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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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August (Nr. 91 - 104)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0433

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des lattvwirthfchasLl. Vereins.
Echwctjingen. Hopfenpreis vom 24. August 1867.
100 f!. per Ctr. Verkauftes Qnantum: 1 Ctr. 28 Pfd.
Saaz. Der erste Beitlcu Hopfeu Saazer Stadtgut wurde
zu 150 fl. österreichische Währung verkauft.
In Ausche und Daube wurde bis in die jüngste Zeit
von Bayerischen, Wiener u. Prager .Händlern viel Hopfeu gekauft
und sowohl für Grün- als Rothhopfen gleicher Preis (100 —
110 fl.) bezahlt. Am 19. hat in Saaz die Erndte allgemein
begonnen, viele Gürten find vom Kupferbrand befallen, und
deshalb nur halbe Erndte.
Nürnberg. Ans dem letzten Hopfenmarkt wurden
Spalter Nebenlagen zu 90, 100 und 110 fl., Hersbru-
cker, Altdorfer w. auf Lieferung 100 fl., prima Würt-
temberg er 115, 125 fl., secnnda do. 90, 100 und 110 fl.
verkauft.

30 ZcuLncr Hopsen,
neue Erndte, vollkommen gesund gewachsen, bester Qualität.
See Hof bei Hemsbach an der Bergstraße.
Seipio'sche Gntsverwaltrrng.


Nach einer Mittheilung aus dem landwirthschaftl. Wo-
chenblatt sollen nach England 300,000 Ctr. Hopfen Ange-
führt werden müssen, um den dortigen Bedarf zu decken, was
aber dieses enorme Quantum per Centner kosten wird, davon später.
— Auf der Pariser Weltausstellung erhielt die Stadt
S palt für ihren Hopfcnbau die goldene Medaille.
Hall, 22. Aug. Am letzten Sonntag, den 18. d. M.
tagte iin Gasthaus zum grünen Baum allhier der schwäbisch-
fränkische Hopfenbau verei n. Die zahlreich besuchte Ver-
sammlung eröffnete der Vorstand des Vereins, Hr. Hörner von
Oberhöfen, O.A. Oehring-m, mit einer Ansprache, in welcher
er sich über die Entstehung und den Zweck des Vereins ver-
breitete. Den Hauptgegenstand der Verhandlung bildete die
Art und Weise des Verkaufs des diesjährigen Hopfcnertrags.
Nachdem die Herren O. I. A. Jeitter, Stadtschultheiß Hager
und Hospitalverwalter Bölz von hier sich über die Verkaufs-
weise in der hiesigen Stadt ausgesprochen hatten, wurde be-
schlossen, von einem eigentlichen Hopfenmarkt im Großen abzu-
sehcn, dagegen den Verkauf bezirksweise in der Art einzuführen,
daß derselbe in jedem einzelnen Bezirke öffentlich ausgeschrieben,
und daß zwischen den verschiedenen Verkaufstagen ein Zeitraum
von wenigstens 2 Tagen liegen solle. Der Verkaufspreis soll
sofort telegraphisch in den Amtsblättern sämmtlicheu Bezirken
bekannt gemacht werden. Schließlich machte der Vorstand noch
Mittbeilungen über seine eigenen Erfahrungen beim Anbau
und der Behandlung des Hopfens.

i Die preußisch-belgische Allianz.
Wir leben in der Zeit der Allianzen oder vielmehr in
der Zeit der Furcht vor denselben. Kaum vergeht ein Tag,
wo nicht eine neue Allianz zum Vorschein kommt. Nachdem
die alten, welche man unter den Großmächten ausgestellt, nack-
gerade langweilig geworden und den Eredit verloren, werden
auch die 4)ü rainorunr AsNiuni mit in die Allianzmysterien
gezogen. Es muß eben Abwechselung sein und die Zeitungen
mären gar zu trocken, wenn man nicht hie und da einen neuen
Entenbraten anftischen würde. Jetzt wo der Sultan wieder in
seinem Stambul eingezogen ist, muß er dem Belgier Platz
machen, der mit Preußen unter Garantie seines Besitzstandes
eben eine Allianz abgeschlossen haben soll.
Die Sache hat bereits ihr offizielles Dementi erhallen
und wäre damit abgethan, wenn nicht die nähere Betrachtung
auch noch ihr Lehrreiches hätte, so würden mir uns bescheiden
und sie beruhen lassen.
Interessant ist für uns der Umstand, daß gerade jetzt,
wo vor Kurzem von sämmtlicheu Großmächten die Neutralität
Belgiens so feierlich „für ewige Zeiten" ausgesprochen worden,
überhaupt ein solches Gerücht aufgebracht und allen Ernstes
Glauben finden konnte.
Zu dieser Verwirrung der Begriffe bat offenbar das eng-
lische Ministerium den Anlaß gegeben, welches durch den Mund
seines Premiers allerdings eine ganz sonderliche Interpretation
darüber gab, wessen man sich bei der Neutralität überhaupt
zu versehen habe. Wenn freilich diejenigen, deren Neutralität
eben proklamirt worden, schon in den nächsten Stunden Gefahr
laufen, bei dem ersten Bruch eines der Haupteontrabenten im
Stiche gelaffen zu werden, so kann man nicht staunen, wenn
andererseits behauptet wird, daß sich der Neutrale sofort durch
Gewinnung eines neuen Bundesgenossen für alle Fälle versehe.
Und in der That hätte bei solcher laren Jnterpretion
der internationalm Vertrüge von allen Staaten Belgien am
meisten Ursache auf seiner Hut zu sein und sich nach einem
mächtigen Alliirten wie Preußen umzuschauen.
Belgien ist das Nachbarland Frankreichs, es spricht im
Allgemeinen dessen Sprache und war früher lange Zeit mit
Frankreich vereinigt. Nach der Julirevolution 1830 ging die
allgemeine Ansicht dahin, daß es demnächst wieder mit Frank-
reich vereinigt werde. Dies ist zwar anders gekommen und
Belgien ist zwar von Holland getrennt, aber als selbstständiger
Staat mit einer freisinnigen Verfassung so nationalisirt worden,
daß keine Partei mehr im Lande ist, welche den Anschluß an
Frankreich anstrebt oder wünscht, während früher immerhin
eine große Partei diesen wollte. Belgien bat auf eigenen Fü-
ßen stehen gelernt nnd sieht ein, daß eS so besser geht, als
wenn es der französischen Brücke theilhasiia würde. Allein das
schließt nicht aus, daß auch Frankreich derselben Ansicht huldige.
Der Chauvinismus betrachtet immer noch Belgien als seine
erste Domäne nnd erst in zweiter Linie richtet er seine gierigen
Blicke nach dein Nheine. Da man nun nicht wissen kann, was
 
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