für die Bezirke
Schwetzingen und Philippsburg.
^io. 88. Donncrstag, 25. Juli 1867.
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Baden.
Karlsruhe, 18. Juli. Wenn das Großherzogthum
Baden nicht seine „Allgemeine Versorguugsaustalt", deren Ge-
schäftsführung in hiesiger Stadt sich befindet, besitzen würde,
so müßte der Mangel einer Bank, die noch immer in Baden
auf sich warten läßt, besonders fühlbar hervortreten. Welche
ungeheure Wirksamkeit nicht allein für die sozialen, sondern auch
für die Geld- und Kreditverhältnisse unseres Landes durch die
allgemeine Versorgungsanstalt geübt wird, läßt sich aus ihrem
neuesten Rechenschaftsbericht pro 1866 deutlich ersehen. Der
Aktivstand des Vermögens betrug am 31. Dezember 1866 die
Summe von 8,160,131 fl. Nur die Zinsen aus den Kapita-
lien ergaben eine Einnahme von 368,334 fl. Gegenwärtig
betreibt die Anstalt alle Geschäfte, wie eine wirkliche Bank.
Deutschland.
Leipzig, 21. Juli. Für die von Kandia geflüchteten
griechischen Christenfamilien haben das hiesige Komite, sowie
2 hiesige patriotische Griechen nicht weniger denn 1300 Thlr.
zusammengebracht und nach Athen abgesührt. Hierher gelangte
Privatnachrichten aus Kandia bezeichnen die Lage der Aufstän-
dischen als nichts weniger denn verzweifelt.
Berlin, 20. Juli. Die Nachricht, daß die Wahlen zum
norddeutschen Reichstage am 15. August stattfinden sollen, ist
nicht minder verfrüht als eine frühere, welche den 23. August
als Termin angab. Die Feststellung des Wahltermins ist, wie
dem Magistrat von Berlin so eben noch auf eine an das Mi-
nisterium des Innern gerichtete Anfrage erwiedert worden, bis
jetzt noch nicht erfolgt, steht aber, wie die „Nordd. Allg. Ztg."
hört, in den nächsten Tagen zu erwarten. Die Wahlagitation
ist lebhaft im Gange. Die Blätter sind angefüllt mit Notizen
von Kandidaturen und Parteiversammlungen. Gestern haben
hier Versammlungen der konservativen und der Fortschrittspartei
stattgefunden.
Cobleuz,. 20. Juli. Der Sultan wird am Mittwoch,
den 24. d. M. direkt von Aachen kommend, wo derselbe über-
nachtet, gegen Mittag hier eintreffen. Zum Empfange Sr.
Kais. Majestät werden große Vorbereitungen getroffen. Der
König wird schon Tags vorher von Ems herüberkommen. Das
Programm der Festlichkeiten ist folgendes: Feierlicher Empfang
im Stationsgebäude der Rheinischen Eisenbahn, Fahrt durch
die festlich geschmückte Stadt und zwischen dem von der Garnison
gebildeten Spalier nach dem Residenzschlosse, große Parade, zu
welcher auch Truppen aus den nächstgelegenen Standquartieren
herangezogen werden, Diner im Schlöffe, Luftfahrt auf einem
der neuen Dampfer der Köln-Düsseldorfer Gesellschaft rheinauf-
wärts, Thee auf Schluß Stolzenfels und allgemeine Beleuch-
tung. Der Sultan und die drei Prinzen werden im Schlosse
wohnen.
Frankreich.
Paris, 19. Juli. Mit Rußland ist man hier wenig
zufrieden. Man hoffte hier einen Augenblick, Rußland, das
sich in dem Luxemburger Streite ganz unparteiisch gezeigt hatte,
auf die französische Seite hinüberzuziehen. Jetzt erweist es sich
aber, daß Rußland sich in jener Angelegenheit einer Vermitt-
lung nur darum günstig zeigte, damit der Friede erhalten bleibe,
und gleichzeitig um Preußen den halben Rückzug leichter zu
machen. Rußland stand im Grunde ganz auf Preußens Seile,
und namentlich sind zur Zeit die persönlichen Verhältnisse zwi-
schen den Herrschern beider Länder so vortreffllich als je. Da-
rum ist man nun hier um so eifriger bestrebt, Oesterreich und
Italien an sich zu ketten. Zu irgend einem definitiven Ziele
ist man aber in dieser Beziehung noch nicht gekommen. Ueber-
haupt ist die Stimmung in unseren leitenden Kreisen keineswegs
heiter. Es sind noch immer keine beruhigenden Nachrichten
aus Mexiko eingetroffen, und die Gefangennahme oder gar die
.Hinrichtung des Gesandten könnte Frankreich nicht ruhig hin-
nehmen. Auch ist man sehr in Sorge wegen der Papiere, die
der Herzog von Aumale über die Geschichte Maximilians besitzt.
Vorzüglich fürchtet man von der Veröffentlichung nachtheilige
Folgen für die junge, wahrscheinlich noch nicht einmal geborene
franko-östreichische Allianz.
— 20. Juli. Eine der'.schönsten Hoffnungen der hiesigen
Kriegspartei ist vernichtet: der Kaiser Franz Joseph wird nun
nicht nach Paris kommen. Die persönlichen Gefühle des Kai-
sers in Folge der traurigen Katastrophe in Mexiko müssen doch
zuletzt überwogen haben, einen Hof zu meiden, dessen Benehmen
in der ganzen Angelegenheit mindestens zu Mißdeutungen Anlaß
gibt. Vielleicht wird diese Thatsache übrigens dem Frieden gün-
stig sein, indem sie den Bestrebungen Niels, Moustiers u. A.
mehr ein starkes Gegengewicht verleiht. Die neue friedliche
Wendung Oesterreichs soll vor allem dem Bemühen Englands
zu danken sein. Auch darin erblickt man einen Sieg Rouhers,
daß der Graf Walewski, einer seiner entschiedensten Gegner,
im Begriffe steht, nun wirtlich nach seinem Landsitz Evian am
Genfer See abzureisen. Inzwischen wird jedoch eifrig an der
Vermehrung der Armee gearbeitet. Durch die Errichtung von
zwei neuere Kompagnieen in jedem Infanterieregiment sind zahl-
reiche Beförderungen zu Hauptleuten, Ober- und Unterlieute-
nants nöthig geworden, die in den nächsten Tagen im Armee-
Moniteur stehen werden. Auch in der Reiterei und Artillerie
ist die Schaffung vielfacher neuer Offiziersstellen vor der Thür.
— 22. Juli. Der König von Bayern ist gestern Abend
hier angekommen. Der Kaiser hat gestern früh die Kaiserin
bis Havre begleitet, welche sich zum Besuch der Königin Viktoria
nach Osborne begibt. Am Abend kam der Kaiser zurück.
Italien.
Rom, 18. Juli. Der französische General Dumont ist
hier angekommen in Folge einer Note der päpstlichen Negierung,
worin wegen der Desertion von 300 Soldaten der Legion von
Antibes um Untersuchung gebeten wird. Garibaldiner, 600
Mann stark, haben sich verschiedenen Punkten der Grenze zu
nähern versucht, wurden aber von den italienischen Truppen
an jedem Einfall verhindert.