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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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Mai (Nr. 53 - 65)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0229

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für die Bezirke

Schwetzingen und Philippsburg.
kiv. 53. Donnerstag, 2. Mai 1867.

Erscheint Dienstag, Donnerstag und Sam st a g. — Preis : vierteljährlich 45 kr., unter Vorauszahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzeilc mit 4 kr. berechnet.
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Bade rr.

Aus Baden, 26. April. Der Kriegslärm drängt zur
Zeit alle inneren Fragen in den Hintergrund. Die Besorgniß
unserer Volksschullehrer, daß unter obwaltenden Verhältnissen
die Schulreform ihre Erledigung abermals nicht finden werde,
dürfte nicht ungegründet sein. Als nächste Folge davon wird
sich Herausstellen, daß unsere Lehrerseminarien sich noch mehr
als bisher entvölkern. Wie wir vernehmen, ist die Zahl der
Bewerber, die sich zu den bevorstehenden Aufnahmsprüfungen
gemeldet haben, viel geringer als in früheren Jahren. —
Sicherem Vernehmen nach find vom Großherzog als Mitglie-
der der Generalsynode ernannt worden: Professor Neuber in
Wertheim, Geh.-Nath Rau, Kirchenrath Hitzig und Stadtpfar-
rer Schellenberg in Heidelberg, Seminardirektor Leutz in Karls-
ruhe, Fabrikant CH. Becker in Pforzheim und Fabrikant Krafft
in St. Blasien.
Schlvehingeit, 1. Mai. Die „Karlsr. Z." bringt
unterm heutigen Folgendes bezüglich der Eisenbahnbauten: „Es
find aus verschiedenen Gegenden des Landes Besorgnisse laut
geworden, daß im Hinblick auf die politische Lage die öffentli-
chen Bauten, insbesondere die Eisenbahn-Bauten einge-
stellt werden möchten. Diese Besorgnisse gründen sich wohl
auf die Vorgänge im Sommer v. I. Die damals beim Ein-
stellen der Bauarbeiten gemachten Erfahrungen haben aber be-
stätigt, daß eine solche Maßregel für den Baufond mit sehr
großem Opfer verbunden ist, ganz abgesehen von den finanz. und
volkswirtschaftlichen Nachtheilen, welche die verzögerte Vollen-
dung der im öffentlichen Interesse begonnenen Bauten, auf
welche schon bedeutende Summen verwendet worden find, mit
sich bringt.
Zur Zeit liegt kein Grund vo r, die Eisenbahn-
Bauten einzustellen, zumal auch die Eisenbahn-Schulden-
tilgungskaffe genügende Mittel besitz, die genehmigten Bauten
fortzusetzen."
Nach diesem Artikel glauben wir uns wieder zu der Hoff-
nung einer Bahn berechtigt, welche wir einigermaßen in un-
ferm Artikel (Wochenbl. No^51) sinken ließen: und sprechen zugleich
den Wunsch aus, daß derjenige Eisenb.-Bau, der unsere Stadt
Schwetzingen berühren sollte, recht bald genehmigt werden,
und zur Ausführung kommen möge, welches Unternehmen bei
der zunehmenden Handels- und Gewerbthütigkeit unseres Be-
zirks von glänzendem Erfolg sein wird.
Deutschland.
Berlin, 29. April. Preußen wird das Luxemburger
Vesatzungsrecht nur gegen Ersatz durch eine in europäischen
Vertrügen garantirte Neutralisirung aufgeben, die Räumung
der Festung wird daher vor Erreichung eines die preuß. For-
derung befriedigenden Ergebnisses durch die übrigens gesicherte
Konferenz schwerlich stattfinden.
Leipzig, 26. April. Für die letzten Tage des gegen-
wärtigen Monats ist hier das Eintreffen von nicht weniger als

2000 ezechischen Auswanderern, die von hier auf der Magde-
burger Bahn weiter nach Bremen befördert werden, angesagt.
Die Magdeburger Bahn wird für dieselben dem Vernehmen
nach Extrazüge stellen.
Darmstadt, 29. April. Der Abgeordnetenkammer
wurde die preußische Militärkonvention vorgelegt. Goldmann
und Hallwachs beantragen den Eintritt der diesseitigen Provin-
zen in den Nordbund.
Worms, 28. April. Der Ausschuß des Luther-Denk-
mal-VercinS versendet seinen 9. und 10. Jahresbericht, welcher
u. A. die Anzeige enthält, daß die Enthüllungsfeier für den
Monat Juni des nächsten Jahres in Aussicht genominen ist.
Luxemburg, 27. April. Man geht mit der Armirung
der Festung langsam vor sich. Das Pulver ist aus den Fric-
densmagazinen hcrausgeschafft und in den Kriegsmagazinen
untergebracht. Tie Kasematten sollen alsbald wohnbar gemacht
werden, und man sieht sich auch sonst nach bombenfesten Un-
terkünften für die Truppen um. Gestern war der ganze Fe-
stangsstab mit einer Inspektion der Werke beschäftigt.
Stuttgart, 26. April. Für die nächste Zeit werden,
wie es scheint, die Vermittlungsversuche zwischen Frankreich und
Preußen die politische Lage beherrschen. Angesichts der fran-
zösischen Rüstungen kann man sich aber von diesen Versuchen
nicht viel für den Frieden versprechen. So lange freilich nicht
in einem amtlichen Schriftstück die Erklärung Preußens zu le-
sen steht, daß es auf sein Besatzungsrecht in Luxemburg „unter
keinen Umständen" verzichte, werden die Vermittlungsvorschlüge
immerhin erörtert werden. Welche noch so künstliche Auskunft
wäre aber im Stande, Preußen eine Bürgschaft dafür zu ge-
ben, daß Frankreich dauernd zufriedcngestellt sein werde, wenn
nur die luxemburgische Frage gelöst ist? Ist eine solche
Bürgschaft nicht zu finden, so wird Preußen auch sich nicht
bewogen finden, eine deutsche Grenzsestung in die Luft
zu sprengen und dann daraus abzuziehen, um künftig mit einer
Schutzwehr weniger dennoch ins Feld ziehen zu müssen. —
Erhebend ist für das patriotische Gefühl besonders die Hal-
tung der Süddeutschen, deren Regierungen — dies gilt na-
mentlich von Bayern, Baden und Hessen-Darmstadt (nicht
ebenso auch von Württemberg?) — sich zu jeglichem Opfer
für die Sache des Vaterlandes bereit zeigen. Selbst das Aus-
land würde Deutschland in diesem gerechten Kriege zugeneigt
sein. Vorzugsweise gilt das von Rußland, aber auch Eng-
land nähert sich neuerdings immer mehr dem deutschen Stand-
punkt, und Oesterreich ist zwar eine unberechenbare Größe,
aber ohne Zweifel dürfte es, im Besitz von bedeutenden Pro-
vinzen deutscher Bevölkerung, nicht wagen, in einem national-
deutschen Kriege aus die Seite des Gegners zu treten. Kurz,
wenn, was der Himmel verhüten wolle, es zum Kriege mit
Frankreich käme, so dürften wir mit weit größerer Zuversicht
dem Resultate desselben entgegensehen, als dem des vorjährigen
Krieges innerhalb der eigenen Grünzen.
Stuttgart, 29. April. Gestern Nacht, nachdem Zug
18 um 10 Uhr hier abgefahren war und gerade Zug 23 in
 
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