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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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August (Nr. 91 - 104)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0434

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IN Frankreich noch geschieht, so ist gerade Belgien der bedroh-
teste Punkt, wenn die internationalen Verträge so leicht aus
die Achsel genommen werden, als dies von Lord Stanley im
englischen Parlamente geschehen.
Gerade darin lag ja eben die Bedeutung des Luxemburger
Austrags, daß dadurch Belgien den französischen Gelüsten für
immer entzogen werden sollte. Wenn dies wirklich grunder-
folgreich gelungen, fo darf sich Frankreich nichts weniger als
seines Erfolges auf der Londoner Konferenz rühmen.
Bade ir.
Karlsruhe, 21. Aug. Am 1. Oktbr. d. I. werden
3 landwirthschaftliche Winterschulen eröffnet werden, während
bisher nur 3 bestanden. Landwirthfchafls-Jnspektor Gsell,
bisher in Heidelberg, wurde auf seinen Wunsch an die Kreis-
schule nach Buchen versetzt. Für die Heidelberger Schule wurde
der bisherige Inspektor der Zuckerfabrik Waghäusel, Hoff-
mann von Mannheim, ernannt; für die Kreisschulen in Of-
fenburg, Freiburg und Müllheim wurden ernannt: der bishe-
rige Assistent der Ackerbauschule Hochburg, Burghard aus
Württemberg, der Gutsbesitzer Or. A. Ri ecke aus Obcrschwa-
ben und der bisherige Verwalter der Zuckerfabrik Friedensau
bei Mutterstadt, Lehnert. Für die Meßkircher Winterschule
ist der württembergische Domänenpüchter Martin, welcher
früher auf der Hochburg als Lehrer jahrelang gewirkt hatte,
bestimmt.
Deutschland.
Friesenheim, 21. Aug. Stand der Cholera am 21.
August: Krank 50 Personen, gestorben bis jetzt im Ganzen
23 Personen.
Mainz, 21. August. Die Verlegung nichtpreußischer
Truppen aus dem Nordbund in die hiesige Festung soll allmä-
lig, und zwar im Interesse des Dienstes, geschehen. Mögli-
cherweise macht ein hessisches Regiment, sobald die Formation
des Armeekorps vollendet ist, mit dieser Garnisonirung den
Anfang.
München, 23. Aug. Der Kaiser und die Kaiserin der
Franzosen sind heute Mittag hier durchgereist und wurden auf
dem Bahnhof im Auftrag des Königs durch den Staatsminister
Fürsten Hohenlohe begrüßt.
Berlin, 23. Aug. Das neueste „Militär-Wochenblatt"
welches in der Aufzählung der verschiedenen Militärkonventionen
fortfährt, nennt auch eine Militürkonvention mit dem Groß-
berzogthum Baden, von deren Inhalt man bis jetzt nur sehr
unvollkommene Kenntniß hatte. Es handelt sich indeß um
nichts anderes, als um die von Preußen gegebene Einwilligung
daß die badischen Offiziere, soweit möglich, in preußischen Mi-
litärunterrichtsanstalten ausgebildet werden dürfen; außerdem
findet eine dauernde Kommandirung von zwei großh. Offizieren
zum preußischen Generalstabe für jeden einzelnen Fall auf un-
bestimmte Zeit statt. Für die Zulassung zum Besuche der
preußischen Militär-Unterrichtsanstalten, welcher mit dem im
Herbste dieses Jahres Zu eröffnenden Lehrkursus beginnt, trägt
die großh. Negierung einen nach der Zahl der Theilnehmer
pro Kopf jährlich zu berechnenden Antheil an den Gesammtun-
terhaltungskosten. Ein Rücktritt von der Konvention kann nur
noch einjähriger Kündigung erfolgen.
Dresden, 23. Äug. lieber das Brandunglück in Jo-
b a nng e or g en st adt bringt das „Drcsd. Journ." folgende
weitere Nachrichten: „Das Feuer ist am 19. ds. Vormittags
in dem Taubenstalle eines Tischlers, Namens Schäfer, ausge-
kommen, eines übelbeleumundeten Mannes, welcher dringend
verdächtig ist. das Feuer angelegt zu haben. Derselbe ist be-
reits zur Haft gebracht worden. Von 380 Wohnhäusern sind
nur noch 42 übrig geblieben. die übrigen liegen-4n Schutt
und Asche. Die feit 4 Wochen anhaltende Dürre batte die
Schindeldächer derart ausgedörrt, daß ein einziger Funke ein
ganzes Haus in einem Augenblick entzündete. Das Feuer ver-
breitete sich, als erst etwa 10 Häuser in Flammen standen,
nach allen Richtungen, sogar dem Wind entgegengesetzt." Ein
Augenzeuge des Brandes schreibt im „Erzgebirgifchen Volks-

freund" : „Obgleich die herbeigeeilten Spritzen von nah und
fern ihr Möglichstes thateu, um dem wüthenden Element Ein'
halt zu thun, war solches leider doch nicht möglich, und mußte
sogar die aus dem böhmischen Nachbarstädtchen Platten herbei-
geeilte Spritze, welche den Markt zu retten suchte, in Folge
der großen Gluth von der Mannschaft verlassen werden, wo
sie ebenfalls durch die Flamme vernichtet wurde. Frauen suchten
ihre Männer, diese ihre Frauen. Eltern ihre Kinder uud so
umgekehrt, und wo man den Blick nur hinwendete, sah man
weinende, unglückliche und hünderingende Gestalten. Bis jetzt
wurden von den mehrfach vermißten Personen todt aufgefun-
den: Hermine Weickert, die 72 Jahr alte Burkart und eine
Tochter des verstorbenen Schichtmeisters Arnold. Schwere le-
bensgefährliche Brandwunden erhielten die Ehefrau des Buch-
bindermeisters Vogel und der Hausknecht aus Frisch's Hotel.
Gegen 4000 Menschen sind obdachlos, ihrer Habe beraubt und
liegen fchaarenweise an den Abhängen des Berges, mit der
bittersten Noth kämpfend.
Oefterreichische Monarchie.
Wien, 24. Aug. Die montenegrinische Negierung entdeckte
in Cettinje eine Verschwörung, welche Entthronung des Für-
sten und Vereinigung des Landes mit Serbien beabsichtigte.
Mehrere Notabilitäten, worunter Vujovach, der Stellvertreter
während des Fürsten Abwesenheit, wurden zum Tode mittelst
des Stranges verurtheilt. Die Verschwörung wurde unterdrückt,
wobei ein fürstlicher Adjutant getödtet wurde.
— 23. Aug. Nach der „N. Fr. Presse" wäre der defi-
nitive Abschluß der österreichich-französischen Allianz gescheitert,
weil Bayern und Württemberg die Errichtung eines Südbundes
und dessen Anschluß an das Kaiserbündniß abgelehnt haben.
Salzburg, 23. Aug. Das französische Kaiserpaar ist
heute Morgen 8 Uhr. nach herzlichstem Abschied von den öster-
reichischen Majestäten abgereist. Sie reisen heute bis Straß-
burg. O- .
— 22. Aug. Heute erfolgten zahlreiche Verleihungen
des Ordens der Ehrenlegion; unter den Dekorirten befinden
sich der Landeschef Graf Coronini, der Bürgermeister Mer-
tens und neunzehn Offiziere der Salzburger Garnison. Den
Armen Salzburgs spendete Kaiser Napoleon 4000 Fr.
F r a rr kreL ch.
Paris, 22. Aug. Die Erbitterung gegen Marschall
Bazaine nimmt immer größere Dimensionen an und beginnt
selbst, wie die gestrige „Liberte" beweist, in den Organen der
Tagespresse Boden zu finden. In fragender Form veröffent-
licht das Blatt Girardin's genau alle jene Anschuldigungen ge-
gen den Marfchall-Senator, welche vor fast acht Tagen in
ausländischen Blättern als Auszug aus den Beschwerden der
Offiziere des Expeditionskorps Publizist worden waren.
— 23. Aug. Der „Epogue" zufolge stehen augenblicklich
in Tarragona 6000 Insurgenten unter Waffen. Man soll in
Madrid auf die Nachricht, daß Prim in Spanien sei, in die
größte Bestürzung gerathen sein.
Schweiz.
Basel, 15. Aug. Durch die öffentlichen Blätter und
durch öffentliche Anschläge an den Straßenecken werden 500
geübte Wall- und Erdarbeiter, Steinbrecher und Maurer gesucht.
Wie wir vernehmen, ist es das französische Kriegsminifterium.
welches für feine ausgedehnten Befestigungsarbeiten nicht genug
Arme im Inlands findet. Die in Basel Angeworbenen sind
nach Bclfort bestimmt.
C rr g l a n V.
lbonDon, 20. Aug. Mit gerechter Entrüstung wende
sich die öffentliche Meinung hier gegen eine verbrecherische Thar
die sich jetzt schon in 14 Tagen zum dritten Male wiederhol
hat. Es ist der Versuch, einen Eisenbahnzug aus dein Geleise
zu bringen. In Irland verunglückten bei dem ersten Attentate
dieser Art der .Lokomotivführer wie der Heizer. Vor einigen
Tagen, als an einem anderen Orte ein gewaltiger Felsblock
 
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