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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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Februar (Nr. 15 - 26)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0085

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Wochenblatt
für die Bezirke
Schwetzingen und Philippsburg.
^g. 21. Samstag, 16. Iclmiar 1867.

Erscheint Dienstag, Donner st a g und S a m st a g. — Preis : vierteljährlich 45 kr., unter Voran--Zahlung.

Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Pctitzeilc mit 4 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Lchwetzi n g e n bei der Expedition dieses Blattes, in Hockenhei m bei Herrn P. Drechscl und in Philipps
bei Herrn Anton Reichert. Beide Herren sind bereit, Anzeigen für das Wochenblatt zu befördern.
Die Boten haben für das Ueberbringen des Blattes m onatlich 2 kr. anzusprechen.

n r g

Neue ft c N a chrichte n

Berlin, 14. Februar. Durch Kabinetsordre wird in
deil neuen LandeStheilen Jünglingen von Bildung Behufs der
einjährigen Militärpflicht bis 1870 der wissenschaftliche Aus-
bildnngsnachweis erlassen.
Frankfurt, 13. Februar. Bei der gestrigen Parla-
mentswahl stimmten 5730 Wühler ab; über 5300 Stimmen
sielen auf Rothschild.
Frankfurt, 13. Jan. Frankfurt wühlte Baron Roth-
schild: Wiesbaden, Rheingan (zweiter nassauischer Wahlkreis)
wühlte Anwalt Braun. Berlin, erster Wahlbezirk: Laster;
zweiter Waldcck; fünfter Duncker; sechster Schulze entschiedene
Majorität. Im dritten und vierten noch unbekannt. Außer-
dem in Stettin Michaelis; in Breslau Simon; in Königsberg
Falkenstein: in Magdeburg v. Unruhe; in Danzig engere Wahl
zwischen Twesten und Martens nothwendig. In Hannover
Koalitionskandidat Münchhausen. Im Wahlbezirk Hanau-
Bockenheim Trabert.
London, 12. Februar. In Chester kam es zu fenischen
Unruhen. Zahlreiche Fenier waren angekommen, die Lüden
wurden geschlossen. Auch in Liverpool erwartet man Unruhen.
Truppen sind nach Chester gesandt.

Zur norddeutschen Wahl.
Tie nächste Zukunft wird uns lehren, daß die große
Majorität des deutschen Volkes über einen der wichtigsten
Akte des nationalen Lebens ihre Stimme abgegeben haben.
Cs handelt sich dabei nicht blos um norddeutsche Dinge. Eine
Versammlung, welche berufen ist zur Mitentscheidung über den
deutschen Staatsbau, hat die Pflicht und das Recht, im In-
teresse auch Derer zu reden und zu handeln, welche augenblick-
lich noch außerhalb der Pforte stehen bleiben müssen. Tie
absprechenden, oft höhnenden Worte, welche von gut gesinnten
und bösartigen Gegnern dem neuen Reichstage mit auf den
Weg gegeben werden, dürfen uns nicht in der Ueberzeugung
beirren, daß eine aus der freisten Wahlform hervorgegangcne
Repräsentation unseres Volkes der gewichtigste Faktor für
Deutschlands Neugestaltung ist, daß es nnr von den Wühlern
und den Reichstagsabgeordneten abhängt, dasselbe Ansehen,
welches die militärische Tüchtigkeit des preußischen Staates dem
staunenden Auslande abgezwungen hat, auch für die politische
Reife und opferwillige Staatsgefühl unseres Volkes zu erwer-
ben. Es fördert nichts, bloß rückwärts zu blicken und sich in
schöne Träume einzuwiegen, wie so Manches hätte anders ge-
hen und besser sich gestalten können, wie alsdann mit größerer
Freudigkeit das deutsche Volk an das .Hauptwerk seiner politi-
schen Arbeit herangetreten wäre, wenn die Grünzscheide des
Mains anch nicht einmal vorübergehend den deutschen Süd-
westen von dem nationalen Verfassungswerke fern gehalten

I Brust von Tausenden so bald nicht verklingen, aber in der po-
litischen Arbeit, aus dem Markte des öffentlichen Lebens gilt
es, den Dingen, wie sie sind, klar ins Auge blicken, die Aus-
gaben der Gegenwart erfüllen und in den Schwierigkeiten und
Widrigkeiten nur Aufforderung zn verdoppelten Anstrengungen
sehen. Als 1863 das östreichische Deligirtenprojekt plötzlich au
den Tag sprang, haben die verschiedenen Parteien im deutschen
Volke sich mit richtigem Takte sticht blos abwehrend dagegen
verbalten, sondern unter Betonung und Begründung seiner
Mängel sich zur Förderung des deutschen Einigungswerkes be-
reit erklärt. In ganz anderer Weise als damals kommt der
gegenwärtige Anfang dem politischen Bedürfnis; der Nation
entgegen, und so wäre es doppelt unrecht, sich heute der poli-
tischen Arbeit zu versagen. Je wenigeer die gegenwärtige
, preußische Regierung sich geneigt zeigt, den eigenen und deut-
schen Interessen gemäß, in volksthümlicher freisinniger Weise
das begonnene Werk weiter zn führen, uni so entschiedener ist
es die Pflicht der Nation, soweit sie zur Wahl berufen ist,
das Parlament zur wahren Repräsentation des nationalen Gei-
stes zu machen. Es ist keine Entschuldigung für unser Volk,
daß in manchen Gegenden durch die schweren Fehler und hie
und da noch Schlimmeres von Seiten der augenblicklichen Macht-
haber Strömungen vorwalten, welche zerstören aber nicht auf-
bauen wollen, oder ihren Jdealstaät mit dem Schnee vom vo-
rigen Jahr aufrichten möchten. Zu allen Zeiten hat es bei
ähnlichen Krisen solche ganz begreifliche Stimmungen gegeben,
aber die Ausgabe eine« Volkes ist nicht, Stimmungen zu haben,
sondern eine Stimme im Rath der Nationen, und durch Arbeit
und Energie den Boden der Wirklichkeit zu bauen. Eine wich-
tige Aufgabe für die Männer des Reichstages wird wie gesagt
darin bestehen, das stillschweigende Mandat zu führen, welches
ihnen durch die nationale Zusammengehörigkeit auch für den
i Süden geworden ist. An zärtlichen Redensarten und senti-
mentalen Ergüssen ist uns nichts gelegen, aber wenn das Par-
lament im Dienste der nothwendigen Einheit den Forderungen
der Freiheit und des Volksrechtes ebenfalls treu bleibt, so wird
! der dem Namen nach blos norddeutsche Reichstag in Wahrheit
nicht nur dem Auslande, sondern auch dem Jnlande als das
Parlament der Nation gelten. (S. M.)

i Baden.
Aus Baden, 10. Februar. Die von Preußen ange-
regte und nun bei den Zollvereinsstaaten befürwortete Authe-
bung des Salzmonopols wird namentlich ein für Gewerbe und
Landwirtschaft nicht zu unterschätzende wohlthütigc Foige nach
sich ziehen. Denn nach dem preußischen Vorschlag soll nur
von Kochholz eine Verbrauchssteuer von 2 Thaler per Eentner
erhoben werden; sogen. Vieh- und Gewerksnlz dagegen soll
> ganz steuerfrei bleiben. Bei uns in Baden war man zwar
 
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