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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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August (Nr. 91 - 104)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0401

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Wochenblatt
für die Bezirke
Schwetzingen und Philippsbnrg.
94. Dl'nncrst»,,, 8. August 1867.
ZM- Erscheint Dienstag, Donnerstag und S a m st a g. — Preis : vierteljährlich 45 kr., unter Vorauszahlung. —
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Baden.
Karlsruhe, 4. Aug. (2. badisches Landesschießcn.)
Musik in den Straßen verkündeten heute früh den Anbruch
des Festes des 2. badischen Landesschießens. Der Zug ging
statt um II Uhr erst gegen 12 Uhr ab; er war stattlich, wenn
auch nicht großartig. Es betheiligten sich dabei mit ihren Ab-
zeichen und Fahnen einige nichtbadische Schützenvereine; von
badischen Vereinen: Baden, Breiten, Bruchsal, Constanz, Dur-
lach, Eberbach, Endingen, Eppingen, Freiburg, Furtwangen,
Hangen, Heidelberg, Ichenheim, Ladenburg, Lahr, Langen,
Lörrach, Mannheim, Meßkirch, Offenburg, Ottenheim, Pforz-
heim, Singen, Steinbach-Neuweier, Steinen, Staufen, Schopf-
heim, Schwetzingen, Todtnau, Thiengen, Waldshut und Wil-
ferdingen; sodann dis hiesige Schützengesellschaft, theils in Zü-
gen, theils unter den Reitergruppen, welche die 4 Zugsabthei-
lungcn jeweils anführten, die hiesigen Gesangvereine, eine
große Anzahl Festdamen , und die Heidelberger Jugcndwehr,
dazwischen kommen Standarten, Reiter, Fahnenträger, 3 Mu-
fikkorps, Mitglieder des Vororts des badischen Landesschützen-
vereins und Mitglieder der verschiedenen Komitees des Fest-
ausschusses. Der Oberschützenmeister bewillkommte die Schützen
aufs freundlichste. Im Auftrag des Oberbürgermeisters der
Stadt, welcher zur Zeit krank ist, begrüßte Hr. Gemeinderath
Fabrikant Dölling die Schützen Namens der Residenz Karls-
ruhe. Am Mittagsmahl sollen sich ungefähr 800 Gäste be-
theiligt baben. Es wurden nur 2 Reden gehalten, die erste
von Fabrikant Hrn. Zimmermann, Vorsitzender des Vororts
der Landes-<L>chützenvereine; sie galt dem durch gute Gesetze,
eine gute Regierung und einen guten Fürsten beglückten Ba-
den und schloß mit einem Hochruf auf Se. König!. Hoheit den
Großherzog, in das die Versammlung jubelnd einstimmte. Die
zweite, gehalten von Herrn Rechtsanwau Scholl von Mannheim,
sprach der Stadt Karlsruhe und den Festveranstaltern haupt-
sächlich Namens des früheren (ersten) Vororts Mannheim den
Dank aus und brachte ihnen das Hoch.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog, Höchstwelchem der
heutige Toast auf Allerhöchstdenselben telegraphisch gemeldet
worden war, hat folgende Antwort telegraphisch ertheilt: „Em-
pfangen Sie meinen aufrichtigsten Dank für die im Namen
der vereinigten Schützen mir ausgesprochenen Gesinnungen.
Ich wünsche Ihnen eine ungetrübte Festfreude.
Friedrich, Großherzog von Baden."
Deutschland.
Berlin, 4. Aug. Nachträglich geben die Offiziösen Auf-
schluß über die nordschleswigische Episode, der indes; die Ver-
wirrung eher noch steigert. Man sagt, Bismarck habe kurzen
Prozeß gemacht und Frankreich mit einer förmlichen Kriegser-
klärung gedroht, wenn es sich weiterhin zu einem Einspruch
in den deutsch-dänischen Handel unterstehe, Darauf habe das
Pariser Cabinet sofort eingelenkt und durch den Moniteur ver-
sichern lasten, es stehe dem preußisch-dänischen Konflikt durchaus

fern. Die Geschichte wäre glaublich, wenn nicht gleichzeitig ver-
sichert würde, Frankreich hätte hier durch Hrn. Lefevre sein
Einspruchsrecht in Sachen Nordschleswigs gar nicht geltend
machen lassen.
— 4. Aug. Der Lieutenant v. Scheve, Ivelcher am
10, Juni seinen Zimmermiether, Schuhmacher Seyffart, er-
schossen hatte, ist zu dreijähriger Festungshaft verurtheilt und
gestern, nach Kundmachung der Allerhöchsten Bestätigung, sofort
zur Abbüßung der Strafe nach Magdeburg abgeführt worden.
Oesterreichifche Monarchie.
Wien, 6. Aug. Die heutige Wiener Amtsztg. enthält
ein kaiserliches Handschreiben an Professor Mittermaier in Hei-
delberg, welches demselhen aus Anlaß seines 80. Lebensjahres
beglückwünsch!. Zugleich wird demselben das Großkreuz des
Franz-Joseph-Ordens verliehen, als An-wkeunungszeichen für
seine hervorragenden Verdienste um die deutsche Rechtswissen-
schaft und Rechtsgesetzgebung, so wie in dankender Würdigung
seines fördernden Einflusses, den er durch eingehende Behand-
lung der österreichischen Gesetzgebung in seinen literarischen Wer-
ken auf deren Fortbildung geübt hat.
Mährisch-Ostrau, 30. Juli. Gestern Nachmittag
kurz vor 3 Uhr vernahm man aus dem Tiefbauschachte der
Rothschild'schen Gewerkschaft plötzlich einen dumpfen, dröhnenden
Knall, mit welchem zu gleicher Zeit das aus Dachpappe be-
stehende Dach des Ventilations-Maschineugebüudes in die Höhe
gehoben und zerrissen wurde. Ebenso wurde das viel höher
belegene Dach der Schachtkaue beschick gt, die Fenster im Ma-
schinengebüude zertrümmert, sogar die beim Schachte und vor
der Kaue stehenden Förderwagen theils umgeworfeu, theils ein
Stück fortges loben. Auch die über Tag beim Schachte be-
schäftigten Arbeiter wurden zu Boden geworfen. Ein panischer
Schrecken bemächtigte sich Aller, der nur noch größer ward,
als man wieder zur Besinnung kam. Man wußte, daß we-
nigstens an 100 Arbeiter in der Grube beschäftigt seien. Ein
Assistent, ein Steiger und ein Praklitant versuchten sofort, auf
der Fahrt einzusahren, konnten aber nicht zur Sohle des
Schachtes niederkommen, weil die unteren Fahrten durch die
Explosion ebenfalls zerstört worden waren. Nachdem es endlich
gelungen war, den Füllort zu erreichen, bot sich dem Auge
ein schreckliches Bild dar. Zertrümmerte Förderwagen, ausge-
rissene Zimmerhölzer, verbogene Förderschienen, zerbrochene
Laufbretter standen und lagen wild durcheinander, dazwischen
die Leichen von Arbeitern in den verschiedensten Stellungen,
größtentheils nackt — die Kleider waren ihnen vom Leibe ge-
brannt — mit mehrfach zerbrochenen Gliedmaßen und fast
sämmtlich bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Die ersten Personen,
welche man antraf, waren sämmtlich todt. Sie hatten sich
wahrscheinlich zur Zeit der Katastrophe in den Strecken befun-
den, waren in Folge dessen von dem nach dem Schachte strö-
menden Luftdrucke und zugleich von den brennenden Gasen ge-
faßt und so heftig niedergeworfcn und fortgesch eudcrt worden,
daß sie auf der Stelle todt blieben. Die an den entfernteren
 
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