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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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März (Nr. 27 - 39)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0163

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Wochenblatt
für die Bezirke

Schwetzingen und Philipps-mg.

No. 38.

Donnerstag, 28. Marz

1867.

Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. — Preis: vierteljährlich 45 kr., unter Vorauszahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzcile mit 4 kr. berechnet.
Alle Postanstalten nehmen Bestellungen an.

8 Das bairisch-badische Schutz- und Trutzbündnisz
mit Preußen.
Die Veröffentlichung der im August v. I. zwischen Bayern
und Baden mit Preußen abgeschlossenen Verträge konnte nicht
verfehlen, großes Aufsehen zu machen. So getheilt auch die
Ansichten über die Zukunft Deutschlands sein mögen und in
der That sind, so glauben wir doch über das Resultat selbst
die größte allgemeine Befriedigung constatiren zu können. Ge-
rade die Besorgnisse, daß durch das Einhalten der Main-
linie die Spalte Deutschlands nicht nur nicht, wie man er-
wartet, gehoben, sondern vielmehr ins Unendliche erweitert
werden und Süddeutschland dadurch der Tummelplatz und
Spielball fremder Mächte zu werden verdammt sein könnte,
waren es, welche den Patrioten vielfach in Angst und Beklom-
menheit versetzten. Hätte mail damals schon ahnen können
und dürfen, daß die Brüder zur Einigung Süddeutschlands
mit Norddeutschland bereits geschlagen, so würden sicher viele
Herzen freier geschlagen haben.
Es liegt in der Natur der Sache, daß bei jeder Aende-
rung frühere Sympathien nicht so leichthin überwunden wer-
den und es ist gut, daß dem also ist. Jedes neue Verhält-
nis und wenn es auch bessere Zustände mit sich führt, ist
etwas ungewohntes und man muß sich erst hineinzufinden wis-
sen, ehe man dessen Vortheile auch faktisch empfindet. Das
darf aber nicht so weit gehen, daß man, nachdem man einmal
die Nothwendigkeit einer Sache erkannt und einzusehen Gele-
genheit hatte, daß der einzige Weg einer Einigung
unter den vorliegenden Verhältnissen der einge-
schlagene ist, aller besseren Ueberzeugung Auge und Ohr ver-
schließt und absolut dahinaus will, wo keine Oeffnung ist.
Wenn wir auch tausendmal die volle Ueberzeugung hätten, daß
cs noch vielleicht einen viel besseren Weg hätte geben können,
der uns zum ersehnten Ziele der Einheit und Freiheit Hütte
führen können, so könnten wir uns doch immer der Einsicht
verschließen, daß wie die Dinge sich entwickelt haben, nur
durch den engsten Anschluß an die Vormacht dies Ziel
jetzt noch möglich ist. Wer aber aus Verbissenheit darüber,
daß die Dinge nicht so gekommen, wie er sie in seinem Kopf
zurechtgerichtet, das Kind mit dem Bade ausschütten wollte,
der würde dadurch den besten Beweis liefern, daß er ein
Theologe, aber kein Politiker sei.
Es ist das Zeichen einer großen staatsmännischen Bega-
bung im gegebenen Augenblick mit richtigem Blick das Rich-
tige vorauszusehen und zu vollbringen, und wer dies thut, hat
in der That zu rechter Stunde einen glücklichen Griff gethan.
Wenn daher die bezeichneten Negierungen nicht säumen, gleich
im Beginn die erste Gelegenheit, welche sich ihnen bot, die
Spaltung Deutschlands zu verhüten, gleichsam beim Schopfe zu
fassen, so haben sie damit ihre Pflicht in vollstem Maße erfüllt.
Ihnen daraus einen Vorwurf machen wollen, daß sie nicht
erst bei ihren betreffenden Kammern angefragt, ist in einer

Angelegenheit, wo, abgesehen davon, daß die Stimmung des
Auslandes mit in Betracht zu ziehen ist, es sich um die ganze
Zukunft handelt, ebenso ungerecht, als absurd.
Die Hauptfrage ist die, soll Deutschland dauernd ge-
theilt bleiben oder nicht. Da letzteres der Wunsch aller
ehrlichen Parteien ist, so kann es sich nur noch um die Frage
handeln: auf welche Weise ist dies Ziel zu erreichen. Glaubt
man aber im Ernste, daß durch die Deduktionen, und seien sie
noch so scharfsinnig, die faktische Lage eine andere würde?
Glaubt man wirklich, die leitende Macht und ihre Agenten
ließen sich dadurch bestimmen, ihren Weg sofort zu verlassen
und sich geradezu auf Seite derer zu stellen, die nur xnrtont
einen anderen Weg gehen wollen?
Es ist von dem gesunden Sinne des Volkes nicht anders
zu erwarten, als daß es, von allen Sympathien und Antipa-
thien Umgang nehmend, sich an das Praktische allein halte und
zur Erkenntniß gelange, daß blos auf diese Weise seine äußern
und innern Zustände zur, wenn auch allmähligen, doch vollen
Geltung gelangen können.

Baden.
Karlsruhe, 28. Mürz. Se. K. Hoheit der Großher-
zog haben unterm 18. Mürz l. I. dem kgl. württ. Minister
der auswärtigen Angelegenheiten, Freiherrn von Varnbüler,
das Großkreuz zu verleihen, geruht.
Aus Baden, 23. März. Die Aufstellung des Budgets,
das den Stünden sogleich bei ihrem Zusammentritt zu Anfang
Oktobers vorgelegt werden soll, bietet diesmal besondere
Schwierigkeiten. Denn einmal fallen mehrere bisherige unmittel-
bare Einnahmsquellen ganz weg; dahin gehören die nicht un-
beträchtlichen Gefälle vom Rheinoktroi mit jährlich etwa 83,000
fl., von Wasserzöllen auf Nebenflüssen von durchschnittlich
75,000 fl. für das Jahr. Außerdem stehen bei andern regel-
mäßigen Einnahmen schwer wiegende Minderungen bereits in
zweifelloser Aussicht; hierher gehört vor Allem die Reincinahme
von der staatlichen Salzproduction, die bisher nahezu acht
Prozent zu sümmtlichcn Staatseinnahmen beigetragen hat, die
aber iu Folge der bevorstehenden Abschaffung des Salzmono-
pols und dessen Ersetzung durch eine gemeinschaftliche Vereins-
steuer einen Rückschlag von mindestens drei Prozent, wie be-
rechnet wird, nach sich ziehen wird. Ferner ist der Antheil an
den gemeinschaftlichen Zollertrügnissen seit Erneuerung des
Zollvereins in empfindlicher Abnahme begriffen. Seit Jahren
sind wir gewöhnt, bei der Bilanz unseres Staatshaushalts ein
beträchtliches Mehr der Einnahmen zu erblicken; diesmal dürften
wir uns glücklich schätzen, ohne Defizit abschließen zu können.
Wie aber die durch die projektirte Militürreform veranlaßte
namhafte Mehrausgabe gedeckt werden soll, ist zur Zeit noch
unentschieden; man müßte sich zu sehr ernsthaften Ersparnissen
in andern Verwaltungszweigen entschließen, wenn die unpopu-
läre Maßregel einer Steuer-Erhöhung vermieden werden soll,
 
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