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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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März (Nr. 27 - 39)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0153

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Wochenvlatt

für die Bezirke

Schwetzingen und Philippsburg.

No. 36.

Samstag, 23. Mar;

1867.

ZS* Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. — Preis: vierteljährlich -15 kr., unter Vorauszahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzcile mit 4 kr. berechnet.
Alle Postanstalten nehmen Bestellungen an.

Baden.
Karlsruhe, 10. März. Dos zwischen Preußen und
Baden durch die Bevollmächtigten beider Regierungen, Herrn
Ministerpräsidenten Otto ».Bismarck und Kammerherrn Ru-
dolph v. Freydorf abgeschlossene Schutz- und Trutzbündniß
lautet wörtlich:
Art. 1. Zwischen Seiner Königlichen Hoheit dem Groß-
herzog von Baden und Seiner Majestät dem König von Preu-
ßen wird hiermit ein Schutz- und Trutzbündniß geschlossen.
Es garantiren Sich die hohen Kontrahenten gegenseitig die
Integrität des Gebiets Ihrer bezüglichen Länder, und verpflich-
ten Sich, im Fall eines Krieges Ihre volle Kriegsmacht zu
diesem Zweck einander zur Verfügung zu stellen.
Art. 2. Seine Königliche Hoheit der Großherzog von
Baden überträgt für diesen Fall den Oberbefehl über Seine
Truppen Seiner Majestät dem König von Preußen.
Art. 3. Die hohen Kontrahenten verpflichten Sich, die-
sen Vertrag vorerst geheim zu halten.
Art. 4. Die Ratifikation des vorstehenden Vertrages
erfolgt gleichzeitig mit der Ratifikation des unter dem heutigen
Tag abgeschlossenen Friedcnsvertrages, also bis spätestens zum
21. August d. I.
Zur Urkund dessen haben die beiderseitigen Bevollmächtig-
ten diesen Vertrag in doppelten Exemplaren unterzeichnet und
ihre Liegel beigedruckt.
So geschehen zu Berlin, den 17. August 1866.
(I.. 8.) gez. v. Freydorf. (I.. 8.) gez. v. Bismarck.
Aus Baden. Bei den Berliner Konferenzen wird Ba-
den der von Preußen angeregten Aufhebung des Salzmonopols
und der Einführung einer gemeinschaftlichen Salzsteuer inner-
halb des Zollvereins seine Zustimmung geben. Auf Bewilli-
gung eines Prüzipuums, wiewohl dieses dem nachgewiesenen
höheren ^alzverbrauch im Großherzogthum (in Baden 23
Pfund auf den Kopf, im nördlichen Deutschland nur 16 Pfund
auf den Kopf) rechtlich wohlbegründet wäre, soll nicht länger
bestanden werden. Dagegen wird erwartet, daß auch Preu-
ßen seinerseits sich werde bereit finden lassen, die Uebergangs-
steuer auf Pfälzer Tabak ganz abzuschaffen oder wenig-
stens zu ermäßigen. Es wäre dies nur eine billige Ausglei-
chung, da die Erhebung von Uebergangszöllen innerhalb des
Zollvereinsgebiets überhaupt als etwas Abnormes und als eine
Disharmonie mit der ganzen neueren Lage der Dinge erscheint.
Versteht sich Preußen, wie Hoffnung vorhanden sein soll, dazu,
auf dem Gebiete der materiellen Interessen dem Prinzip der
Einheit und Gleichheit v§lle Rechnung zu tragen, so wird die
Einführung einer gemeinschaftlichen Salzsteuer, wobei Baden
jedenfalls Opfer bringt,'bei uns die öffentliche Meinung für
sich haben und das Gehässige einer einseitigen Maßregel ver-
lieren.
— Angeregt von kompetenter Seite in Karlsruhe, beab-
sichtigen mehrere Gewerbvereine und mehrere landwirthschaft-

liche Bezirksvereine, Mitglieder aus ihrer Mitte, welche die
nöthige Ausbildung und Strebsamkeit besitzen, zur Pariser
Weltausstellung abzusenden, und den größeren Theil ihrer Reise-
kosten ihnen zu vergüten. Dies sollte im ganzen Lande Nach-
ahmungen finden, vor Allem aber dort, wo die Gewerbthätig-
keit noch auf einer niedrigen Stufe steht. Mau könnte hier-
über sehr eklatante Beweise beibringen, welche eine merkwürdige
Indolenz gegen alle Verehrungen beurkunden. Leider höre ich
von Vielen sehr tüchtigen Industriellen in Baden, daß sie ihre
Fabrikate nicht zur Ausstellung bringen, weil der Kostenanf-
wand unverhültnißmäßig groß ist. Daß die wichtigsten .Han-
delsprodukte unseres Landes würdig vertreten sind, ist das
Verdienst des bad. Kommissärs bei der Ausstellung, des Hrn.
Geh. Referendürs I)r. Dietz.
.Heidelberg, 17. Mürz. Heute wurde der vielgekannte
und beliebte Geh. Tr. L. Hänßer beerdigt. Dem Leichen-
zuge folgten u. A. die akademischen Eorporationen, die Herren
"Staatsbeamten, Geistlichen, Professoren und eine sehr große
Anzahl seiner Verehrer und Freunde, unter letzteren sahen wir
auch Herrn Staatsrath Dr. Iolly und Frhr. Ungern-Srern-
berg. — Der Verstorbene war im Oktober 1818 in Kleeberg
im Elsaß geboren.
Mosbach, 14. März. Unterm heutigen wurde Here
Gerichtsnotar Heisch in gleicher Eigenschaft nach Heidelberg,
versetzt.
Deutschland.
Berlin, 20. Mürz. Die Provinzial-Correspondenz be-
merkt zu den preußisch-süddeutschen, resp. den von Preußen
mit Baiern und Baden abgeschlossenen Bündnißverträgen, welche
jetzt veröffentlicht sind: Nachdem die Gründe der Geheimhal-
tung dieser Verträge jetzt geschwunden, sei Gewißheit vorhan-
den, daß die Mainlinie keine Grenzscheide sei, und daß die na-
tionale Einigung und nationale Kraft fester als je begründet
seien. Hierin werden zugleich Deutschland und Europa die
Bürgschaften des Friedens erkennein
In Celle weigerten 230 Landwehrmünncr dem neuen
Könige den Eid; sie sind dafür sofort zwangsweise in die
Linie eingestellt und nach L-tade eskortirt worden.
Franlsuvt, 20. März. Nach einein Telegr. des Franks.
Journ. aus Wien beginnt heute der Aufmarsch dreier Briga-
den zur Aufstellung als Beobachtnngskorps an der türkischen
Grenze.
München, 19. Mürz. Die Bayr. Ztg. veröffentlicht
einen Schutz- und Trutzbündnißvertrag zwischen Preußen und
Bayern vom 22. Aug. 1866; derselbe garantirt gegenseitige
Gebietsintegritüt und verpflichtet die Krontrahenten, „im Falle
eines Kriegs ihre volle Kriegsmacht einander zur Verfügung
zu stellen." Der König von Bayern übertrügt für diesen Fall
den Oberbefehl seiner Truppen dem Könige von Preußen. Der
Vertrag war vorerst geheim zu halten.
 
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