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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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Mai (Nr. 53 - 65)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0275

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für dir Bezirke

Schwetzingen und Philippsburg.
klo. 63._Samlliuj, 25. Mai_1867.
DU* Erscheint D i e n st a g, D o n n c r st a g und S a in st.a — Preis : vierteljährlich 45 kr., unter Vorauszahlung. —
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Deutschland.
Ans Baden, 19. Mai. Unsere Eisenbahnschuld hat
nach dem Rechnungsabschluß vom 31. Dez. v. I. nun eine
Höhe von nahezu 94 Millionen erreicht. Sie hat im Jahre
1866 um etwas über 10 Millionen zugenommen, welche im
Laufe jenes Jahres auf den Ausbau unseres Eisenbahnnetzes
zur Verwendung kamen. Es wurden trotz der störenden und
schweren Ereignisse des letzten Jahres im Ganzen nahezu 30
Stunden Eisenbahnen vollendet und sofort dem Betrieb über-
geben , nämlich die Kinzigthalbahn (Offenburg-Hausach) 8
Stunden lang, die Odenwaldbahn (Mosbach-Wurzach) etwas
über 18 Stunden Länge, und die etwa 4 Stunden betragende
Strecke von Singen nach Engen, welche den südlichen Ausgang
der im Bau begriffenen Schwarzwaldbahn bildet. Wir können
init Befriedigung auf dieses rasche Fortschreiten unserer Eisen-
bahnbauten blicken, welche trotz der eingetretenen Unsicherheit
der allgemeinen politischen Lage hinter den früheren Annahmen
nicht wesentlich zurückgeblieben sind. (S. M.)
Vom Enzthal, 18. Mai. Diese Woche ereignete sich
bei Ettlingen ein gräßliches Unglück. Ein Fuhrmann von
Renchen hatte einen schwer geladenen Möbelwagen von Wildbad
nach Oberkirch zu fahren. Bei der Ettlinger Steige wollte er
die vordere Mücke des Wagens zutreiben, als zu gleicher Zeit
eine Achse brach und der Wagen ihn so traf, daß er in schau-
derhaftem Zustande zu einer unförmlichen Masse znsammenge-
drückt hervorgebracht wurde. Es scheint, daß der Wagen, der
nicht seiner Last gewachsen war, auch schlecht beschaffen war.
Ter arme Mann hinterläßt eine Wittwe mit 7 Kindern.
Österreichische Monarchie.
Wien, 23. Mai. Die Wiener Blätter sprechen sich
durchgehends über die kaiserliche Thronrede in günstiger Weise
aus, sie heben anerkennend die Objektivität dieses Aktenstückes
und Redlichkeit des Geistes, von welchem es getragen wird,
hervor, und betonen schließlich ihr Einverständniß mit der kund-
gegebenen Absicht, dem geheimen Gedanken nach Wiedervergel-
tung zu entsagen. — Erzherzogin Mathilde, Tochter des
Erzherzogs Albrecht, hat heute in später Nachnnttagsstunde in
Folge von Feuersangen ihrer Kleider den Körper bedeutend
und intensiv verbrannt.
Frankreich.
Paris, 18. Mai. Der König von Preußen hat gestern
und der Kaiser Napoleon heute den Londoner Vertrag ratisi-
zirt. Mit Unrecht bemerkt ein offiziöses Blatt, daß die Aus-
wechselung zwischen dem Berliner und dem Pariser Kabinet
ohne Verzug erfolgen würde. Vor allen Dingen müssen auch
die übrigen Mächte ratifizirt haben. Die verschiedenen Akten-
stücke werden nach London, als dem Sitze der Konferenz, ge-
schickt, und dort wird auch die Auswechselung stattfinden. Der
verbissene Ton, den die offiziösen Blätter auch jetzt noch an-
schlagen, fällt allgemein auf und wird auch in Deutschland
nicht unbemerkt bleiben. Man wundert sich uni so mehr dar-

über, als in Betracht der bevorstehenden Hierherkunft des Kö-
nigs von Preußen die Regierung es für ihre Pflicht halten
sollte, ihren Schreibern Achtung vor den Regeln des gewöhn-
lichsten Anstandes einzubläucn. — Wie wir hören, würde es
dem Tuilerienkabinet unangenehm sein, wenn der König von
Preußen und der Kaiser von Rußland gleichzeitig und mit ein-
ander reisend hier einträfen. Es würde dies, sagt man in ge-
wissen offiziellen Kreisen, von dem französischen Publikum so
gedeutet werden, als hätten die beiden Monarchen die Absicht,
ihr herzliches Einverständniß dem Kaiser Napoleon recht be-
greiflich zu machen. Vielleicht thun die beiden Souveräne auch
noch das klebrige, daß sie nicht an einem und demselben Tage
hier ankommen. Es heiß sogar schon, daß der Czar am 1.
und der König am 2. Juni erwartet werden. — Der Figaro
gicbt eine Uebersicht über die Organisation der Polizei auf dem
Marsfelde. Das Personal besteht aus 553 auserlesenen Poli-
zeisergeanten und 52 der gewandtesten geheimen Agenten. Die
letzteren könnten, wie das Blatt bemerkt, bei einer Ausstellung
von Beutelschneidern die kompetenteste Preisjury abgeben. Diese
Mannschaft steht unter 29 Wachtmeistern und Unterwachtmei-
stern. Außerdem versehen den Tag über 110 Munizipalgar-
disten den Dienst an den Eingängen. Um 6 Uhr Abends wird
das Ausstellungsgebäude geräumt. 360 Polizeidiener sammeln
sich im inneren Garten und komplimentiren mit unwidersteh-
licher Höflichkeit durch ein gleichzeitiges Vorgehen das Publikum
von dem Mittelpunkt nach der äußersten Peripherie. Nachdem
alle Eingänge bis auf die vier Hauptpforten geschlossen sind,
beginnt ein zweites Treiben, um die Nachzügler zu entfernen.
Diese Prozedur erfordert etwa eine halbe Stunde Zeit. Die
vier Hauptthore bleiben die ganze Nacht über offen, um bei
etwaiger Fenersgefahr oder sonstigem Allarm den Eintritt der
Pompiers und der Sicherheitsmannschaften schleunigst zu ermög-
lichen; sie sind aber stark besetzt, so daß einem Unberufenen
unmöglich ist, zu passiven. Den Nachtdienst im Innern ver-
sehen 100 Agenten mit Blendlaternen, ständige Posten befinden
sich außerdem noch an allen Punkten, wo Gegenstände von be-
sonderem Werth ausgestellt sind. Der Park wird um Mitter-
nacht in ähnlicher Weise geräumt. Die Polizeimannschaft leert,
vom Gebäude aus gegen die äußere Einfriedigung vorvringend,
den weiten Raum, durchsucht alle versteckten Theile des Parks
und die Wirthschaftsgebäulichkeiten, in denen nur das hiezu be-
sonders legitimirte Dienstpersonal übernachten darf. Die Räu-
mung des Marsfeldes erfordert dreiviertel Stunden Zeit. 32
Polizeisergenten patrouilliren die Nacht über in dem Park.
Von den geheimen Agenten sind den Tag über stets 24 auf
den Beinen, außerdem spazieren deren 8 außerhalb des Mars-
feldes herum. Bis jetzt wurden im Ausstellungsgebüude 6
Diebstähle verübt oder versucht. Der Heldenthateu der Taschen-
diebe sind ungefähr 20 zur Anzeige gekommen.
England.
London, 16. Mai. Das Unterhaus beschäftigte sich
gestern wieder einmal mit der Sabathfrage. Die Klage, daß
 
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