für die Bezirke
Schwetzingen und
^0. 22. Dicnlintz, w. Iclnuar ^ 1867.
ZM. Erscheint Dienstag. D onnerstag unv S a m st a g. — Preis : vierteljährlich 45 kr., unter Vorauszahlung.
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Msu abmmirr ,'ich in Schwetzinge n bei der Expedition dieses Blattes, in H o ck e n h c i m bei Herrn P. D r e ch s e I und in Philipvsb >: r g
bei Herrn A Nton Reicher t. Beide Herren lind bereit, Anzeigen für das Wochenblatt zu befördern.
Die Boten haben für das Ueberbringcn des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechcn.
Baden.
Aus Baden den 1.2. Febr. Innerhalb der nächsten zwei
Jabre wird ein großer Thcil der beabsichtigten Eisenbahnen
ansgekaut sein. Mit Ausnahme weniger noch rückständigen
Linien wird alsdann das badische Eisenbahnnetz, so weit es von
Staatwegen gebaut werden soll, seine Vollendung erreicht haben.
Damit wird aber auch die Nothwendigkeit immer sichtbarer sich
Herausstellen, die weiteren erforderlichen Schienenverbindungen,
welche im Interesse einzelner Bezirke liegen, durch Aktienge-
sellschaften herzustellen. Eine nicht unbeträchtliche Anzahl von
Planen ist bereits in dieser Beziehung angeregt, allein da man
gewohnt war, daß der Staat die Ausführung auch minder
wichtiger Linien in die Hand nahm, so blieben diese Plane
aus Mangel an Zähigkeit in der Regel nur aus dem Papier,
sobald eine abschlägige Antwort aus Karlsruhe eintraf. Es
wäre gut, wenn man sich bei Zeiten die Lage des Staates
vergegenwärtigen würde, der die Eisenbahnschuld unmöglich
viel weiter mehr erhöhen kann. Und wenn man dann die ver-
schiedenartigen Kräfte von Gemeinden und Privaten in Anspruch
nehmen würde, um die Wohlthat der Schienenverbindnng zu
erlangen. Man bespricht und rühmt stets die Vortheile der
Selbsthülfe, hier gilt es, zur That zu schreiten.
Karlsruhe, 16. Febr. Seitens der Abtheilnng des
großh. Obermedizinalraths für das Detcrinärwesen wurden
im Jahr 1866 7 Kandidaten geprüft, welche alle bestanden.
Mit Einschluß der beim Militär angestellten 10 Pferdeärzte
gibt es jetzt 165 Thierärzte, im Großherzogthum. Von diesen
sind 50 zu Bczirks-Thierärzten ernannt. Es sind nur noch
2 Amtsbezirke (Mosbach und Sinshei n) mir Bezirks-Thierärzten
zu besetzen ; in 2 Bezirken «Ueberlingen und Lörrach) sind deren
je 2. Nach einem Beschluß des großh. Ministeriums des Innern
sollen alle künftig anzustellenden Bezirks-Thierärzte einer be-
sonderen Dienstprüfung unterzogen werden. Die von Oester-
reich kommenden Viehtransporte nach Frankreich sind fortwährend
der veterinärpolizeilichen Aufsicht unterworfen. Es kamen von
Viehseuchen 1866 vor: Hundswuth oder Verdacht derselben in
46 Bezirken, Rotz und Wurm in 35, Lungenseuche in 13,
Milzbrand in 7, und Maul- und Klauenseuche in 4 Bezirken.
Wirklich konstatirt wurde die Wuthkrankheit nur an einem
Kunde; außerdem aber an mehreren von Hunden gebissenen
Stück Rindvieh und Schaken.
Karlsruhe, 16. Febr. Zu Mitgliedern der internatio-
nalen Jury der Weltausstellung zu Paris sind von Baden
ernannt: Für die Klasse Uhren Hr. Oberschulrath Dr. Fr ick,
und für landwirthschaftliche Rohprodukte der Generalsekretär
des landwirthschaftlichen Vereins, Herr v. Langsdorfs. Die
Absendung der Ausstellungsgegenstände nach Kehl hat bis Ende
Februar, wo die zollamtliche Behandlung vorgenommen wird,
zu erfolgen. Während der Sammlung der Ausstellungsgegen-
! stände wird dort ein Beamter der großh. Ausstellnngskommistiou
gegenwärtig sein. Für Sendungen, welche nach l. März ein-
treffen, haben die Allssteller die Transportkosteil nach P/iris
selbst zu tragen. Die Staatskasse wird, für Schäden oder Ver-
luste beim Transport in keinem. Fall Ersatz, wohl aber neben
den Transportkosten von Kehl nach Paris die Transportver-
sicherung nach den bestehenden Reglements übernehmen. Weder
die kaiserl. noch die großh. Kommission übernimmt die Ver-
sichernng der Ausstellungsgegenstände gegen Feuersgesalr
während der Dauer der Ausstellung. Wer seine Gegenstände
zu versichern wünscht, hat dies selbst zu thnn. Für die Be-
sorgung des Transports der Gegenstände vom Bahnhof in
^ Paris zum Ausstellungsgebüude, für Aufbewahrung, einschließ-
j lich der Versicherung gegen Feuersgefahr der leeren Kisten,
! Emballagen :c., für Rücktransport vom Ausstellnngsgedäude
I zum Bahnhof am Schluß der Ausstellung ist zwischen der großh.
Kommission und den Spediteuren fliestest ä lWzKsrrö. 42
rwlivs 6t. Tnugmliu. pari« eine Vereinbarung getroffen worden.
In ^adenbur'ft, seit Jahren ein reicher Fundort römi-
! scher Alterthümer, ist dieser Tage mit Silber lind Kupfermün-
! zen von Trajan bis Alerander Severns reichend, ein großer.
1 Fuß hoher, und mit den fetzt gefundenen Bruchsteinen 32
Fuß langer Fries aus Sandstein gefunden worden, der außer
den Eigennamen (st. Vennonins, G. Gabinins Pompeianns,
Peregrinus, G. Easnus und Martialin, auch die Worte Lo-
podun. und Vie. Lop. (Vieani I^op>ocknu6Q808) enthält.
Bühl, 12. Februar. Am 10. d. M. wurde eine vier
noch nie vorgekommene Festlichkeit in der hiesigen Simagogc
in sehr ansprechender Weise gefeiert: die diamantene Hochzeit
des hiesigen Ehepaares Kaufmann Schweizer und Rachel, geb.
Ullmann. Lallt einer von Hrn. Bezirksrabbiner Schott von
der Kanzel aus vorgezeigten Urkunde hat dieses Greisenpaar
am 10. Februar 1807 seine eheliche Verbindung erhalten, de-
ren 60jährigen Bestand sie heute, bei noch sehr guter Geistcs-
lind Körperkraft, feierten. Die ganze Stadteinwohnerschaft
freute sich dieses Ereignisses und bewies durch ihre Anwesen-
heit bei der gottesdienstlichen Feier, soweit die Räume der
Svnagoge es gestatteten, ihre freundlichste Theilnahme. Auch
die Spitzen der Staats- und Gemeindebehörden wohnten deni
feierlichen Akte bei. Den Glanzpunkt desselben bildete die
freudige Ueberraschung, welche dem Jubelpaar durch ein Gna-
dengeschenk von Sr. Kön. Hoheit dem Großherzog bereitet
wurde. Der Herr Bezirksrabbiner, welcher die fürstliche Gabe
zu überreichen hatte, vollzog dies mit beredten, von Herzen
kommenden und zu .Herzen dringenden Worten. Hieran schloß
sich die Uebergabe eines Geschenks von Seiten der Mitglieder
des hiesigen Synagogenrathes, bestehend in einem Psalinbucd.
Den Schluß des Aktes bildete der allgemeine Prie-
! stersegen und eine Jubelhymne, welche der hiesige Synagogeu-
! chor, wie die übrigen Gesänge sehr gelungen vorgetragen hm.