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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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März (Nr. 27 - 39)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0141

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Wochenblatt
für die Bezirke
Schwelungen und PWippsöm'g.
tto. 34. Dir»Nag, 19. Mn 1867.

Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. — Preis: vierteljährlich 45 kr., unter Barauszahlung.
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., idic zweispaltige Petitzeile mit 4 kr. berechnet.
Alle Postanstaltcn nehmen Bestellungen an.

BaVc ir.

F- r a rr L r c i ch.

Karlsruhe, 16. März. Nachdem von der Kommission
behnfs Auseinandersetzung kws früheren Bundeseigenthums die
Ucberweisung der Bibliothek und des Archivs der Bundesver-
sammlung (mit Ausnahme der Bibliothek der Militärkommission)
an die Frankfurter Stadtbibliothek beschlossen worden ist, er-
schien die Fortsetzung der von der vormaligen Bundesversamm-
lung begründeten Sammlung deutscher Gesetz- und Regierungs-
blätter wünschenswerth. Es ist wohl selbstverständlich, daß die
großh. Regierung den Plan einer, dem Publikum zugänglichen
Vereinigung der für die Geschichte und Entwicklung der deutschen
Gesetzgebung so wichtigen Materialien ihrerseits fördern werde.
Karlsruhe, 17. März. Die Karlsr. Ztg. schreibt:
„Auf diesseitiges Ansuchen hat die preußische Regierung aus
ihren Bestünden der großherzoglichen Kriegsverwaltnng 6000
Zündnadelgewehro leihweise überlassen, mit welchem der ge-
stimmte Friedensdienststand der Infanterie eingeübt werden soll,
bis die in Gang befindliche Abänderung der badischen Jnfan-
teriegewehre so weit vorgeschritten sein wird, um die Bewaff-
nung aus eigenen Beständen eintreten lassen zu können. Zur
llebernahme der Gewehre ist ein Offizier der Zeughausdirektion
nach Mainz bereits abgegangen. Vom großh. Kriegsministerium
ist gleichzeitig in Aussicht genommen, eine Anzahl von Offi-
zieren der großh. Jnfanterieabtheilungen hierher zu befehligen,
um die neue Waffe näher kennen zu lernen, und deren gleich-
mäßige Handhabung in den verschiedenen Heeresabtheilnngen
sicher zu ermöglichen." (Warum geschieht Aehnliches nicht auch
anderswo in Süddeutschland?)
Mannheim, 16. März. Die Andeutung, daß der defi-
nitive Personenbahnhof der Bedeutung des Platzes entsprechen,
den bereits vorhandenen Bahnen genügen, aber auch für neue
mögliche Bahnen in nördlicher und südlicher Richtung auf der
rechten stelle sich befinden werde, erfüllt mit neuen Hoffnungen
hinsichtlich der direkten Eisenbahn-Verbindungen von Mannheim
nach Darmstadt-Frankfurt und von Mannheim nach Schwetzin-
gen-Waghäusel-Karksruhe.
Deutschland.
Hannover, 13. März. Die im Landwehrverhältniß
stehenden Eeller Reservisten haben, als sie auf der gestrigen
Kontrolverfammlung zum Eid aufgefordert wurden, fast alle
den Gehorsam verweigert.
Wien, 14. März. Aus Kroatien lauten die Berichte
bedenklich. Die Aufregung nimmt dort in bedeutendem Grade
zu. Die scheinbare Ursache ist die trotz aller Proteste der Komi-
tate anbefohlene Durchführung des neuen Wehrgesetzes. —
Die öffentliche Aufmerksamkeit richtet sich in diesem Momente
auf Pesth, allwo heute in der Ofener Burg der Kaiser die
ungarischen Minister in Eid nimmt.

Paris, 15. März. Im gesetzgebenden Körper wurde
heute die Berathung über die Thiers'sche Interpellation fort-
gesetzt. Garnier-Pags (Mitglied: der provisorischen Regierung
von 1848) bekämpfte die Politik der „natürlichen Grenzen."
Die Politik Thiers, sagte er, sei die Politik der alten Monar-
chie, welche den Einfluß Frankreichs nach anßen mit Waffen-
gewalt aufrecht zu erhalten suchte. Er erkenne nur den mora-
lischen Einfluß an, den Einfluß der Grundsätze und Einrich-
tungen Emil Ollivier sprach gleichfalls gegen Thiers. Frank-
reich müsse ohne Hintergedanken, ohne Beunruhigung die Um-
wandlung in Deutschland hinnehmen, die nicht gegen Frankreich
gerichtet sei. Morgen wird die Berathung fortgesetzt werden.
Paris, 14. März. Ans der Rede Thiers entnehmen
wir folgende Stellen: Tie Lage Enropa's, besonders aber
Frankreichs, sei ernst. Dies werde schon durch das Oiesetz be-
wiesen, das man vor einigen Tagen der Kammer vorgelegt,
und worin man so große Rüstungen in Aussicht stelle, wie sie
Frankreich niemals gesehen. Die Haltung der übrigen Mächte
deute ebenfalls an, daß sie der Zukunft mit großen Besorgnis-
sen entgegensehen. Oestreich, doch der Ruhe so bedürftig, ver-
mehre und reorganisire seine Armee: Italien, das Europa so
lange in Aufregung versetzt, aber sich jetzt wohl selbst nach
Ruhe sehne, erhalte eine Armee auf den Beinen; Rußland,
Spanien, Portugal, Skandinavien, Süddeutschland, sogar das
meergeschützte England rüsteten, weil alle einem nahen furcht-
baren Sturme entgegcnsähcn. Preußen wolle er gar nicht
nennen, da dieses durch seine außerordentliche militärische Macht-
stellung an Allem Schuld sei. Er setzt fort: Er meinte, mit
Bossuet von Eromwell, ein Mann hat sich gefunden — ein
kühner Minister hat sich gefunden, um Preußen schnell groß
zu machen. Dieser Minister sei kühn, von wahrhaft toller
Energie, großer Patriot in seinem Lande, das er auf 30
Millionen vermehrt. Bismarck habe im letzten Jahr die Lage
vollständig gut beurtheilt. Er habe vorausgesehen, daß Oestreich
nur die Hälfte seiner Streitkräfte frei habe, weil die anders
Hälfte in Italien beschäftigt gewesen. In keincin Falle konnte
der Ausgang ein glückliches Ergebniß für Frankreich haben,
und es brauchte nur ein Wort zn sagen, um dies zu verhin-
dern. Denn wenn Oestreich siegreich gewesen, so Hütte es den
deutschen Bund zn seinen Gunsten wieder hergestellt. Dies
würde zwar nicht so schlimm gewesen sein, wie die Herstellung
Deutschlands durch Preußen; aber wenn es siegreich gewesen,
so hätte es versucht, die Italiener scharf zu züchtigen, und
dann Hütten wir uns am Kriege betheiligen müssen. Die
Italiener sagten dies ganz laut. Wenn aber Oestreich und
Preußen gleiche Erfolge gehabt, so wäre der deutsche Bund
verschwunden und eine solche Theilung hätte die schlimmsten
Folgen gehabt. Da nun aber Preußen siegreich gewesen —
und man konnte dies kaum erwarten —, so habe es die deutsche
Einheit fast zu drei Viertheilen hergestellt. In Deutschland
 
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