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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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Februar (Nr. 15 - 26)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0073

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für die Bezirke




9. Februar


Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. — Preis: vierteljährlich 4l» kr., unter Vorauszahlung. -
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzeile mit 4 kr. berechnet.
M«n abonnirt sich in Schwetzinge n bei der Expedition dieses Blattes, in H ockenhci m bei Herrn P. Drc eh s e l und in P h i l i p p e b u r g
bei Herrn Anton Reichert. Beide Herren sind bereit, Anzeigen für das Wochenblatt zu befördern.
Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich L kr. anzusprecheu.

Karlsruhe, Febr. Es ist mehr als unwahrscheinlich,
daß eine in Stuttgart vereinbarte Kriegsverfassung nach preu-
ßischem Muster die Znstinmnng unserer Stände erhalten würde,
wenn diese Organisation für sich allein, ohne Aufklärung über
die positiven nationalen Ziele, vor die Kammern gebracht wird,
selbst die prenßenfreundlichsten Organe lassen diesen Gedanken
durchblicken. — Der Rücktritt Belcredis wird als neuer Beitrag
zur Magyarsirung Oestreichs augefaßt. Der Staat kann sich
auf diesem Weg rascher als zuvor befestigen; aber die deutsche
Frage wird dadurch entschieden vereinfacht, weil das Groß-
deutschthum im alten Sinne zu eristiren aufhört. (S. M.)

Ter „D. Mg. Z." wird aus BeErr geschrieben: Die
Zeitungen enthalten Miktheilnngen über die künftige Kriegs-
fiagge des norddeutschen Bundes, die jedoch in mancher Bezie-
hung unklar sind, weshalb wir, da es uns gestattet war, den
Entwurf der betreffenden Flagge anznsehen, eine genaue Be-
schreibung dieses, übrigens, wie man hört, bereits an höchster
Stelle genehmigten Entwurfs geben wollen. Die Flagge wird
durchschnitten von einem großen schwarzen Kreuz, welches die-
selbe in vier gleich große Felder, längliche Vierecke theilt. Das-
jenige dieser vier Felder, welches dem Knopf der Flaggenstange
am nächsten, ist wieder eingetheilt in drei gleich große Felder,
in horizontaler Richtung, von welchen das obere schwarz, das
mittlere weiß und das untere hellroth ist. Diese drei Felder
werden sodann wieder gedeckt durch den preußischen Adler, in
der Art, daß derselbe mit Kopf und Krone in das schwarze
und mit den Krallen, Schwert und Reichsapfel in das hell-
rothe Feld hineinreicht. Die übrigen drei großen Felder der
Flagge sind weiß.
Frankfurt, 5. Februar. Endlich ist auch die Partei
des gesetzgebenden Körpers mit einem Programm vor die Öf-
fentlichkeit getreten und hat eine Einladung zu einer Volksver-
sammlung auf morgen Abend im Saalbau erlassen, in welcher
ihr Kandidat, Dr. jur. E. Passavant, sich über jenes Programm
äußern wird. Dasselbe enthält folgende Sätze:
„Das Parlament hat dahin zu wirken, daß durch die
Vereinigung aller deutschen Lande das deutsche Reich gegründet,
dem Deutscheni ein großes, mächtiges Vaterland gegeben werde.
Das Parlament soll im Sinne der Grundrechte des deutschen
Volks die Freiheitsrechte sichern und erweitern, die kommunale
Selbstständigkeit, die Grundlage aller bürgerlichen Freiheit, ge-
währen und begründen. Das Parlament soll das Volk schützen
vor übermäßiger Belastung für militärische Zwecke, unbeschadet
jedoch der nöthigen Wehrkraft für Erhaltung der Unabhängig-
keit des Vaterlandes, seiner Macht und Würde. Das Parlament
soll nicht eine nur berathende, sondern eine beschließende Ver-
tretung des Volkes sein; das Bundesbudget ist vom Parlament
auk kurze Periode festzustellen. Nur einem mit solcher Macht-

vollkommenheit ausgerüsteten Parlament können Reckne der
Einzellandtage übertragen werden."
Die Versammlung dürfte sehr bewegt werden, da sich, rote
verlautet, die zahlreichen Anhänger der sozial-demokratischen
Partei (größtentheils Arbeiter), welche ihren Kandidaten, dm
Porteuillearbeiker Welker, auch aus einer am vergangenen Sonn-
tag in Rödelheim abgehaltenen Volksversammlung durchgesetzt
haben, massenhaft einsinden wollen. Bezeichnend für die Lage
ist, daß die preußische Partei mit der sozial-demokratischen
liebäugelt, weil diese den Satz „durch Einheit zur Freiheit"
an die Spitze gestellt hat. Beide operiren gegen die Kandi-
datur des Dr. Passavant, der prenßenseindlich gilt, was aber
wohl nur im beschränkten Sinn zutreffend ist. Gkeiehwoh hat
Paffaoank, nachdem Baron M. E. v. Rothschild definitiv ab-
gelehnt, die meisten Chaneen. (S. M.)
München. Aus dem, was am l. Februar der zweite
Präsident Freiherr von Thüngen, Namens der HH. Fürst
Theodor v. Thnrn und Taxis, Frech, v. Zu-Nhein und Dr.
von Bayer in der Sitzung der Kammer der Reichsrükhe vorlas,
entnehmen wir Folgendes: „Ans den Erklärungen, die Se. D.
der Herr Staatsminister des Aenßern in der Sitzung der Kammer
der Abg. vom 19. und 23. v. M. über die Grundzüge der
bayrischen Politik gegeben hat, haben wir mit Befriedigung
ersehen, daß die Anschauungen des Herrn Staatsministers des
Aenßern sich denjenigen sehr genähert haben, die durch Beschluß
der h. Kämmer der Reichsrüthc in ihrer Sitzung vom 31. Aug.
v. I. als die ihrigen bezeichnet worden find. Wir vermissen
aber in einem Punkt die unzweideutige Bestimmtheit, die wir
von dem Programm des Herrn Staatsministers glaubten er-
warten zu dürfen, und zwar in dem Punkt, der sich ans das
mit dem preußischen Staat anzustrebende Bündniß bezieht.
Wir wünschen nämlich entschiedene Erklärung darüber, daß
dieses Bündniß nur als Bündniß zwischen Gleichgerechtigten
betrachtet werden soll, daß mithin der alleinige Ausspruch
Preußens, es sei die in denn Bündniß festznstellende politische
Eventualität eingetreten, nicht genügen dürfe, uns in einen
Krieg zu verwickeln, sondern daß es der bayerischen Negierung
bei jedem einzelnen Fall unbenommen bleiben müsse, selbst mit-
zuberathen und schließlich selbst zu entscheiden, ob und in wie
weit sie sich Preußen anschließen wolle." Der Redner fährt
fort: „Wir erlauben uns daher, an den Herrn Staatsminister,
und zwar namentlich auch im Hinblick auf die verschiedene
Deutung, die dessen Erklärung sowohl im In- als im Aus-
lande erfahren hat, die Frage zu stellen: „Versteht Se. Durch-
laucht unter dem Bündniß mit Preußen ein Bündniß unter
Gleichberechtigten, mithin ein solches, das bei entgegenstehender
Ansicht jedem Theil in jedem einzelnen Fall die Freiheit der
Mion sichert, oder versteht Se. Durchlaucht darunter ein solches,
das Bayern, wenn auch nur für einzelne Fälle, unbedingt in
das Gefolge Preußens stellen würde'?"" worauf Fürst von
 
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