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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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Juni (Nr. 66 - 77)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0325

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für die Bezirke

Schwehmgc


^lo. 75. Dicustag, 25. Imü 1667.
Erscheint Dienstag, Donnerstag und S a in stu g. — Preis: vierteljährlich 45 kr., unter Vorauszahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzcile mit 4 kr. berechnet.
Alle Postanstalten nehmen Bestellungen an. Die Boten erhalten 2 kr. monatlich.

Baden.
Karlsruhe, 21. Juni. Die Frage der Tabaksbesteue-
rung wird in der Oeffentlich verdreht; es handelt sich nicht um
eine Sache der freien Wahl, sondern um die mildeste Form
einer an und für sich nach Lage der deutschen Verhältnisse un-
ausweichlichen Besteuerung. Hier unterliegt es keinem Zweifel,
daß unter allen Objecten der Tabak dasjenige ist, welches, wenn
es gelingt, eine zweckmäßige Art zu finden, sich am meisten zur
Besteuerung empfiehlt. Für Baden würde übrigens viele Agi-
tation vorerst erspart, hätte es gelingen können, die neuen Ca-
tastrirungen den künftigen Steuererhebungen zu Grunde zu le-
gen. Der Tabak wäre aber seinem Schicksal doch wohl nicht
entgangen. — Die Bauarbeiten an der Eisenbahnbrücke über
den Rhein bei Mannheim sind soweit vollendet, daß Anfang
Juli der regelmäßige Betrieb über dieselbe auch für den Post-
verkehr eröffnet werden kann.
Mannheim, 19. Juni. Die von den Tabakshändlern,
Fabrikanten und Landwirthen gewählten Ausschußmitglieder hal-
ten fast täglich ihre Berathungssttzungen. Sie haben beschlos-
sen, vorerst eine Denkschrift gegen Tabaksbesteuerung überhaupt
zu erlassen, und find mit deren Abfassung beschäftigt. Sie
hoffen, daß dieses Mittel, welches schon zweimal bei drohender
Besteuerung seine Dienste gethan, dieselben auch dießmal nicht
versagen werde. Freilich läßt diese Hoffnung außer Acht, daß
die Verhältnisse jetzt ganz andere geworden sind, und es sich
nicht mehr um die Abstimmung eines einzigen Staates handelt,
dessen Veto die ganze Steuer hinterstellen könnte, sondern um
eine Maßregel für ganz Deutschland, bei deren Beschlußnahme
nur Preußen ein Veto zusteht. Daß übrigens letzteres nicht
darauf hinzielt, den zollvereinsländischen Tabak irgendwie gegen
einen andern in Nachtheil zu setzen, ist aus den Vorschlägen,
die jetzt allmälig kund werden, mit Klarheit zu ersehen.
Deutschland.
München, 21. Juni. In Hofkreisen will man neuer-
lich wieder von der Absicht des Königs wissen, ebenfalls zum
Besuch der Ausstellung nach Paris sich zu begeben. — Mor-
gen feiert die Münchener Liedertafel ihr fünfundzwanzigjähriges
Jubiläum und veranstaltet Abends eine Serenade vor dem
Haus in der Burggasse, in welchem Mozart 1781 seinen Jdo-
meneo componirte. Zugleich wird ein von dieser Sängergesell-
fchaft an diesem Hause angebrachtes Erzmedaillon des Meisters
enthüllt werden.
Eisenach, 17. Juni. Am 28. August d. I. sind 800
Jahre seit Errichtung der Wartburg vergangen, und Se. Kgl.
Hoh. der Großherzog, der kunstsinnige Restaurator dieses Baues,
gedenkt, wie man hört, dieses Jubiläum festlich zu begehen.
Der erste Tag, eben der 28. August, soll der reformatorischen
Bedeutung der Wartburg gelten und mit einem Gottesdienst in
der Burg gefeiert werden. Der zweite Tag wird den mittel-
alterlich-romantischen Beziehungen dieser einstigen Pflegestätte
eines glänzenden Ritter- und Minnesängerthums gewidmet sein:

an diesem Tag soll Liszt's großes Oratorium „Elisabeth" zur
Aufführung gelangen.
Berlin. Die Hieherkunft des französischen Kaisers im
Laufe dieses Jahrs steht fest, aber es ist noch kein bestimmter
Tag angesagt worden. Man glaubt heute, der Kaiser würde
möglichenfalls erst nach Schluß der Weltausstellung auf Reisen
gehen.
Frankreich.
Paris, 19. Juni. Für die Ausstellung bereitet man
eine Reihe glänzender Festlichkeiten vor, welche einen mehr de-
mocratischen Character tragen werden als diejenigen, welche
man den Souveränen gegeben hat. Zuerst wird am 1. Juli
die große Preisvertheilung kommen, wenige Tage darauf wird
der Kaiser den Ausstellern ein prächtiges Abendfest im Boulog-
ner Holz geben. Die Aussteller nun als Leute von Lebensart
wollen es sich nicht nehmen lassen, die Höfligkeit zu erwiedern
und werden dem Kaiser und den obersten kaiserlichen Behörden
ein Bankett und einen Ball anbieten. Die Reihe dieser Fest-
lichkeiten soll durch eine Nachtfeier im Park der Ausstellung
beendigt werden, und zwar mit einem Glanze, der Alles bisher
dagewesene übertreffen soll. — Das österreichische Kaiserpaar wird
am 6. oder 7. Juli hier eintreffen und zwar unter dem eigenen
Namen, wenn Maximilian noch leben sollte; wäre er erschossen,
so würde das Kaiserpaar den Namen eines Grafen und einer
Gräfin von Schönbrunn führen.
— 20. Juni. Der „Moniteur" schreibt: Der Kaiser hat
sich gestern nach dem Pavillon Marsan begeben, um den Vice-
könig von Egypten zu besuchen. Unmittelbar darauf ging Is-
mail Pascha nach St. Cloud, um dem kaiserlichen Prinzen seine
Ehrerbietung zu bezeugen. Der Prinz, dessen Gesundheit fast
völlig wieder hergestellt ist, empfing den hohen Besucher sehr
freundlich und dankte ihm lebhaft für sein lobenswürdiges Zu-
vorkommen. — Gestern Abend liefen hier dunkle Gerüchte über
Maximilian um. Man sprach von seiner thatsächlichen Hinrich-
tung, und fügte selbst hinzu, daß das Kriegsgericht ihm die
traurige Ehre verweigert habe, als Soldat zu sterben, und ihn
zurStrafeder gewöhnlichen Verbrecher verurtheilt. —Allechiejenigen,
die „Es lebe Polen" gerufen haben, sind nunmehr befreit, mit
Ausnahme von German Casse, einem der Correctoren des
„Temps", der schon einmal wegen politischer Vergehen verur-
theilt gewesen war. — Dem Vernehmen nach wird die Königin
von England nächsten Samstag hier eintreffen. — Der Kaiser
hat entschieden, daß die erst im Jahre 1868 zu entlassenden
Soldaten schon in diesem Jahre nach ihrer Heimath entlassen
und in die Reservelisten eingetragen werden sollen.
England.
London, 20. Juni. Das (neue) atlantische Kabel ist
glücklich reparirt worden. — Briefe aus Mauritius vom 6.
Mai entwerfen ein schauerliches Bild von den Verheerungen,
welche die Cholera daselbst angerichtet. Im April sollen nicht
weniger denn 10,000 Menschen der Seuche erlegen sein.
 
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