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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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Juli (Nr. 78 - 90)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0381

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Wochenblatt

für die Bezirke

Schwetzingen nnd Philippsbnrg.

fto. 89. Samstag, 27. Juli 1867.
AW> Erscheint D i e n st a g , D o n n e r st a g und S a in st a g. — Preis : vierteljährlich 45 kr., unter Vorauszahlung.
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzeile mit 4 kr. berechnet.
Me Postanstalten nehmen Bestellungen an. Die Boten erhalten 2 kr. monatlich.

Baden.
Karlsruhe, 22. Juli. Nach einem Erlasse großherz.
Ministeriums des Innern hat sich die großh. Regierung bereit
erklärt, den Spielpacht für Baden bis einschließlich des Jahres
1870 zu verlängern.
Karlsruhe, 28. Juli. Eine heute stattgehabte Sitzung
des Staatsministeriums hatte dem Vernehmen nach die endgül-
tige Festsetzung der Militärvorlage zum Gegenstand. Einer
vor Kurzem erfolgten Bekanntmachung zufolge scheinen alle lau-
fenden Geschäfte von nicht principieller Bedeutung im Auftrag
des Großherzogs während dessen Abwesenheit vom Staatsmi-
nisterium erledigt zu werden.
Aus Baden, 23. Juli. In Mannheim, wo seit Jah-
ren zwei ziemlich stark ausgesprochene politische Parteilager be-
stehen, findet das demokratische (und früher zugleich großdeutschc)
Programm der sog. deutschen Partei eine Anzahl von Anhän-
gern im Bürgerstand. Der Tabak trägt gerade in Mannheim
das seinige dazu bei. Dennoch ist der Partei bei den Wahlen
kein besonderer Erfolg zu prophezeien, aus dem einfachen Grund,
weil sie mit ihren Principien in der Luft steht und von den
Ereignissen weit überholt ist. Das Programm der Freiheit ist
eine vorzügliche Sache, und wir sind die Letzten, es zu bekäm-
pfen; allein in diesem Augenblick kann man es dem Princip
der Einheit nicht voranstellen, ohne in Consequenzen zu willi-
gen, welche zu allererst von der democratischen Partei mit Ab-
scheu zurückgewiesen werden müßten, soweit sie aus nationalem
Boden stoht. Die Einheit bekämpfen, weil sie nicht gleichzeitig
die gewünschte Freiheit bringt, heißt in diesem Augenblick, den
Feinden der Nationalität in die Hände arbeiten. Der Chau-
vinismus in Frankreich will ganz das Nämliche; daß er ganz
andere Motive hat, darauf kommt für das Ergebnis; nichts an.
Die democratische, preußenfeindliche Politik schließt zur Zeit
eine wirkliche Gefahr in sich, die Gefahr nämlich, die Bevöl-
kerungen abzustumpfen für den Hauptzweck der nationalen Staa-
tenbildung. Das ist die Sünde der democratischen Partei, de-
ren sie sich vielleicht nicht völlig bewußt ist.
Deutschland.
Nürnberg, 24. Juli. Der Sultan wird als Souve-
rän mit 100 Kanonenschüssen empfangen werden. Linie und
Landwehr formiren das Spalier. Die Generalität mit den
Chevauxlegers im Gefolge bilden die Begleitung des Sultans.
Mainz, 23. Juli. Unter dem auf dem Submissions-
weg hier zur Veräußerung ausgesetzten Rest des ehemaligen
Bundeseigenthums, welcher als ferner unbrauchbar ausgeschie-
den wurde, befindet sich auch ein großer Theil der Geschützrohre
und Lafetten wie auch sonstiger Geräthschaften der ehemaligen
deutschen Flotte. Neber die Trophäen aus dem ersten deutsch-
dänischen Kriege, das Gallionbild Christians VIII., die alten
Waffenröcke rc., scheint noch nicht verfügt zu sein.
Oesterreichische Monarchie.
Wien, 22. Juli. Die Ankunft des Sultans an der

österreichischen Grenze in Salzburg ist jetzt definitiv auf den
26. d. M. angekündigt; dort werden der F.-Z.-M. Baron
Hauslab und der Hofdolmetsch Hofrath Hammer vom auswär-
tigen Ministerium ihn empfangen und bis zur Eisenbahnstation
Penzing nächst dem kaiserlichen Schloß Schönbrunn begleiten.
Der Aufenthalt des hohen Gastes ist auf drei Tage festgesetzt.
Frankreich.
Paris, 22. Juli. Gestern hat im Judustriepalaste der
Wettkampf der Militärmusikbanden stattgefunden. Oesterreich,
Preußen und die Garde von Paris schossen den Vogel ab.
Nach ihnen wurden von der Jury die Musik der Guides, die
Bayern und die Russen ausgezeichnet. Dritte Preise erhielten
Holland und Belgien, vierte Spanien und Baden. Der Zu-
drang war ungeheuer; in einem Theile des ungeheuren Ge-
bäudes balgte man sich eine Stunde lang. Der Lärm war so
groß, daß das badische Musikcorps, welches zuerst spielte, sich
unterbrechen mußte. An mehreren Eingängen scheinen die Leute
massenweise eingedrungen zu sein, es war eine wahre Invasion.
Trotz alle dem ist das Fest ein ganz hübsches gewesen. Es
wird aber auch das letzte sein, wozu die Ausstellung den An-
laß bietet, sowie denn überhaupt die glänzende Phase der Aus-
stellung vorüber. — Ein französischer Marschall zu sein ist gar
kein übler Posten. Derselbe erhält jährlich: als Marschall
40,000 Fr., als Senator 30,000 Fr., als Großofficier der
Krone 48,000 Fr., als Großkreuz der Ehrenlegion 3000 Fr.,
zus. 121,000 Fr. Aber dies ist noch nicht Alles. Als Groß-
ofsizier der Krone erhält er seinen vollständigen Unterhalt, und
wird seine Carosse von der Civilliste bestritten. Unterdessen
muß ein Lieutenant sich mit 120 Fr. monatlich begnügen.
— 23. Juli. Die „Patrie" glaubt, daß die Mission
des Admirals Tegethoff euren günstigen Erfolg haben werde.
Juarez soll der amerikanischen Regierung mitgetheilt haben,
daß er sich nicht weigern wolle, den Leichnam des Kaisers
Maximilian herauszugeben. Der Admiral werde von einem
Offizier der mexikanischen Marine begleitet nach Queretaro
gehen. — Der Senat ist abermals über eine Petition, welche
die Einführung des Schulzwanges verlangte, trotz deren Ver-
theidigung durch Michel Chevalier (den berühmten National-
Oekonomen) znr Tagesordnung übergegangen. Frankreich kann
jeden Zwang vertragen, aber Schulzwang — nein ! da:- wäre
ein zu großer Eingriff in die Freiheit. —
— 24. Juli. Die Regierung hat gestern von Dano, dem
Gesandten in Mexiko, ein Telegramm vom 9. Juli erhalten.
Dano gedachte vor einer Woche Mexiko nicht zu verlassen. <
Das Telegramm enthält gar nichts Näheres über die Ereignisse
in Mexico seit der Besetzung der Städte Mexico und Vera-Cruz.
England.
London, 22. Juli. Der Vicekönig von Egypten erstand
vor seiner Abreise bei einem hiesigen Juwelier ein Diamant-
Halsgeschmeide für 25,000 L. Wer die Glückliche sein soll, der
dieser prachtvolle Schmuck zugedacht, ist bis jetzt noch Geheimniß.
 
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