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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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April (Nr. 40 - 52)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0181

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. 42.

Samstag, 6. April

Erscheint Dienstag, Donnerstag und S a in st a g., — Preis : vierteljährlich 45 kr., unter Vorauszahlung.
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzeile mit 4 kr. berechnet.
Alle Postanstalten nehmen Bestellungen an. Tic Boten crhattcn 2 kr. monatlich.

fern zu halten von deutscher Erde! Möge der heutige Tag, an

Baden.
Karlsruhe, 31. März. (Fr. I.) Der Umstand, daß das
Darmstüdtische Contingent nach den Erklärungen des Kriegs-
ministers v. Roon in keinem der Verbände der norddeutschen
Armee eingereicht wurde, wird dahin gedeutet, daß die süddeut-
schen Kontingente im Heeresverband unter sich vereinigt blei-
ben sollen; wahrscheinlich werden aus ihnen besondere Eorps
gebildet, die sich den norddeutschen anreihen.
Vom Bodensee, 1. April. Zum Aufschwung der
hiesigen Landwirthschaft ist von kompetenten Seiten mehrfach
der Wunsch in Anregung gebracht worden, daß sür den Trans-
port von Vieh, von landwirtschaftlichen Geräthcn und von
künstlichem Dünger Frachtermäßigung auf den großh. Staats-
eisenbabnen gewährt werden möge. Auch in Preußen ist, wie
die dortigen volkswkrthschaftlichen Blätter berichten, von den
Landwirthen ein gleiches Ansinnen gestellt worden und wird
wohl Berücksichtigung finden. Die hiesigen Zustände verlangen
gebieterisch eine Unterstützung durch den Staat, die nicht
einmal ein Opfer genannt werden kann, da dergleichen
Frachtermäßigungen eine höhere Frequenz zur Folge haben.
Leider sinkt das Grundeigenthum hier noch immer weiter im
Kreise, und ist der Bauer jetzt vorzugsweise auf Hebung der
Viehzucht angewiesen, da sür die Haupthandelspflanzen der
Boden und das Klima weniger geeignet ist, als in andern
Landesgegenden.
Deutschland.
Berlin, 3. April. (Fr. I.) Der Schluß des Reichstags
ist auf den 17. d. festgesetzt. Von der Ersetzung des bis-
herigen Gouverneurs von Luxemburg (General der Infanterie
von Brauchitsch) durch General von Gäben ist wegen der fried-
lichen Wendung der Dinge Abstand genommen.
Berlin, 1. April. Der Reichstag zeigte heute eine
außerordentlich erregte Physiognomie; schon vor der Sitzung
standen die Mitglieder der verschiedensten Parteien in Gruppen
zusammen, in der lebendigsten Diskussion begriffen. Aus allen
Gruppen hörte man den Namen Luxemburg. War es in den
letzten 24 Stunden ja bekannt geworden, daß zwischen Holland
und Frankreich Verhandlungen über die Abtretung Luxemburgs
schwebten und vielleicht schon zum Abschlüsse gelangt seien, und
daß dem eben zur nationalen Begründung zusammentretenden
Deutschland die Gefahr drohe, ein schönes Stück deutscher Erde
mit 200,000 guten Deutschen verschachert zu sehen. Ueberall
sprach sich die Meinung aus, daß nach den übereinstimmenden
Nachrichten aus Frankreich dort der Krieg mit Deutschland ge-
wünscht werde, um der Neugestaltung des letzteren hindernd in
den Weg zu treten. Möge Frankreich aus der heutigen Haltung
des Reichstags die Mahnung entnehmen, daß wir gewillt sind,
mit ihm gemeinsam zu arbeiten an den Werken des Friedens
und der Gesittung; daß aber kein Deutscher, ob er an der
Weichsel oder am Rhein, an der Ostsee oder am Bodensee
wohne, sich scheuen wird, sein Alles daranzusetzen, um Schande

welchem in Frankreichs Hauptstadt die große Ausstellung der
Werke des Friedens aller Nationen eröffnet wird, ein gutes
Vorzeichen sein, daß bald die drohenden Wolken von der Sonne
des Rechts und der Gesittung verschwinden und Deutschlands
und Frankreichs Bevölkerung einzig und allein fortan wetteifern
wollen und werden in der Förderung menschlicher Kultur und
menschlichen Wohles!
Frankreich.
Paris, 1. April. Heute Nachmittag 2 Uhr wurde die
Ausstellung durch den Kaiser in Begleitung der Kaiserin eröff-
net, aber statt einer solennen Eröffnungsrede, welche man un-
geduldig erwartete, hielt er blos einige Ansprachen der Befrie-
digung an die verschiedenen Commissionsmitglieder. Der Kai-
ser soll kränklich und die Kaiserin angegriffen ausgesehen ha-
ben. Der kaiserliche Prinz, welcher bekanntlich Ehrenpräsident
der Ausstellung ist, und nach Mittheilungen des „Moniteur"
wieder hergestellt sein soll, war nicht erschienen. Für die er-
sten 8 Tage kostet der Eintrittspreis in das Ausstellungsge-
büude 5 Fr., nachher 1 Fr. — Nach der „Allg. Ztg." soll
die erste Ausstellung in Paris im Jahre 1798 kurz nach der
französischen großen Revolution stattgefunden haben, und von
dem damaligen Minister Neuschateau, welcher die französischen
Fabrikanten durch Preisbewerbung zur Verbesserung der Industrie
aneifern wollte, in's Leben gerufen, nachdem vorher das Zunft-
wesen der Hemmschuh von Kunst und Industrie aufgehoben wurde.
Bei jener Ausstellung betheiligten sich von den damaligen 98
Depnrtemcnten nur 16, und dabei waren es nur 110 Aus-
steller. Tic Ausstellung selbst eine nur ärmliche Bretterbütte.
Von fremden Staaten war sie fast ganz übersehen. Man be-
trachte nun dagegen die Ausstellung von 1867. — Die
Zweigbahn, welche das Marsfeld mit der Gürtelbahn und
durch diese mit dem gesummten europäischen Eisenbahn-Netz in
unmittelbare Verbindung setzt, wird heute, den 1. April, am
Eröffnungstag, dem Publikum zur Benützung übergeben. Es
werden aus derselben jeden Tag 28 Züge auf dem Marsfeld
ankommen. — Die Schneider haben nun wirklich in ihrer letz-
ten Versammlung die angedrohte Arbeitseinstellung begonnen.
Dieselbe geschah aber nicht wie bei andern Handwerkern in
Blousen, sondern in feinsten modernsten Anzügen. 25,000
Arbeiter sollen die Arbeit eingestellt haben.
Holland.
Haag, 4. April. (Telegramm.) Die Abtretung Luxem-
burgs ist vom König von Holland aufgegeben. Der franzö-
sische Gesandte dahier wurde durch den Minister des Aeußern
hiervon unterrichtet.
Rußland.
Warschau, 2. April. Nach den neuesten Nachrichten
soll der Kaiser von Rußland bis kommenden Mai hierher ein-
treffen, von wo er sich nach Berlin begeben wird, um mit
dem König von Preußen die Ausstellung in Paris zu besuchen.
 
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