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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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März (Nr. 27 - 39)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0129

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Wochenblatt
für die Bezirke


^lo. 3t. Dienst»!,, 12. Miin 1867.
Erscheint Dien st ag, Donnerstag und S a in st a g. — Preis : vierteljährlich 45 kr., unter Vorauszahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzcilc mit -t kr. berechnet.
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Baden,
Karlsruhe, 9. März. Während Norddeutschland in
Begriff ist, die Grundlagen seiner Bundesverfassung endgiltig
festzustelleu, hat auch der Süden von Deutschland hochwichtige
Ausgaben, sowohl im unmittelbaren eigenen, als im Interesse
des gesummten deutschen Vaterlandes zu vollsühren.
Die drei süddeutschen Staaten, welche gegenwärtig wohl
in einem Allianz-, aber in keinem festen Bundesverhältniß zu
dem Theil des Vaterlandes jenseits des Mains stehen, haben
zusammen ungefähr 8 Mill. Einwohner. Der Nachbarstaat
jenseits des Rheins gebietet über ungefähr 38 Mill., Oester-
reich über 33 Mill. und Preußen allein über ungefähr 24
Mill., mit dem übrigen Norddeutschland über ungefähr 31
Mill. Die Zahlen lassen für Jedermann, dessen Blick nicht
durch den Parteieifer getrübt ist, es vollstündig zweifellos, daß
die süddeutschen Staaten, sofern sie nicht eben ihre eigene
Existenz und die Schmälerung des deutschen Bodens leichtfer-
tigst auf's Spiel setzen wollen, ihren militärischen Einrichtun-
gen eine solche Ausbildung geben müssen, daß dieselben sowohl
den gewaltigen Armeen der genannten drei Großmächte gegen-
über eine respektable Macht darstellen, als auch durch ihre Or-
ganisation und taktische Ausbildueg befähigt werden, dem nord-
deutschen Heer sich unmittelbar anzuschließen.
Es haben die Vertreter des südd. Staatenbundes bei ihrer
Conferenz in Stuttgart am 5. Febr. 1867 sich über eine Ge-
meinsamkeit in Heereseinrichtungen verständigt und heben wir
folgende für unser Land durchzuführende Punkte hervor:
Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht.
Die Aufhebung des Einstandswesens.
Ein Heer für den Krieg bis zu 2 Proz. der Bevölkerung.
Ein Friedenspräsenzstand bis zu 1 Proz. der Bevölkerung.
Die Errichtung einer Landwehr, so daß die Dienstpflicht
im stehenden Heer und in der Landwehr 1. Aufgebots zusam-
men 11 Jahre dauert.
Gesetzliche Fürsorge für die Erhaltung eines tüchtigen
Unteroffizierstandes.
Es ist dabei für jeden Waffenpflichtigen eine Dienstzeit
bis zu 3 Jahren in der Linie, eine Dienstpflicht von 4 Jah-
ren in der Kriegsreserve, und von 4 Jahren in der Land-
wehr 1. Aufgebots vorausgesetzt worden. Es ist nicht ausge-
schlossen, daß vor Vollendung des dreijährigen Dienstes in der
Linie Beurlaubungen (wie es schon in beschränkter Weise in
Preußen geschieht und in Bayern im Plane ist) eintreten; in
welchem Umfang, das dürfte einmal von der Zahl der über-
haupt auszubildenden Wehrpflichtigelt, dem erforderlichen
Dienststand, und dann von der erzielten Tüchtigkeit der Ein-
zelnen abhängen.
Aus Baden, den 6. März. Die Aenßerung des Grafen
Bismarck im norddeutschen Parlamente, daß Im Gesammtinteresse
Deutschlands die nationalen Beziehungen zu den süddeutschen
Staaten im Wege des Vertrags baldigst zu ordnen seien, ist

eine Thatsache, deren Bedeutung nicht zu unterschätzen ist, und
die gerade in unserem Lande freudige Sensation erregt hat.
Denn die Anhänger einer gesonderten süddeutschen Konförde-
ration, die der Zahl und ihrem Einflüsse nach namentlich in
unseren oberen Landesgegcnden nicht so gering zu achten sind,
als man es oft darstellen will, haben bisher als Hauptgrund
für ihre mehr oder minder partikularistische Anschauungen haupt-
sächlich geltend gemachet, daß Preußen selbst zur Zeit nichts
mit den Süddeutschen gemein haben, sondern diese vorerst
lediglich sich selbst überlassen wolle. Was von gewissen An-
fragen oder Verhandlungen unserer Regierung in Berlin ver-
lautete, war früher in der That keineswegs geeignet, jene An-
gabe und Anschaungsweise zu entkräftigen. Um so größere
Sensation erregt diese von vielen nicht erwartete Wendung in
der deutschen Politik Preußens. Sie muß auf die Haltung
der Parteien in unserem Lande eine heilsame Rückwirkung
üben, was sicherlich schon bei der nächstens stattfindendcn
größeren Versammlung zu Offenburg zum Ausdruck kommen wird.
Baihingcn n. d. G., 8. Mürz. Vergangene Woche
machte ein Mann aus einer Gemeinde unseres Bezirks seinein
Leben unter Umstünden ein Ende, welche unwillkürlich an jenen
Fall erinnern, der das bekannte „Herrenberger Attentat" hcr-
vorrief. Der genannte Mann soll wegen Trunkenheit in das
Ortsgefüngniß gesetzt worden sein. Später bemerkte eine Per-
son, welche an dem Gefängnisse vorüberging, jenen unange-
nehmen Geruch, der sich beim Verbrennen thierischer Stoffe
verbreitet. Hierdurch aufmerksam gemacht, sah man nach dem
Gefangenen. Aber welcher Anblick! Derselbe hatte sich an den
Ofen des Gefängnisses aufgehüngt, und da in jenen Tagen
wegen strenger Kälte stark eingeheizt worden war, fand man
ihn leblos und auf einer Seite beinahe verkohlt.
Deutschland.
Berlin, 7. März. Während des letzten Kriegs sind
137 feindliche Geschütze in offener Feldschlacht gewonnen worden,
wofür den Eroberern (d. h. den betreffenden Regimentern) je
60 Dukaten Douceurgeld pro Geschütz ausgesetzt sind. An
Fahnen sind 31 erobert, welche eine Prämie von je 40 Du-
katen den Eroberern sichern. Die Gesammtsummen der zu
gewährenden Prämien beträgt 9460 Dukaten. Die eroberten
östreichischen Fahnen und Standarten haben ihre Stelle in der
Garnisonkirche zu Potsdam bekommen, unter deren Kanzel der
Sarg Friedrich's des Großen mit dem seines königlichen Vaters
sich befindet. Die im schleswig-holsteinischen Feldzug eroberten
Danebrogs und die durch die Kapitulation von Langensalza
in den Besitz der Krone Preußen gelangten hannoverschen Fahnen
und Standarten sind im Berliner Zeughause untergebracht.
Dort ans einem der Höfe wird später auch der Löwe zu sehen
sein, welchen die Dänen für Jdstedt auf dem Kirchhofe in
Flensburg errichteten.
München, 5. März. Der heutige erste diesjährige
Pferdemarkt war sehr belebt. Es waren 1962 Pferde zum
 
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