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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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Februar (Nr. 15 - 26)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0107

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Wochenökatt
für die Bezirke
Schwetzingen und Phiüppslmrg.
^0. 26. Donnerstag 28. Februar ^867.
Im Namen von Deutschland

Kat der König von Preußen am 24. Februar gespro-
chen, als er das norddeutsche Parlament eröffnete. Den Auf-
rrag, so zu sprechen, hat ihm die Geschichte des Jahres 1866
gegeben. Ob auch unter uns Süddeutschen noch grollende
Parteien sich befinden, welche den für Preußen siegreichen Aus-
gang des deutschen Krieges beklagen, rückläufig können sie die
Geschichte nicht machen, und das Parlament, das unter dem
unbedingten Gebot der Nothwendigkeit einer Einigung tagt,
wird Sorge tragen, daß in Norddcutschland ein Band geschah
fen wird, stark genug, auch künftigen Stürmen zu trotzen. Es !
gilt also für Süddeutschland, für die Wollenden ebenso wie >
für die Nichtwollcnden, mit Norddeutschland, das eben seine i
Einigung vollzieht, sich im Frieden auseinanderzusetzen. Den ^
Weg dazu zeichnet die preußische Thronrede vor. Das Ziel ist ,
ein doppeltes, ein näheres und ein ferneres, ein unvollkomme-
neres. Das letzte Ziel ist an dem Tage erreicht, an welchen!
die Pforten des Parlaments auch den Süddeutschen sich öffnen,
an welchem sie dort gleichberechtigt zum Rath in deutschen
Reichsangclegenheiten sich niederlassen, während sie jetzt erst
Fürsorge treffen, zum gemeinsamen Schutz der deutschen Gren- ,
zen sich derart zu rüsten, daß sie selbst auch auf denselben
Schutz gleichen Anspruch erlangen, und dem Handel und Ver-
kehr eine solche Grundlage zu geben, ohne welche ein allgemei-
nes deutsches, nationales Erwerbsleben nicht bestehen kann.
Der Weg, aus dem diese Ziele, das nähere und das fernere,
erstrebt werden, ist der freie Vertrag, und es ist von guter
Vorbedeutung für das Zustandekommen desselben, daß zu glei-
cher Zeit, da die Einigung Norddeutschlands im Berliner Par-
lament zum sichtbaren Ausdruck gelangt, das Werk der Ver-
ständigung, das die süddeutschen Regierungen vor einigen Wo-
chen in Stuttgart beriethen, dem Vollzug entgegengeht. Es
ist eine nüchterne bedächtige Arbeit, welche im Norden jetzt von
den bcraihcnden Reichstagsabgeordneten, und welche im Süden
von den konserirenden Regierungen gefördert wird. Aber es
fehlt ihr nicht der Ernst und Schwung des Bewußtseins, daß
was gearbeitet wird, für ein großes geschichtliches Werk, für
das W.rden einer Nation, unserer Nation, gearbeitet wird.
Es fehlt nicht das ewige, geschichtliche Recht nicht die Hoffnung
eines großen Erfolgs.
Baden.
Karlsruhe, 21. Februar. Non Seiten der cvangel.
Kirchenbehörde ist jetzt die Abtheilung des Religionsunterrichts
zwischen Geistlichen und Lehrern neu geregelt worden. Der
Lehrer wird freilich auch hur ziemlich stark belastet. Organi-
sationsmüßig bedarf es zur Einführung der Verkündigung
durch die Staatsbehörde zur Nachachtung.
Unsere Feuerwehr wird am 1. Mürz ihr zwanzigjähriges
-Stiftungsfest feiern, und es werden dazu umfassende Vorberei-
tungen getroffen. — Unsere Schützengesellschaft rüstet sich, um
das diesjährige badische Landesschießen, das in Karlsruhe ab-
gehalten werden soll, in entsprechender Weise einzuleiten.
Karlsruhe, 24. Februar. Dem Vernehmen nach ist
hie Erbauung eines Barackenlagers bei Philippsburg aufgege-

ben. Die jetzigen Verhältnisse sprechen um so weniger dafür,
als auch die übrigen Regierungen Süddeutschlands keine Nei-
gung besitzen, sich hierbei zu betheiligen. Glücklicherweise sind
die bis jetzt aufgewendeten Kosten nicht so erheblich, um der .Kriegs-
verwaltung irgendwie einen Tadel zuzuziehen; im Gegentheil
verdient es Anerkennung, daß die Ausführung dieses Projektes
bei Zeiten unterblieb und nicht beharrlich weiter verfolgt wurde.
Mannheim, 26. Februar. Heute braust zum ersten
Mal die Lokomotivr mit Güterzügen über die stehende Nhein-
brücke und es hat mit dem gestrigen Tage die Arbeit der Tra-
jeltanstalt ihr Ende erreicht. Tie Züge beschränken sich vorerst
auf Güterzüge und gehen theils von Bahnhof zu Balmhot Lud-
wigshafen, theils von und nach entferntem Stationen.
Dcntschla n d.
Berlin, 24. Februar. -Heute um 1 Uhr Nachmittags
fand die feierliche Eröffnung des Reichstags des Norddeutschen
Bundes im Weißen Saale des k. Schlosses durch Se. M. den
König statt. Derselben ging für die evangelischen Mitglieder
ein feierlicher Gottesdienst in der Schloßkapelle, für die katho-
lischen Mitglieder in der St. Hedwigskirche vorher. Dem er-
steren wohnten der König und die -Königin, die Prinzen und
Prinzessinnen des königl. Hauses mit ihren Hofstaaten, die
Bundeskommiffarien und Bevollmächtigten der Bundesregierun-
gen und eine große Zahl von Rcichstagsmitgliedern bei. Die
Predigt hielt Generalsupcrintendent Hoffinann über Römer
15, 5—6: „Gott aber, der Geduld und des Trostes gebe
Euch, daß Ihr einerlei gesinnet seid unter einander, nach Jesu
Ehristo; auf daß Ihr einmüthiglich mit einem Munde lobet
Gott und den Vater unseres Herrn Jesu Ehristo"! Ter Dom-
chor sang den 100. Psalm. Nach dem Gottesdienste versam-
melten sich die zur Beiwohnung der Eröffnungsfeier berufenen
Personen in den für sie angewiesenen Gemächern nn t. Schlöffe.
Der weiße Saal bot ein immer lebhafter werdendes Bild.
Unten wogten die Abgeordneten durch einander. Wer zum
Tragen einer Uniform berechtigt, hatte dieselbe angelegt; den
schwarzen Frack erblickte man nur wenig. Bald hatte sich auch
das diplomatische Korps eingefnnden, und kurz vor dem Er-
scheinen des Königs traten die Königin, die Königin-Wittwe,
die Kronprinzessin und die übrigen Prinzessinnen des k. Hau-
ses nebst ihrem Gefolge in die für sie bestimmten Logen. Nach-
dem kurz nach 1 Uhr der Ministerpräsident dein Könige die
Anzeige geinacht hatte, daß im weißen Saale Alles geordnet
sei, setzte sich der Zug in Bewegung. Eröffnet wurde derselbe
von den Hoffonrieren, denen die k. Pagen, der Obcr-Eeremo-
nienmeister, die Kammerherren und der Ober-Hof- und Haus-
marschall folgten, alle, so weit ihre Funktion nicht in einer
einzelnen Person vertreten, paarweise einhcrschreitend. Dann
folgten die Träger der Neichsinsignicn, rechts und links noch
geleitet von Offizieren der Gardes-du-Corps. Dann erschien
der König in großer Generaluniform, von einem dreimaligen
Hoch der Versammlung begrüßt, welches der voraussichtlich als
Alterspräsident fungirende Wirkl. Geh. Rath v. Frankenberg-
Ludwigsdorf ausbrachte. Hierauf folgten der Kronprinz, die
übrigen Prinzen des k. Hauses, die General- und Flügelad-
 
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