gefunden hat, findet seine Rechfertigung in der aufhetzerischen
Sprache der französischen Regierungsblätter,
England.
London, 26. Juli. Die Strike der Schneider scheint
nach beinahe dreimonatlicher Dauer sich seinem Ende zuzunei-
gen, und so viel bis jetzt abzusehen, dürfte die Entscheidung
gegen die Arbeiter fallen. Die Beiträge zur Vereinskasse fließen
spärlicher, und nur mit Anstrengungen wird es möglich, die
wöchentlichen Unterstützungen auszuzahlen. Dabei ist es den
Meistern gelungen, mit Hülfe von Nichtunionisten und durch
umfangreiche Verwendung von Maschinenarbeit ihre mißlichste
Saison-. Sturm- und Drangperiode durchzusechten und nach
und nach so viel Arbeitskräfte aufzubringen, daß sie gegen-