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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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Juli (Nr. 78 - 90)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0373

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Wochenblatt

für die Bezirke

Schwetzingen und Philippsbmg.

No. 87.

Dienstag, 23. Juli

1867.

Erscheint Dien st ag, Donner st ag und S a in st a g. — Preis : vierteljährlich 45 kr., unter Vorauszahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzeile mit 4 kr. berechnet.
Alle Postanstalten nehmen Bestellungen an. Die Boten erhalten 2 kr. monatlich.

Baden

ff Karlsruhe, 18. Juli. Die Anzeige unserer Blätter
bilden oft einen sonderbaren Contrast mit der Wirklichkeit. Wäh-
rend Klagen über Tbeuerung, schlechte Geschäfte doch eben nicht
zu den Seltenheiten gehören, während andrerseits vielfach über
unheilbare Krankheiten und sonstiges Elend lamentirt wird, prei-
sen die Blätter die Mittel, die all diesem ein Ende machen oder
gar verhüten sollen, mit jedem Tage. Für was überhaupt jetzt
noch Aerzte auf der Welt sind, kann man nach diesen Anzeigen
gar nicht begreifen, da man ja für Alles um ein Paar Gro-
schen die unfehlbar heilenden Mittel haben kann, welche selbst
dem Tode die wirksamste Concurrenz zu machen im Stande sind.
Daß mit größter Menschenfreundlichkeit aus schriftliche Anfrage
unentgeldlich Mittel und Wege zu einem glänzenden Nebenver-
dienste angewiesen werden, ist gar sehr anzuerkennen, und es
ist nur Schade, daß der biedere Mann, der sich so um das
Wohl seiner armen Mitmenschen annimmt und die vielen Jn-
sertionskosten nicht scheut, aus Bescheidenheit seinen Namen ver-
schweigt und so dem verdienten Lohne, der mindestens in einer
Bürgerkrone bestehen würde, entgeht. Etwas ganz Neues in-
dessen , was in socialer Beziehung die größte Epoche machen
muß, ist die geistreiche Lösung der schwierigen Frage, wie man
bei deren Ausgaben auch noch sparen könne. Dieser Gedanke,
der selbst einem gewissen Philosophen unerreichbar scheinen mußte
und deßhalb auch nicht von ihm in Angriff genommen wurde, ist in der
Thai gelöst. Die maZasiu« rsunis in Paris geben bei jedem
Kauf Obligation« 'VVari-auts, welche, gleich den Staatspapie-
ren, verzinst und nach gewisser Zeit eingelöst und amortisirt
werden. Je größer die Ausgabe, desto größer ist natürlich auch
die Ersparniß. Nun sage noch einmal Einer, daß der Stein
der Weisen im 19. Jahrhundert immer noch nicht gefunden sei.
— 1 <. Juli. Einige Blätter beschäftigen sich bereits mit
einem der Residenz bevorstehenden Kasernen bau. Bei der in
Aussicht genommenen bedeutenden Erhöhung des Präsenzstandes
kann das natürlich nach erfolgtem Zustandekommen des Gesetzes
nicht ausbleiben, zunächst aber befindet sich die Sache noch in
einem ziemlich entfernten Vorstadium.
— 19. Juli. Die großh. Betriebsverwaltung hat nun
angeordnet, daß alle Waggons III. Klaffe für die Heizung mit
eisernen Oefen eingerichtet werden, so daß sie schon in diesem
Jahr mit Eintritt der kälteren Witterung erwärmt werden kön-
nen. Es werden sämmtliche Züge III. Klasse erwärmte Wagen
mit sich führen. Es werden gegenwärtig ca. 120 Wägen mit
Oefen versehen, und kommt ein solcher nebst Zubehör auf eirca
36 fl. zu stehen. Für die Heizung ist ein Kohlenaufwand von
durchschn. 30 Pf. per Tag in Aussicht genommen. Es ist vorauszu-
sehen, daß diese sehrdankenswerthe Einrichtung eine Vermehrung der
Frequenz veranlassen und somit der bedeutend erhöhte Aufwand
wenigstens zum Theil gedeckt werden wird. — Der Staatsmi-
nister der Justiz, Dr, Stabel, hat seinen Austritt als Abge-
ordneter der Universität Freiburg für die erste Kammer ange-
. kündigt. Herr Stabel war im Spätherbst des vorigen Jahres

raths Schmidt gewühlt worden, als er sich nicht in Function
befand. Sein seitheriger Wiedereintritt in das Kabinet scheint
der nächste Anlaß zur Niederlegung des Mandats zu sein.
Baden, 18. Juli. Getreu dem universellen Character
unserer Büderstadt, enthält dieselbe schon längere Zeit Gottes-
häuser für fünf Konfessionen, und hierzu ist jetzt auch ein israe-
litischer Betsaal gekommen. Die Eröffnungsfeier fand heute
Nachmittag statt, wobei außer vielen Israeliten von nah und
fern — zufolge erhaltener Einladung — die hiesigen Staats-
und Gemeindebehörden, sowie in Bethätigung echter Toleranz
der katholische und der protestantische Stadtpfarrer von hier
zugegen waren. Die Feierlichkeit nach dem reichen israelitischen
Ritus, sowie die gehaltvolle Festpredigt des Hrn. Bezirksrabbi-
ners Schott von Bühl machten einen erhebenden Eindruck. Den
Bemühungen des Letztern ist es zu verdanken, daß der kleine,
aber würdige Betsaal aus freiwilligen Beiträgen zu Stande kam.
Deutschland.
Cannstatt, 19. Juli. Von Seiten der württembergi-
schen Tabakfabrikanten ist in Sachen der Tabakbestcuerung eine
Eingabe an das K. Finanzministerium gerichtet worden. Es
wird darin ausgeführt, daß hauptsächlich zwei Punkte der Ta-
baksindustrie zu großen Befürchtungen Anlaß geben: eine Fa-
brikationssteuer und nicht genügender Schutz der Fabrikate ge-
gen das Ausland. In erster Beziehung wird gewünscht, daß
dem Fabrikanten die Freiheit der Bewegung in seinem Haus
und Geschäft gewahrt werde; namentlich wird gebeten, daß keine
belästigende Controle die Hausindustrie gefährde. In der zwei-
ten Richtung wird darauf Gewicht gelegt, daß die Tabaksindu-
strie in gleichem Maße wie seither bei erhöhten Steuern, gegen
das Ausland geschützt bleibe; der Eingangszoll von fremdem
Fabrikat müßte in demselben Verhältniß erhöht werden, wie
unsere Industrie die Steuer trifft.
Leipzig, 18. Juli. Heute werden wir durch die Mit-
theilung des hiesigen Tagblattes überrascht, daß die vielberegten
Papiere, Denkwürdigkeiten, Aufzeichnungen, Briefe u. s. w. des
unglücklichen Kaisers Max von Mexico auf einem noch nicht
bekannt gewordenen Wege nach Leipzig gelangt sind und hier
bereits druckfertig vorliegen. Die Verlagshandlung Duncker und
Humblot (früher in Berlin,, jetzt Eigenthum des Stadtrathes
Karl Geibel hier) gibt die Werke des Kaisers in sieben Bünden
heraus und verspricht schon für nächste Woche das Erscheinen
der ersten vier Bünde.
Berlin, 17. Juli. Den Friedensversicherungen Rouher's
legt man hier keine Bedeutung bei. Beeilen sich doch die offi-
ciösen Pariser Organe mit der Versicherung, der Friede könne
nur erhalten bleiben, wenn der gegenwärtige Stand in Deutsch-
land sich nicht verändere. Soeben erst gewarnt durch die Fol-
gen der Niederlage in Mexico, hätte man glauben sollen, die
Franzosen würden sich etwas Bescheidenheit angewöhnen. Je-
denfalls wird Deutschland sich durch nichts mehr auf dem Weg
zur nationalen Einheit aufhalten lassen. — Gegen den Redac-
 
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