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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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April (Nr. 40 - 52)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0191

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Wochenblatt
für die Bezirke
Schwetzingen und Philippsburg.

^io. 44. Donnerstag, 11. April l867.
gM> Erscheint D l c n st a g , Donnerstag und Samstag. — Preis: vierteljährlich 45 kr., unter Vorauszahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzeile mit 4 kr. berechnet.
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Baden.
Karlsruhe, 8. April. Die Generalsynode wird mit
Beginn des Monats Mai ihren Anfang nehmen; man er-
wartet, daß sie bei normalem Verlauf eine Dauer von 6 Wochen
bis 2 Monaten haben werde.
k Mannheim, 8. April. Wenn unsere Stadt in den
letzten Jahren sich eines blühenden Aufschwungs immer mehr
zu erfreuen hatte, so ist dies nicht allein der Strebsamkeit des
Handels- und Gewerbstandes, welche freilich einen guten Theil
dazu beitragen, zu verdanken, sondern auch der Thätigkeit der
Gemeindevorstände, welche auch ihre Aufmerksamkeit der Kunst
und Wissenschaft zuwenden, und durch Veranstaltung von Fest-
lichkeiten stets viele Fremde beiziehen und Mannheim in den
Blättern viel von sich reden lassen. So bedarf es der Erwäh-
nung, daß Mannheim zum Bau der neuen Eisenbahnbrücke,
diesem Riesenwerk, das seinige beitrug, daß die Facade des
Rathhauses durch Bildhauerarbeit geschmückt wird, welche von
Künstlern, die sich durch ihre Leistungen auszeichneten, ausgeführt
werden wird. Endlich bringt der seit Jahren stets zunehmende
Mai-Pferdemarkt mit seiner Lotterie, die demnächst abzuhaltende
Blumenausstellung, eine in Aussicht stehende Fettviehausstellung
unserer Stadt großen Gewinn. Auch Theater und Opern, in
welchen Künstler wechselweise rühmlichst nuftreten, erfreuen sich
ihrer Blüthe. Es möge Mannheim als Muster für andere
Städte dienen, denen es oft räthselhaft ist, warum eine Stadt
für die andere sich eines rühmlichen Fortschreitens zu erfreuen
hat. Es hängt dies von den Bewohnern, es hängt von den
Vorständen, und wiederum von einem Hand in Handgehen bei-
der ab, denn da, wo Unverstand, Eigennutz und Neid Zwie-
tracht unter die Bürger schleudern, da mögen die eifrigsten
und intelligentesten Vorgesetzte sowohl als eine thatkräftige
Bürgerschaft beginnen, was sie wollen, es herrscht kein Ver-
ständniß, der Fortschritt wird aufgehalten, und die Stadt geht
nur schwerfällig ihrem Streben entgegen.
u Schwetzingen, 10. April. Der furchtbare Sturm-
wind der letzten 2 Nächte hat im hiesigen Schloßgarten große
Zerstörungen angerichtet, indem er, ungeachtet der vielen ver-
schiedenartigen Bäume und Aeste, die ihm zum Opfer fielen,
den rechten Flügel des Baumportals am Haine des Apollo
entwurzelte; die 3 prachtvoll riesigen Ulmen, deren Stämme
etwa-3 Fuß im Durchmesser haben, und deren Höhe und Wuchs
eine Zierde des Gartens waren, liegen zu Boden. Der Scha-
den ist groß und unersetzbar, und vielleicht noch nie hat ein
Orcan in unserem Garten einen ähnlich großen angerichtet.
* Philippsburg, 6. April. Da man sich doch so
sehr damit beschäftigt, unsere Tagesblätter und Zeitungen mit
Diebs- und Räubergeschichten anzufüllen, so bin ich in der
Lage, Ihnen in dieser Beziehung eine hübsche Episode aus
unferm benachbarten Wiesenthal mitzutheilen; es wurde un-
längst daselbst nächtlicher Weise bei dem Baumwirth, der zu-
gleich auch Krämer ist, von einem jetzt inhaftirten Individuum

eingebrochen, der mit Muße eine solche Last Maaren im Laden
zusammenpackte, daß man ganz leicht ein Geschäft damit hätte
gründen können; als der Baumwirth- über die Wirthschaftung
in seinem Laden erwachte und sich dahin begab, schrie ihn der
Dieb, als ob der rechtmäßige Eigentümer ihn bestehlen wolle,
an: was er hier zu thun habe, er sollte sich fortpacken. Zum
Glück -erschien aber herbeigerufene Hilfe und der Dieb hatte
Zeit sich aus dem Staube zu machen; ein herbeigekommener
braver Hausknecht erhielt statt jenem in dem Durcheinander
die Prügel.
Deutschland.
Berlin, 9. April. Für französische Rechnung finden
bedeutende Hafer- und Weizeneinkäufe in ganz Norddeutsch-
land statt. — Die Bankzeitung will wissen, Bismarck bezeichne
Abgeordneten gegenüber die Situation als sehr ernst. Die be-
absichtigte Verlegung von Husaren nach Luxemburg werde wegen
Möglichkeit der Mißdeutung unterlassen. Es sinden keine
Rüstungen statt, nur werden aus den September ausgeschrie-
bene Rüstungen auf den Juni beschleunigt. — Tie Oberhessen
interpelliren in der heutigen Reichstagssitzung: Da Deutschland
jetzt fremde Einflüsse abweisen könne, warum nicht das ganze
Großherzogthum Hessen in den Nordbund eintrete? Ob dau-
ernde Hindernißgründe vorhanden seien?
München, 6. April. Das Kriegsministerium wird auf
Staatskosten mehrere Offiziere und Militärtechniker zur Indu-
strieausstellung nach Paris senden, um die von ihnen dort zu
machende Beobachtungen und Erfahrungen bei den bevorste-
henden Reformen zu verwerthen.

Aus österreichisch Schlesien, 3. April. Die Nach-
richt, daß unsere Regierung sich Preußen nähere, sowie daß
ein Bündniß zwischen diesen beiden Staaten angebahnt sei, hat
in den Kreisen unserer deutschen Bevölkerung allgemeine Be-
friedigung hervorgerufen. Die Stimmung derer, welche einen
möglichst engen Anschluß an Preußen wünschen, hat das ent-
schiedenste Uebergcwicht in der öffentlichen Meinung erhalten.
Vor Allem aber wünscht man den Frieden zu erhalten, man
will die Wunden des Krieges heilen, die Hand an die alten
Schäden legen und vor Allem die augenblickliche Thätigkeit des
Handels und der Industrie nicht wieder aufs Neue brach legen.
— Die Rekrutenaushebung, die in der zweiten Woche des
April vor sich gehen soll, wird in größerem Maßstabe wie
bisher vorgenommen werden; wenn auch die neue Heeresver-
sassung gesetzlich noch nicht eingeführt ist, so ward dennoch
diesmal die Rekrutirung eine weit größere Ausdehnung als
früher erhalten; denn es werden schon diesmal alle Tauglichen
zum Militärdienste eingestellt, und von jeglicher Losung Abstand
genommen werden. Es sollen namentlich dadurch die Lücken
ergänzt werden, welche der vorjährige Krieg in unser Heer ge-
rissen hat.
 
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