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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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Mai (Nr. 53 - 65)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0267

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für die Bezirke
Schwetzingen und Philippsburg
k^o. ßl. Dicüst»,;, 21. Mai 1867.

jgG- Erscheint Dienstag, Donnerstag und S a in st a g. — Preis : vierteljährlich 45 kr., unter Vorauszahlung. —
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Baden.
Karlsruhe, 16. Mai. So viel bekannt, sind außer
den regelmäßigen Erneuerungswahlen für die zweite Kammer
in diesem Jahre noch zwei Ersatzwahlen vorzunehmen, nämlich
für den schon früher ausgetretenen ehemaligen Minister von
Roggcnbach und für den verstorbenen Pfarrer Allmang
llebrigens ist nicht bekannt, daß schon jetzt irgend Wahlvor-
bereitungen angeordnet worden wären.
Karlsruhe, 17. Mai. Wie wir hören, werden die
zur Dienstleistung in dem k. preußischen Heere befehligten großh.
badischeiü Offiziere morgen oder übermorgen an ihre Bestim-
mungsorte abgehen. (Bad. L.-Z.)
Karlsruhe, 17. Mai. Es bestätigt sich, daß preuß.
Jngenieuroffiziere (darunter ein Major) zur Inspektion der
Festung Rastatt hier angelangt sind; ob jedoch diese Mission
auf vergangene Verhältnisse oder auf die zukünftige Gestaltung
Bezug hat, ist zur Zeit unbekannt. — Die Erklärung der Ab-
geordneten der beiden Häuser des Landtags über den Anschluß
an den norddeutschen Bund ist ein nicht zu unterschätzendes
Zeichen der Landesstimmung. Sie hat die weitaus überwie-
gende Mehrheit beider Häuser für sich und stimmt vollständig
mit dem durch alle Kreise der Bevölkerung sich ziehenden Ge-
danken, daß nur dieser Weg einer nationalen Lösung übrig
geblieben ist. Die ultramontane Partei bekämpft jenen Beschluß
natürlich mit allen Mitteln, hat aber durchaus keinen positiven
Plan dagegen zu setzen.
Karlsruhe, 19. Mai. Der junge Russe, der in dem
vorgestrigen Duell schwer verwundet wurde, ist heute gestorben.
Sein Name ist Halbreiter, pxr seines polnischen Gegners
Klawe.
Aus Basen, 18. Mai. In Folge des Vordringens der
Rinderpest nach Bayern und Thüringen ist, wie wir erfahren,
die Abhaltung von Viehmärkten in den nördlichen Amtsbe-
zirken des Landes — auch des Fettviehmarktes und der Aus-
stellung von Rindern zu Mannheim — vorläufig eingestellt.
In Weitthenn ereignete sich ein schrecklicher Unglücksfall.
Der Fabrikarbeiter H. und dessen Ehefrau verließen in Ge-
schäften ihr Haus und ließen zwei Kinder ohne Aufsicht zurück.
Auf bis jetzt noch nicht erklärte Weise gerieth das Bettchen,
worin ein zweijähriges Kind schlief, in Brand, so daß letzteres
verbrennen inußte, ehe Hülfe von außen möglich mar. Die
Leiche des Kindes lag außerhalb des Bettes auf dem Boden,
wahrscheinlich stürzte dasselbe noch lebend, aber brennend aus
dem Bett und fand so einen frühen gräßlichen Tod. — Eine
Warnung für manche Eltern.
Deutschland.
Berlin, 16. Mai. Die Prov.-Korr. schreibt: „Die
Londoner Konferenzen sind so weit beendigt, daß nur noch die
Auswechselung der Ratifikationen zu erfolgen hat. Die An-
gabe, daß noch weitere Verhandlungen, sei es zwischen allen,
sei es zwischen einzelnen Mächten, dort stattfinden sollen, beruht
auf einem Jrrthum. Die Ratifikationen des Vertrags sollen nach der

in demselben enthaltenen Bestimmung innerhalb vier Wochen aus-
gewechselt werden; doch kann und wird dies vermuthlich schon
früher geschehen. Die Anordnungen wegen der Räumung der
Festung Luxemburg Seitens der preußischen Besatzung werden
in der Art getroffen werdest, daß hierin ein Grund zu weiterer
Hinausschiebung der Ratifikation nicht zu finden sein wird.
Die Wegschaffung des artilleristischen und sonstigen sehr bedeu-
tenden Materials freilich wird möglicherweise eine längere Zeit
erfordern, da dieselbe mit mannigfachen Schwierigkeiten auch in
Bezug auf den Eisenbahntransport verknüpft ist. In richtiger
Würdigung dieser Schwierigkeiten hat die Konferenz auch aus
Preußens Wunsch verzichtet, einen festen Termin für die Be-
endigung dieser Arbeiten zu bestimmen."
Berlin, 17. Mai. In diplomatischen Kreisen wird,
trotz des Dementi's im „Globe", bestätigt, daß England sämmt-
lichen Höfen Entwaffnungsvorschläge zugesandt habe; Rußland,
Italien und Skandinavien haben bereits zugestimmt.
Frankfurt, 17. Mai. Wie verlautet, beabsichtig: man
zur Deckung des städtischen Defizits und für dringend noth-
wendige Neubauten (Kanalisation, Schule) ein Lotterieanlehen
von 5 Milk. Gulden. Es ist heute keine Frage mehr, daß in
der heikeln Vermögensangelegenheit einen Ausgleich gefunden
werden wird, mit dem beide Theilc sich zufrieden geben Lünnen.
München, 17. Mai. Die Einübungen mit den in
Hinderlader abgeänderten Podcwilsgewehren, sowie die Schieß-
übungen mit denselben, zu welchen Offiziere und Unteroffiziere
beordert wurden, sind gestern beendet worden. Die auswärtigen
Offiziere und Unteroffiziere haben München heute wieder ver-
lassen. Dieselben haben nun bei ihren Regimentern die Ein-
übung der Mannschaften mit den neuen Gewehren vorzunehmen.
München. In der letzten Zeit haben hier interessante
Versuche mit Chassepotgewehren stattgefunden. Gewehre und
Munition stammen aus französischer Fabrik. Beim Chassepot-
gewehr befindet sich die Patrone in einem Kautschuckverschluß,
welchen die Nadel jedesmal durchbohren muß; dadurch wird
allerdings die bei dem Dreyseschen Zündnadelgewehr ermüdende
Operation des Ladens erleichtert. Der Kautschuckverschluß aber,
von dem der Soldat noch ein Reserveexemplar mitführen muß,
ist sehr leicht dem Verderben ausgesetzt. Bei den Versuchen
mit dem Chassepotgewehr, welche von durchaus geübten Leuten
(natürlich nur mit dem Zündnadelgewehr vertrauten, denen
aber einige Zeit gelassen war, das neue Gewehr kennen zu
lernen), ausgesührt wurden, versagte bei langsamem Schieß-m
das Chassepotgewehr beim 8., 12., 16, 20. und 22. Schüsse;
beim Schnellfeuer dagegen versagte es gar nicht (wohl wegen
der Erwärmung des Kautschuckverschluffes.) Während bei dem
preußischen Zündnadelgewehr 8 Schüsse auf die Minute gerech-
net werden, gelang es, mit dem Chaffepotgewehr 11 Schüsse
abzugeben und zum 12. Mal zu laden; dagegen muß allerdings
hervorgehoben werden, daß der den Versuch anstellende Unter-
offizier mit einem bequemen preußischen Gewehr 12 Schüsse in
der Minute gab. Die Frage, ob die Chasscpotgewehre brauch-
bar sind, wird also wesentlich von der andern abhängen, ob
 
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