Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

DOI chapter:
März (Nr. 27 - 39)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0137

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Wochenblatt

für die Bezirke

Schwetzingen und Philipps-urg.

kto. 33.

Samstag 16. Mürz

1867.

Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. — Preis: vierteljährlich 45 kr., unter Vorauszahlung.
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzeile mit 4 kr. berechnet.
Alle Postanstalten nehmen Bestellungen an.

D i err st rr a ch r i ch t err.
Karlsruhe, 14. März. Durch höchsten Befehl Seiner
Köinglichen Hoheit des Großherzogs vom 8. d. Mts. erhält
Oberleutnant Georg Sutter vom Jnvalidenkorps den Charak-
ter als Hauptmann; ferner vom 9. d. Mts. erhalten die
Dienstauszeichnung 2. Klasse für Offiziere: Mafor .^aver von
Merhart im (1.) Leib-Grenadierregiment und Mafor Karl
Sachs im 2. Infanterieregiment König von Preußen.

Baden»
Bühl, 14. März. In der verflossenen Nacht hatte ein
Werkstattsarbeiter auf dem hiesigen Bahnhof das Unglück,
während des Rangirens der Wagen zwischen zwei Puffer zu
gcrathen. Er wurde so schwer beschädigt, daß er nach kurzer
Frist seinen Geist aufgab.
Deutschland.
Berlin. Graf Bismarck hat gestern, am 11. d. M.,
im Reichsrath erklärt, eine Einiguug mit den süddeutschen Staa-
ten sei angebahnt, und bei einem etwaigen Angriff von Außen
werde Nord- und Süddeutschland Zusammenhalten. Alles deut-
liche, durch nichts wegzudisputirende Zeichen, daß die Kluft,
welche der deutsche Krieg zwischen Nord- und Süddeutschland
aufriß, sich auszufüllen beginnt. Möchre der Tag immer fern
bleiben, wo Prüfungen von außen den deutschen Frieden, ehe
er noch Bestand und Dauer gewonnen hat, erschüttern! Daß,
ein solcher Tag kommen kann ist die gewichtigste Aufforderung,
auch mit Opfern die Gewähr zu erstreben, daß er ganz Deutsch-
land einig finde. Als solches Opfer, und als ein schweres, er-
scheint Vielen jetzt die neue in Ueberstimmung mit über 30
Millionen Deutscher zu gestaltende Wehrverfassung. Gewiß
wird bald genug der Entschluß bei den süddeutschen Bevölkerun-
gen reifen, ein Mittel zum Zweck nicht von der Hand zu weisen,
dessen Anwendungun abwendbar ist, wenn auch uns aus
schweren Erfahrungen endlich gute Früchte reifen sollen.
Ellwangen, 12. März. Trotzdem, daß es in der
Nacht von vorgestern auf gestern so stark regnete, daß die Jagst
(diesen Winter fetzt zum neuntenmal) austrat, so war dennoch
die Zufuhr auf dem gestrigen Viehmarkte sehr stark. Anfäng-
lich war der Verkehr unbedeutend, als aber auf dem ersten
Zuge von Aalen her unter einer großen Masse von Fremden
auch viele Käufer kamen, so ging der Handel sehr lebhaft.
Die Preise für fette Ochsen bewegten sich zwischen 32 und 35
Karolin, so daß also pro Centner lebendes Gewicht ungefähr
12 bis 15 fl. bezahlt wurde. Für Kühe, Kalbeln und Klein-
vieh wurden ebenfalls verhältnißmäßig hohe Preise bezahlt.
Zur Fortschaffung des Vieh's, das von Händlern aus entfern-

teren Gegenden aufgekauft wurde, brauchte man auf der Bahn
im Ganzen 29 Gepäckwagen.
Wurzach, 11. März. Schon wieder, habe ich ein
Attentat von gränzenloser Frechheit mitzutheilen. Am letzten
Donnerstag wurde eine von hier im Heimgehen begriffene
Weibsperson von Albers auf der an obigem Tage wegen des
Jahrmarks frequenten Straße in der Mittagstunde, höchstens
500 Schritte von der Stadt entfernt, von einem unbekannten
Burschen angegriffen, zu Boden geschlagen und, weil sie Wider-
stand entgegensetzte, so wurde sie von dem Unmenschen mit
einer Masse Schnittwunden an der Hand, am Arm, im Ge-
sicht bedeckt und zuletzt auch noch eines der Ohrenlüppchen ihr
weggeschnitten. Dieselbe wurde von einem auf den Markt
fahrenden Bauern am Wege liegend getroffen, aufgeladen
und in einem argen Zustande hierher gebracht. Lebensgefähr-
liche Wunden hat sie keine erhalten. Bis jetzt war es nicht
möglich, den Thüter auszukundschaften, der sich wahrscheinlich
unter den Marktleuten verlaufen hat.
Frankreich.
Paris, 14. März. Dem gesetzgebenden Körper ist jetzt
auch der Bericht über die definitive Regelung des Budgets von
1863 vorgelegt worden. Die Gesammtausgaben im Ordina-
rium betrugen in jenem Jahre 20,468 Mill., wozu noch mehr
als 240 Mill. für das sogenannte Spezialbudget kommen.
Fould hatte einen Ueberschuß von 8,360,041 Fr. herausge-
rechnet, in Wirklichkeit aber schließt das Budget ab mit einem
Defizit von 22,131,600 Fr., trotzdem die Einnahmen die
Voranschläge um 195,477,000 Fr. überschritten hatten. Die
gesummte Abweichung von dem ursprünglichen Budget beträgt
also 225,969,041 Fr. Dieses Ergebniß ist nicht auffallend,
wenn man bedenkt, daß in jenem Jahre die mexikanische und
cochinchinesche Erpedition allein 159,471,000 Fr. verschlungen
haben. — Die Gardedivision Bourbaki wird schon am 15.
März mit Chassepotgewehren versehen werden.
Amerika.
Philadelphia, 22. Febr. Traurig ist es für mich, Be-
richten zu müssen, daß sich die Morde durch Deutsche ausge-
führt hier mehren. Kaum war das Gerede über den sieben-
fachen Mörder Probst verklungen, so wurde ein anderer Deut-
scher als Mörder eines gewissen Wächele aus Württemberg
eingezogen, für schuldig gefunden und zum Strang verurtheilt.
Gestern erschoß im offenen Gerichtssaal in der Stadt Phila-
delphia ein Deutscher Namens Thomas Leins einen Lands-
mann Namens Eller, der angeklagt war, des ersteren 11jährige
Tochter mißhandelt zu haben. Einer unserer tüchtigsten deut-
schen Advokaten, Herr Friedrich Dittmann, wird mit Nächstem
eine Schrift über die schweren Verbrechen, welche seit einigen
Jahren in Philadelphia ausgeführt wurden, herausgeben.
 
Annotationen