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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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Februar (Nr. 15 - 26)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0069

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für die Bezirke

Schwetzingen und Philippsburg.

^0. 17. Donnerstag, 7. Februar 1867.
Wx-. Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. — Preis: vierteljährlich 45 kr., unter Vorauszahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzeile mit 4 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei der Expedition dieses Blattes, in Hockenheim bei Herrn P. Drechselund in Philippsburg
bei Herrn Anton Reichert. Beide Herren sind bereit, Anzeigen für das Wochenblatt zu befördern.
Die Boten haben für das Neberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.

Neueste Nachrichten

Wien, 3. Februar. Staatsminister Graf Belcredi soll
seine Entlassung gegeben haben. Die Entscheidung des Kai-
sers ist noch nicht erfolgt.
Wien, 5 Febr. Die Wiener Landtagswahlen sind
sämmtlich zu Gunsten der Verfassungspartei nach dem Vorschlag
des Centralwahlkomites ausgefallen.
Florenz, 3. Febr. Der neue östrcichische Gesandte, Ba-
ron Kübeck (früher Bundestagspräsident) ist hier eingetroffen.
Damit find also die seit 1859 unterbrochenen diplomatischen
Beziehungen zwischen Oestreich und Italien wieder angelnüpft.
Florenz, 2. Februar. Die Bureaux der Kammer setzen
ihre Berathung des Scialoja'schen Gesetzes über die Freiheit
der Kirche und die Liquidation des Kirchenguts fort. Von 9
Bureaux haben 7 solche Ausschußmitglieder gewählt, die gegen
den Gesetzentwurf sind.
Konstnntinopel, 4. Febr. Die Abschaffung der Mili-
tärrationen und Herabsetzung der Gehälterist beschlos-
sen. Die Gehälter von 3- bis 19,000 Piastern monatlich
erleiden einen 20proc., diejenigen über 10,000 einen 30proc.
Abzug. (S. M.)

lieber das Programm des Fürsten Hohenlohe.
„Wäre man auch mit der Politik des neuen Ministers
nicht einverstanden, so müßte man doch an dem Freimuth und
der Bestimmtheit, mit welcher sie ausgesprochen ist, seine Freude
haben. Es ist darin kein diplomatisches Drehen und Wenden,
keine Verzuckerung der bittern Nothwendigkeit, kein eitler Trost
für Kleinmüthige — es ist die Wahrheit splitternackt! Kein
deutsches Herz wird sich ihr verschließen; wer den Thatsachen
unbefangen ins Gesicht sieht, wird sich, gern oder ungern, vor
ihr beugen, und nur der sie nicht anerkennen, der Wollen und
Können verwechselt, der thörichten Widerwillen gegen den Nor-
den für pflichtschuldigsten bayrischen Patriotismus hält und im
bockbeinigen Partikularistenzorn das Gebot der Klugheit und
Nothwendigkeit überhört. Der angebliche Grund für diese
Truntzwinkelpolitik ist in Kurzem folgender: „„Der nordische
Bund"", sagt man, „„ist noch neu und locker, und auch ge-
einigt und verbündet mit dem süddeutschen außeröstreichischen
Reste Deutschlands lange nicht stark genug, einer Verbindung
Oestreichs und Frankreichs, welche bei Ausbruch des orientali-
schen Streites in sicherer Aussicht steht, zu widerstehen. Bayern
wäre dann wieder auf der besiegten Seite, und hätte die Zeche
zum zweitenmal zu bezahlen!"" Hierauf wäre zu erwidern:
selbstverständlich ist mit einem Anschluß Bayerns an den Nor-
den der südeutsche Westen ebenfalls dazu gezwungen, und dann
das ganze außeröstreichische Deutschland unter Einem Hut.
Wollen di Herren nun, unter Zuhülfenahme des Sulzbacher
Kalenders, gefälligst bedenken, daß dieser Bund dann beinahe

so viel Einwohner als Frankreich hat, und über eine Million
tüchtiger Soldaten ins Feld zu stellen vermag, die unter ein-
heitlicher Leitung schwerlich beim ersten Anlauf über den Hau-
fen gerannt werden, die man anzugreifen wohl erst nach reif-
licher Ueberlegung wagen wird und deren schließliche lieber-
wältigung noch lange nicht unter die ausgemachten Sachen ge-
hört, da sich vor dem Kampfe wohl noch ein ausgiebiger
Alliirter finden würde. Preußen hat wahrhaftig zu nichts we-
niger Anlaß gegeben als zu der Besorgniß, daß es seine In-
teressen, die ja dann mit denen des ganzen Deutschlands zu-
sammensallen, nicht richtig zu erkennen oder nicht kräftig zu
vertheidigen verstünde. . . Zur Einsicht, daß Oestreich und
j Bayern wohl geraume Zeit einander nicht zu Genossen brau-
chen können, reicht der Verstand eines Kindes aus — und
wohl auch zur Erkcnntniß, daß der Versuch irgend einer deut-
schen Regierung sich zum Schutz gegen den Norden an eine
fremde Macht zu wenden, einem Selbstmord gleichkäme. Ein
Südbund mit den kleineren westlichen Nachbarn hat keine Aus-
sicht auf Gelingen, und noch weniger auf Vortheil und Anse-
hen, ebensowenig (für den Augenblick) ein förmlicher Eintritt
in den Nordbund, und wie wir uns bei der immer wachsen-
den, fast tragikomischen Vereinsamung in der politischen Welt
benehmen sollten, mögen diejenigen sagen, die sie wünschen.
Ein gewaltsam herbeigeführter Regierungswechsel in Frankreich,
wodurch eine neue Herrschaft oder ein republikanisches Regi-
ment zu einem Ableitungskrieg gegen uns gezwungen wäre,
ist in den nächsten Jahren das einzige mögliche Ereigniß, das
uns speziell und ganz Deutschland mit Gebietsverlust und Stö-
rung unserer Entwicklung bedrohen würde. Unsere Haltung
und unsere Verbindung ist doch wohl für diesen Fall außer
aller Frage; es gibt dann nur Eine! In Anbetracht dieser
Umstände aber sollte die Wahl zwischen Unmöglichkeiten und
Ungereimtheiten und dein höchst natürlichen Gedanken einer
Verbindung mit Preußen, und damit faktisch mit dem ganzen
unter ihm geeigneten außeröstreichischen Deutschland, im Sinne
des fürstlichen Programms, nicht viele Qual bereiten. Eine
Zauder- und Schmollpolitik sieht gerade aus, wie ein Lauern
auf einen neuen Bruderkrieg. Das ist aber ein häßlicher,
widerwärtiger Gedanke, der uns schlecht ansteht! Die beste Po-
litik ist: Frisch an das, was man muß! Muthig und ehrlich,
wir dürfen nicht lassen vom lieben deutschen Vaterland; dort
sind die starken Wurzeln unserer Kraft! Wir wollen unsere
Schuldigkeit thun, und was dann aus uns und aus Deutsch-
land werden will, liegt in der Hand des allwaltenden Schick-
sals!" (Allg. Ztg.)

Karlsruhe, 4. Februar. Mehrfach wird die Rückzah-
lung des Steueranlehens auch von solchen Anlehensgläubigern
verlangt, welche ihre Anlehensscheine nicht beizubringen ver-
mögen, weil sie ihnen in irgend welcher Weise abhanden ge-
 
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