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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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Juni (Nr. 66 - 77)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0313

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für die Bezirke


kiv. 72. Dienstag, 18. Juni 1867.

DE- Erscheint Dienstag, Donnerstag und S a m st a g. — Preis : vierteljährlich 45 kr., unter Vorauszahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzeile mit 4 kr. berechnet.
Alle Postanstalten nehmen Bestellungen an. Die Boten erhalten 2 kr. monatlich.

Baden.

Karlsruhe, 13. Juni. Dem Vernehmen nach beab-
sichtigt Se. K. Hoheit der Großherzog die Weltausstellung in
Paris zu besuchen, und wird Samstag, den 15. d. M., dahin
abreisen.
— 14. Juni. Zu Vertretern Badens auf der am 17.
d. M. zu Paris zusammentretenden Münzconserenz sind, wie
wir vernehmen, der großh. Gesandte am kaiserlich französischen
Hof, Frhr. v. Schweizer, und der großh. Commissär für die
Weltausstellung, Geh. Referendar Dietz, ernannt. — Den com-
missarischen Verhandlungen zur Feststellung des Gesetzentwurfs
über die Militärpflicht hat, wie man vernimmt, auch der preu-
ßische Militärbevollmächtigte General v. Beyer ungewohnt. Da
es sich in den Hauptfragen um Annahme eines in Preußen
bereits erprobten Systems handelt, so war die Mitwirkung des
preuß. Bevollmächtigten von unmittelbarem practischem Werth.
— Die Einnahme der badischen Post belief sich für das Ka-
lenderjahr 1866 auf 1,907,213 fl. und die Ausgabe auf
1,413,720 fl.; demnach ergab sich eine Reineinnahme von
493,493 fl., und zwar 62,765 fl. mehr als für 1865, ein
in Anbetracht der allgemeinen Verkehrsverhältnisse des vorigen
Jahres jedenfalls überraschend günstiger Erfolg. Auf den
Kopf der Bevölkerung ergab die badische Post 1865 eine Rein-
einnahme von 16 kr. und 1866 von 20,7 kr. Es stellte der
Reinertrag dar 1865 30 Procent und 1866 32,4 Proc. der
Bruttseinnahme. — Eine Einwendung gegen die Productions-
steuer vom Tabak scheint besondere Beachtung zn verdienen für
Süddeutschland und insbesondere Baden. Sie legt nämlich,
will, man sie als Extragrundsteuer für Tabakspflanzen einfüh-
ren, diesen ein Dpflr an baarem Gelde auf, das zwar schließ-
lich der Konsument tragen, in erster Reihe aber der Produzent
entrichten muß. Dadurch könnte allerdings die Tabaksproduc-
tion rasch einen unerwünschten Rückgang erfahren. Will man
die Production in ihrer Höhe sicherer erhalten, so wäre die
Steuererhebung in einem späleren Stadium beim Händler oder
Fabrikanten augezeigt.
Deutschland.
12. Juni. Gestern hat der Bischof eine Rom-
fahrt angetreten. Er ist begleitet von seinem Vetter, dem Hrn.
Grafen v. Galen, welcher Subregens des Mainzer Priestersemi-
nars ist.
VeZKtn. Für die preußische Flotte wird jetzt an der
Thömse eine Panzerfregatte gebaut, die ursprünglich für die
türkische Regierung bestimmt gewesen war und eines der aller-
stärksten Kriegsschiffe zu werden verspricht. Die Stärke des
Panzers ist auf 8 Zoll berechnet; Tonnengehalt 5938; nomi-
nelle Pferdekraft 1150. Die Panzerung wird sich auf beinahe
7 Fuß unter der Wasserlinie erstrecken. Ihre Bewaffnung soll
aus 30 Geschützen bestehen, darunter viele 1000 Ctr. schwer,,
die eiw 50 Ctr. schweres Geschoß schleudern können und alle-
fammt so gestellt, das ste jeden Winkel des Horizonts werden

bestreichen können. Dieses gewaltige Kriegsschiff wird den No--
men „Wilhelm I." führen.
Pcfth, 13. Juni. Die Straßen waren gestern Abend
festlich beleuchtet. Durch eine Zahlreiche, den ganzen Weg ent-
lang Spalier bildende Menge fuhren Ihre Majestäten unter
herzlichen Zurufen der Menge einige Minuten vor 10 Uhr
zum Bahnhofe, in welchem die beiden Häuser des Landtags,
sowie die Spitzen der Landes- und Communalbehörden ver-
sammelt waren. Mit ihren Majestäten zugleich reiste der ganze
Hofstaat von hier ab. — Ihre Majestät hat die Silberstoffrobe
und den Schleier, welche sie bei der Krönung getragen, gestern
dem Veszprimer Bischof gegeben, damit er diese Gegenstände
in der Veszprimer Domkirche zum ewigen Andenken aufbcwahrr.
Oesterreichische Monarchic.
Wien, 12. Juni. Klapka hat bereits von der Amnestie
Gebrauch gemacht und den Revers überzeichnet. Er befindet
sich gegenwärtig in Wien, und begibt sich nach Ungarn. —
Der Jubel daselbst über den hochherzigen Entschluß der Maje-
stäten: das Krönungsgesckpnk den verstümmelten Honved, sowie
deren Wittwen und-Waisen zu widmen, ist unbeschreiblich. Der
Pesther Honved-Verein versammelte sich gestern zu einer Siz-
zung, um zu beschließen: „Sümmtliche Honved-Vereine Ungarns
sind zu einer Verständigung über einen Collectivschritt bei dem
Königspaar aufzufordern"; schon heute aber begibt sich eine
Deputation des Pesther Vereins zu dem Ministerpräsidenten
Grafen Andrafsy mit dem Ersuchen: er möge dem Pesther Hon-
ved-Verein einen Rath ertheilen, wie derselbe den Majestäten
für das Handschreiben seinen Dank und seine Ergebenheit aus-
drücken solle.
F r a n k r e i ch.
Paris» Vom Ausflug -nach Fontainebleau erzählt die
Franz. Korr, folgende romantische Geschichte: Als die Majestä-
ten von Frankreich, Rußland Preußen sich eben zu dem Aus-
fluge anschickten, erhielt der Kaiser Napoleon einen Bericht des
Ministers des Innern, nach welchem in Fontainebleau ein ver-
dächtiges Individuum bemerkt worden sei, dessen Spur sich in
dem Park verloren habe. Der Kaiser behielt diese Mittheilung
für sich und gab nur seiner Umgebung die Weisung: es solle
bei der Besichtigung des Schlosses so eingerichtet werden, daß
möglichst viel Zeit verloren gehe. Dieß geschah. Jede Freske
des Primaticcio, jedes Stück Benvcnuto Cellini's, kurz jede hi-
storisch oder künstlerisch irgend bemerkenswertste Kuriosität wurde
auf das Eingehendste den erlauchten Güsten erklärt, die ganz
überrascht waren, sich für so eifrige Kunst- und Alterthums-
freunde betrachtet zu sehen. Als es endlich hieß: „Und jetzt
in den Park!" blickte der Kaiser Napoleon auf seine Uhr und
sagte bedauernd, daß es 4 Uhr vorüber und also nach den für
die Abreise des Czaren getroffene Anordnung zu spät sei, um
noch einen Ausflug in den Wald zu unternehmen. So kehrte
man nach Paris zurück, und wohl fiel dem Kaiser, dem Mini-
 
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