Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

DOI Kapitel:
Mai (Nr. 53 - 65)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0247

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wochenblatt

für die Bezirke

Schwetzingen und Philippsburg.

ko. 57.

Samstag, 11. Mai

1867.

Erscheint Dienstag, Donnerstag und S a m st a g. — Preis : vierteljährlich 45 kr., unter Borallszahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzeile mit 4 kr. berechnet.
Alle Postanstaltcn nehmen Bestellungen an. Die Boten erhalten 2 kr. monatlich.

Telegram m e.
Wirrt, 8. Mai. Tic Abcndpost (Beiblatt der amtlichen
Wiener Ztg.) veröffentlicht folgendes Telegramm ans London:
In der Konferenz wurde der bereits ausgearbeitete Entwurf
eines Vertrages r orgelegt, welcher mit Ausnahme eines einzigen
Artikels allgemeine Zustimmung fand. Es ist gegründete Aus-
sicht auf eine baldige Verständigung vorhanden.
Berlin, 9. Mai. England übernimmt die Garantie
für Luxemburgs Neutralität in begrünztem Umfange. Für
Vereinigung Luxemburgs mit Belgien: wollte Belgien 12 Mill.
Frcs. zahlen. Frankreich und Holland waren einverstanden,
Rußlands Ansicht ist unbekannt, Preußen hatte Bedenken.

Luxemburg uud die Konferenz.
Die Besorgnisse, von welchen in den zwei letzten Tagen
die Börsen Europas gcängstigt waren, haben sich nicht erfüllt:
Tie Konferenz ist nicht verschoben worden, ist nicht vor der
Gebnrt schon eines kläglichen Todes'verblichen, sie hat vielmehr
am 7. Mai, wie es bestimmt war, ihre erste Sitzung gehalten,
und von all den diplomatischen Größen, auf welche jetzt die
Augen Europas gerichtet sind, fehlte kein theures Haupt. Den
Vorsitz der Konferenz, die in demselben Lokale zusammentrat,
wie die Konferenz von 1864, führte Lord Stanley, der Staats-
sekretär des Auswärtigen, der wahrscheinlich noch den Grafen
Malmesbury zu seiner Unterstützung bciziehen wird. Für Preu-
ßen war anwesend der Graf Bernstorff, dem Herr v. Savigny
zur Seite stehen wird, für Frankreich der Fürst de la Tour
d'Auvergne, für Oesterreich der Graf Apponyi, für Rußland
der Freiherr v. Brunnow; ferner für Italien der Marchese
Tapparelli d'Azeglio, für Belgien Hr. van de Weyer, für die
Niederlande Freiherr v. Bentinck; endlich für das Großherzog-
thum Luxemburg der Minister Baron v. Tornaco und der
'^taatsrath Servais. Die erste Sitzung war keineswegs, wie
man erwartet hatte, ausschließlich mit Formalitäten ausgesüllt,
man verständigte sich vielmehr sofort über eine Formulirnng
der Grundlage der Verhandlungen und fand dieselbe in der
Formel: Europäische Garantie für die Neutralität Luxemburgs.
Aber damit sind die eigentlichen Schwierigkeiten der Frage erst
blosgelegt, nicht gelöst. Die Aufgabe ist, solche Garantien zu
finden, die für alle Theile befriedigend sind, und ob solche zu
finden sind, ist eben die Frage. Eben hier laufen die Inter-
essen weit auseinander. Preußen will durch diese Garantien
nicht betrogen, Frankreich nicht genirt, die andern Mächte nicht
verpflichtet sein. Preußen hat einen unzweideutigen Beweis
seiner Versöhnlichkeit und Friedensliebe gegeben, indem es nicht
einfach auf dem Recht beharrt, das ihm die Verträge unzwei-
felhaft zusprechcn. Es ist vielmehr bereit, zu einer Revision
eben dieser Vertrüge, auf welchen sein Recht beruht, die Hand
zu bieten. Europa hat Preußen gewisse Rechte auf Luxemburg
ertheilt, Europa ist — zu diesem Zugeständnis; hat sich Preu-
ßen herbeigelassen — berechtigt, andere Kombinationen aufzu-
stellen, wenn nur die Zwecke, zu welchen jene früheren Verträge

geschlossen waren, nicht gefährdet werden. Und hier beginnt
eben die Schwierigkeit. Zu wie großen Zugeständnissen auch
Preußen im Interesse des Friedens geneigt sein mag, davor
muß es auf alle Fälle gesichert sein, daß das bisher zu Deutsch-
land gehörige Großherzogthum nicht eines Tages an Frankreich
falle. Diese Eventualität ist aber unzweifelhaft näher gerückt,
sobald Preußen die Festung räumt. Frankreich hat bereits die
Hand nach Luxemburg ausgestreckt, fein Handel mit dem Sou-
verän des Großherzogthums war bereits abgeschlossen, und cs
ist sonnenklar, daß Frankreich heute bereits im Besitz Luxem-
burgs, wenn die Preußische Garnison nicht wäre. Ist nun
Preußen gleichwohl auf den Wunsch Europas und um den
Frieden zn erhalten, geneigt, aus Luxemburg sich zurückzuziehen,
so ist es ebenso berechtigt als verpflichtet, das nur unter der
Bedingung zu thun, daß Europa künftig auf irgend eine Weise
denselben Schutz für das Gränzland leiste, der: bisher Preußen
im Auftrag Europas geleistet hat. Nicht ein papiernes Proto-
koll, Pk! dessen Abfassung die Augurn am grünen Tische selbst
das Lachen nicht halten können, sondern bündige Garantien
wird nnd muß Preußen verlangen, bevor es diesen Ehren- und
Wachtposten verläßt. Worin nun diese Garantien bestehen
sollen, wie die bisher durch die preußische Garnison erfüllten
Zwecke künftig auf andere Weise erfüllt werden sollen: dies zu
finden, ist die Aufgabe der Konferenz. Schon jetzt aber zeigt
sich, daß die Mächte wenig Geneigtheit verspüren, Garantien
zu übernehmen, welche ihnen wirkliche Verpflichtungen auf-
erlegen. Von Belgien ist cs begreiflich, daß es von vornherein
nur auf eine „moralische" Garantie sich einlassen will. Aber
auch in England sträubt sich die öffentliche Meinung, und
scheint sich auch die Regierung zu sträuben, mehr als eine „mo-
ralische," d. h. werthlose Garantie zu übernehmen. Werden
die andern Mächte geneigter dazu sein, und wird Frankreich
einem Abkommen znstimmen, das den definitiven Verzicht auf
das begehrte Land bedeutet'? Haben schon in den letzten Tagen,
je näher die Konferenz rückte, die Friedenshoffnungen sich merk-
lich gekühlt, so wird die jetzige Präzisirung der eigentlichen
Schwierigkeit kaum dazu beitragen, das Vertrauen in das Ge-
lingen der Konferenz zn stärken. S. M.
Baden.
Karlsruhe, 9. Mai. Wie man vernimmt, dürfte das
System der allgemeinen Wehrpflicht in Baden nach preußischem
Muster schon bald, und zwar im Wege eines provisorischen Ge-
setzes, eingeführt werden. Man beschleunigt die Arbeiten für
die Konskription Pro 1868, um, wie dies in Preußen geschieht,
diejenige Altersklasse, welche im laufenden Jahre das 20. Le-
bensjahr zurücklegt, schon auf 1. Oktober d. I. einberufen zu
können.
Bruchsal, 8. Mai. Heute Nachmittag 1T/2 Uhr gerieth
ein badischer Eisenbahn-Wagen, mit Petroleum beladen, von
Mannheim kommend und nach Württemberg bestimmt, vor der
württembergischen Güterhalle, wo derselbe umgeladen werden
sollte, in Brand. Der Wagen wurde sofort abgesondert und
 
Annotationen