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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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Mai (Nr. 53 - 65)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0253

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Wochenblatt

für die Bezirke

Schwetzingen nnd Philippsburg.

klo. 58.

Dienstags 14. Mai

1867.

Erschcint Dienstag, Donnerstag und S a m st a g. — Preis : vierteljährlich 45 kr., unter Vorauszahlung.
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzeile mit 4 kr. berechnet.
Alle Postanstalten nehmen Bestellungen an. Die Boten erhalten 2 kr. monatlich.

Telegram m e.
London, 11. Mai. Der „Globe" sagt: Beim Schluß
der Konferenz wird England wahrscheinlich allgemeine Entwaff-
nung anrathen oder formell Vorschlägen. Daraus könnte ein
Kongreß hervorgehen.
London, 11- Mai Abends. Die Unterzeichnung
desVertrags überLuxembug istsoeben erfolgt.
London, 11. Mai Abends. Reuter's Telegraphen-
Bureau sagt: Der Vertrag wird spätestens in vier Wochen
ratisizirt werden. Die Preußen werden alsdann die Festung
räumen, nachdem sie die Provision und das Material wegge-
bracht haben. Luxemburg wird im Zollverein bleiben.
Poris, 12. Mai. Der Moniteur meldet; Der Vertrag,
welcher die auf Luxemburg bezüglichen Fragen ordnet, ist gestern
Abend unterzeichnet worden. Die Regierung des Kaisers wird
sich beeilen, die Bestimmungen dem Senate nnd gesetzgebenden
Körper zur Kenntniß zu bringen.
Berlin, 12. Mai. Es gilt als feststehend, daß der
der König mit dem Kaiser vom Rußland nach Paris geht.
Das neue „Allg. Volksblatt" schreibt: Nach bestimmten,
hier bereits gegebenen Andeutungen soll die Einstellung der
französischen Rüstungen nunmehr bevorstehen.

Luxemburg und der Londoner Vertrag, 11. Mai.
Wenn sich in der bevorstehenden dritten Konserenzsitzung
nicht noch unerwartete Schwierigkeiten ergeben, so kann der
europäische Friede als gesichert gelten. Auf wie lange? —
das ist noch die Frage. Die Verwickelung zwischen Preußen
und Frankreich war schon so weit vorgeschritten, daß die Gefahr
einer Entzündung des angesammelten Brennstoffs, wenn auch
vorerst vertagt, noch längere Zeit vorhanden sein wird. Schon
hatte ja Frankreich das Schwert halb aus der Scheide gezogen,
Preußen die Hand an die bewehrte Seite gelegt, und nur durch
beiderseitige Nachgiebigkeit wurde es möglich, einen Streit vor-
erst auszugleichen, dessen Anstiftung nur einem der beiden
Theile, Frankreich allein, als Schuld beizumessen ist. Es muß-
ten Opfer von beiden Seiten gebracht werden, bis es gelang,
schon nach der zweiten Konserenzsitzung die friedliebende Welt
mit einer Friedensbotschaft überraschen zu können. Frankreich
mußte sein Gelüste nach einer deutschen Gränzmark ein- für
allemal ansgeben, mußte es dulden, daß ein von ihm bereits
abgeschlossenes Handelsgeschäft in der Ausführung an einem
Verbote Preußens scheiterte, und es hat jetzt noch die Aufgabe,
die aufgeregten Lieblings eidenschaften des französischen Voltes
zu beschwichtigen und Sorge zu tragen, daß diese Leidenschaften
nicht gegen den kaiserlichen Thron abgeleitet werden; Preußen
mußte sich dazu verstehen, in einer gemischten deutsch-europäi-
schen Frage den europäischen Gesichtspunkt vorwalten, das ge-
mischte deutsch-europäische Gräuzwächteramt in ein europäisches
verwandeln zu lassen. Doch, Gewinn und Verlust auf beiden
Seiten werden sich erst später genauer gegen einander abschätzen
lassen, wenn einmal des Nähreren bekannt ist, welche Gründe

Preußen bestimmten, cs in der Luxemburger Frage nicht auf
die Entscheidung des Schwerts ankommen zu lassen. Daß aber
die Luxemburger keine Franzosen werden und daß sie im Zoll-
verein bleiben, daß überhaupt mit Ausnahme der Festungsfrage
der status guo in Luxemburg nicht zu Ungunsten Deutschlands
sich verändert, das sind jedenfalls Ergebnisse, die den französi-
schen Wünschen schnurstracks entgegenlaufen. Die Gründe,
welche für Preußen ein so schweres Gewicht hatten, daß cs in
der Festungsfrage nachgab, werden, wie gesagt, wohl erst in
nächster Zeit bekannt werden. Sicher aber ist jetzt schon, daß
unter denselben, wenn man auch davon selbstverständlich nicht
viel sprechen wird, die Erwägung des unfertigen militärischen
Zustandes Süddeutschlands nicht in letzter Linie stand. Die
Aufforderung an die süddeutschen Regierungen, diesem unfertigen
Zustande ein Ende zu machen, die militärische Einheit Deutsch-
lands, welche vorerst nur auf dem Papier der Augustverträge
fertig ist, auch durch einheitliche Organisation des Kriegswesens
in Wirklichkeit herzustellen, ist daher jetzt doppelt/bxxechtigt.
Sollen die um des Friedens willen gebrachten Opfer nicht ver-
geblich sein, soll der Friede nicht blos Frankreich- zw,gucke. kom-
men, um mittelst der Weltausstellung Geld und Glanz einzu-
ernten und inzwischen die Truppen bis auf den letzten Mann
auf das Ehasscpotgewehr einzuüben und den Kammern die Ge-
nehmigung zur Militärorganisation abzugewinnen, so muß
Deutschland, wenn Frankreich sich wieder einmal „bedroht"
findet, anders dastehen, als diesmal. Ein Deutschland ohne
Mainlinie, militärisch ebenso stark im Süden wie im Norden,
ohne die Möglichkeit des Schwankens und Zögerns auch nur
einer Negiernng, wenn der äußere Feind an die Thore pochr
— das ist das beste, das einzige Pfand eines dauernden
Friedens.
Deutschland.
Karlsruhe, 10. Mai. Die hier gegenwärtig versam-
melten Mitglieder des landständischen Ausschusses haben an
sümmtliche Mitglieder der beiden Kammern eine Erklärung zur
Unterzeichnung abgegeben, behufs sofortigen Eintritt in den nord-
deutschen Bund.
München, 10. Mai. Zufolge Entschließung des Staats'
Ministeriums des Innern vom 25. v. M. wurde den Konskrip-
tionsbehörden bekannt gegeben, daß die Ausfertigung der Mili-
tärentlaßscheine an die zurückgestellte Konskribirten der Allers-
klasse 1844 bis auf Weiteres noch auszusetzen sei.
Pefth, 8. Mai. Um halb 12 Uhr verkündigten Kanonen-
salven, daß der Kaiser und die Kaiserin die Grenze Ungarns
überschritten haben.
Gotha, 9. Mai. Der gemeinschaftliche Landtag hat die
Verfassung des norddeutschen Bundes einstimmig angenommen.
Daxmstadt, 10. Mai. Nach einem Majoritätsantrag
des Finanzausschusses beschloß die Abgeordnetenkammer mit 27
gegen 18 Stimmen: Den Großherzog um angemessene Min-
derung der Civilliste, jedenfalls um die 1855 erfolgte Erhöhung
um 50,000 fl., zu ersuchen.
 
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