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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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Juni (Nr. 66 - 77)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0293

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Wochenblatt

für die Bezirke

Schwetzingen und Philippsburg.

No. 67.

Dicnliag) 4. Juni

1867.

Erscheint Dienstag, Donnerstag und SAUn st a g. — Preis : vierteljährlich 45 kr., unter Vorauszahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzeile niit 4 kr. berechnet.
Alle Postanstalten nehmen Bestellungen an. Die Boten erhalten 2 kr. monatlich.

Baden.
Karlsruhe, 31. Mai. Die Generalsynode wnrde Diens-
tag den 28. d. M. durch den Präsidenten des ev. Qberkirchen-
rathes, Herrn Staatsrath Dr. Nüßlin, im Namen Sr. König-
lichen Hoheit des Großherzogs geschlossen. Mittwoch den 29.
fand in der Schloßkirche der vorgeschriebene Schlnßgottesdienst
statt; die Mitglieder der Generlsynode, des großh. evangelischen
Oberkirchenrathes, sowie der Präsident des Ministeriums des
Innern, Hr. Dr. Jolly, waren zur großh. Tafel geladen und
versammelten sich am halb 2 Uhr im Marmorsaale des Resi-
denzschlosses. I. K. H. der Großherzog und die Frau Groß-
herzogin geruhten, die Synodalmitgliedcr Sich vorstellen zu las-
ten und mit jedem derselben sich huldvollst zu unterhalten.
Gegen Ende der Tafel brachte der Großherzog nach ein-
gehender Rede über die Bedeutung dieser auf Grund der neuen
Kichenverfassung erstmals berufenen Generalsyuode, ihrer Ar-
beiten und die sich ergebenden Aufgaben für Alle, welche dazu
berufen find, die neuen Einrichtungen zur Förderung wahrhaft
christlichen Lebens in den Gemeinden zu vcrwcrthen, den Trink-
spruch aus auf die Generalsynode, die evangelische Landeskirche,
und ein friedliches und gedeihliches Arbeiten Aller für das Wohl
der Gemeinde. Der Präsident der Generalsynode, Hr. Geheime-
rath Dr. Bluntschli, erwicderte die Ansprache S. K. H., indem
er ein gedrängtes Bild von den Synodalverhandlungen entwarf
nnd ein Hoch auf den durchlauchtigsten Landesbischof ausbrachte,
dem die Anwesenden mit Begeisterung zuftimmten. Prälat Dr.
Holtzmann, pries in sinniger Weise die hohen Tugenden der
gnädigsten Landesfürstin, das dem Lande vorleuchtendc, durch
blühende Kinder gesegnete Familienleben des hohen fürstlichen
Paares, und forderte die Versammelten aus, ihr Glas zu leeren
auf das Wohl der durchlauchtigsten Großherzogin der großher-
zoglichcn Prinzen und Prinzessin, des ganzen, großherzoglichen
Hauses. Nach aufgehobener Tafel verweilten die höchsten Herr-
schaften noch längere Zeit im Kreise der Gäste, und verabschie-
deten dieselben erst gegen 6 llhr Abends.
Frei bürg, 30. Mai. Gestern Nachmittags ist im Walde
ober der Karthaus, eine halbe Stunde von der Stadt, ein fre-
cher Straßenraub verübt worden. Ein Spaziergänger wurde
von 2 mit Pistolen bewaffneten Burschen angefallen, und ihm
unter Androhung des Erschießens Uhr und Börse abgenommen.
Der Beraubte, welcher bald darauf zufällig einem Gendarmen
begegnete, setzte denselben von dem Raube in Kenntnis;, worauf
der Gensdarm die Spur der Räuber sogleich verfolgte, und sie
noch an dem nämlichen Abend 2 Stunden entfernt im Thale
beim Dorfe Zarten einholte. Bei ihrer Verhaftung wurden den
Räubern 2 Pistolen, von denen die eine scharf geladen und
mit aufgesetztem Zündhütchen versehen, die andere ungeladen
war, ein Dolch und die geraubte Uhr und Börse abgenommcn.
Die beiden Räuber sind Fabrikarbeiter von hier und wurden in
das Amtsgefängniß dahier abgeliefert, wo sie ihre Strafe von
den: nächsten Schwurgericht zu erwarten haben. — Auf dem
Schloßberg erhenkte sich gestern der Küfer A. Schmidt von hier.

Kehl, 28. Mai. DaS in der vorigen Woche so ganz
unerwartet erschienene Verbot des französischen Polizei- und Han-
delsministeriums bezüglich der Einfuhr von Rindvieh und Scha-
fen ist dahin abgeündert worden, daß einstweilen bis auf Wei-
teres geschlachtetes Fleisch von Ochsen und Kühen und lebende
Schafe wieder nach Straßburg eingeführt werden dürfen, wenn
die vorgeschriebenen Beurkundungen an der jenseitigen Douane
vorgewiescn werden. In Folge dieser Anordnung find gestern
zum erstenmal Mezger von Straßburg mit großen Flcischwügen
hierher gekommen, schlachteten einige Ochsen und führten das
Fleisch weg, nachdem der nöthige Gesundheitsschein ansgestellt
war und die Wägen durch die Polizei versiegelt waren. Das
zum Schlachten und zur Ausfuhr kommende Vieh muß hier
eine Quarantäne von 8 Tagen aushalten. — Häute, Einge-
weide und andere Stoffe von Wiederkäuern sind bis jetzt noch
von der Einfuhr ausgeschlossen.
Deutschland.
Berlin, 28. Mai. Die Verhandlungen wegen Neuer-
richtung des Zollvereins sollen ernstlich in Angriff genommen
werden, nnd zwar allem Anschein nach noch früher, als bis-
hc>. vorausgesetzt wurde. Man glaubte bis jetzt, die Berufung
der Zollvereinskoufereuz, die Bevollmächtigten der süddeutschen
-Staaten inbegriffen, werde erst nach vorgängigcr Berathung
des Bunderrathes ftattfinden, also nach Verkündung der Bun-
dcsverfaffung. Heute verlautet, die Zollvereinskoufereuz werde
vcrmuthlich bald schon in einigen Wochen, also vielleicht noch
bevor die Bundesverfassung amtlich publizirt werden kann, be-
rufen werden. In diesem Falle würde es sich aber wohl um
vorbereitende Verathungen handeln. Die Berufung eines Zoll-
parlamentes kann erst, sollte man glauben, nach vorgängiger
Berathung des Bundesrathes, vielleicht sogar des Reichstages
eintreten. Die Zollvereinskonferenz würde sich dann voraus-
sichtlich später nochmals, nachdem sie sich inzwischen vertagt Hüt-
ten, zur definitiven Beschlußfassung versammeln.
Wien, 31. Mai. Die Wiener Abeudpost meldet; Einer
Depesche der österreichischen Gesandschaft in Washington vom
30. Bla i. Nachts, zufolge, ist daselbst nur bekannt, daß nach
Eamphells Berichten Eseobedo am 15. d. M. Queretaro ein-
nahm, und daß Kaiser Maximilian bedingungslos kapitulirte.
F r a;r k r c i ch.
Paris. 29. Mai. Für den Empfang des Kaisers von
Rußland werden großartige Vorkehrungen getroffen. Am Nord-
Bahnhofe wird eine Tribüne für 300 Personen errichtet; der
Kaiser wird dort seinen hohen Gast empfangen, und ihn über
die Boulevards nach dem Palais de l'Elyfee geleiten. — Ge-
stern besuchten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Preu-
ßen die Zelle im Justizpalast (Coneiergerie), wo Marie Antoi-
nette gefangen war. Heute war der Prinz wieder in der Ans-
stellung (österr. Sektion); überall macht fein Erscheinen den be-
sten Eindruck.
 
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