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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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Juni (Nr. 66 - 77)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0309

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für die Bezirke


ssg. 7?. Samstag, 15. Juni kö67.
ZM- Erscheint Dienstag, Donnerstag und S a m st a g. — Preis : vierteljährlich 4» kr., unter Vorauszahlung.
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Bade ir.
Baden, 12. Juni. Unter dein Zudruuge einer gewal-
tigen Menge Fremder sowohl als Einheimischer, erfolgte soeben,
genau zur bestimmen Zeit, die Ankunft Sr. Majestät des Kai-
sers von Rußland und der beiden Großfürsten. Am Bahnhöfe
wurden Se. Majestät vom GroßherZog Friedrich, dem Prinzeil
Wilhelm und seiner Gennrhlin, eitler Nichte des Kaisers, em-
pfangen. Sümmtliche hier anwesende Russen von Auszeichnung
batten sich gleichfalls daselbst eingesunden. Von da fuhren die
bohen Herrschaften nach dem Hotel zum englischen Hof, wo
das Absteigequartier für dieselben in Bereitschaft gesetzt war.
Um der Großhcrzoglichen Familie einen Besuch abzustatten, be-
gab sich der Kaiser bald darauf nach dem hiesigen Schlosse, j
wohin auch I. Maj. die Königin von Preußen sich verfügt '
hatte. Um lOhst Uhr ist die Abreise des Kaisers nach Statt- !
gart festgesetzt, wohin denselben jedoch ein Theil seines Gesol- !
ges nicht begleiten wird. Dasselbe wird erst aus der Weiter-
reise in Darmstadt mit dem Kaiser Zusammentreffen. — Eine
Entscheidung, ob Productions- oder Verbrauchssteuer für Tabak
eingeführt werden soll, ist noch nicht getroffen. Preußen neigt
zu einer Productionssteuer (die dortige beträgt nach der Mit- i
theilung eines inländischen Blattes 10 Sgr. Pr. Etr., d. h.
beiläufig 3 Hst Thlr. per Morgen Durchschnittsertrag). Einer ^
Verbrauchssteuer stehen ganz besonders die Controlkosten und ^
Schwierigkeiten entgegen. Selbstverständlich würde die viel !
höhere Uebergangssteuer fallen, somit sehr wahrscheinlich für !
Baden speciell ein Vortheil eintreten. Ein Punkt, der noch zu !
beachten wäre, ist die Einfuhr ausländischen Tabaks bei allzu i
hoher Steuer im Inland. Es versteht sich jedoch von selbst,
daß diese Gefahr gewürdigt wird, und daß es Niemand bei-
sällt, die volkswirthschaftlichell Interessen in so auffallender
Weise vor den Kops zu stoßen.
Deut s ch l ,r n
StttttgM't, 12. Juni. Kaiser Alexander und der Groß-
fürst Wladimir sind heute Nachmittag vor 2 Uhr hier angc-
kommen. Ter König und die Königin waren ihnen bis Lud-
wigsburg entgegengesahren.
Tübingen, 8. Juni. In den besseren Weinberglügen
nndet man bereits blühende Trauben. Wenn die Blüthe, wie
es den Anschein hat, gut vorübergeht, so haben wir alle Aus-
sicht aus einen reichen Herbst, was um so wünschcnswerther ist,
als ein solcher schon mehrere Jahre vermißt wurde. Auch sonst
find gegründete Aussichten auf ein gesegnetes Jahr vorhanden;
namentlich versprechen auch die Hopfengärten trotz stellenweiser
Beschädigung durch Ungeziefer ein günstiges Gedeihen.
Horb, 7 Juni. Die Hüpfenpflanzungen, welchen vor
14 Tagen noch sie Gefahr des Erfrierens drohte, sind jetzt,
begünstigt durch die warmen Tage, im Wachsthum ungewöhn-
lich vorgeschritten und berechtigen zu guten Hoffnungen.
Dresden, 10. Juni. Es wird erinnerlich sein, daß der
in der Nähe Dresdens wohnende Pastor Weber durch seine

Fürsprache beim König von Preußen unmittelbar nach der
Schlacht bei Königgratz die Begnadigung seines Neffen, Oscar
Becker (bekannt durch das Attentat aus den König von Preu-
ßen), erreichte. Becker, gegenwärtig in Amerika, ist nach neuer-
dings an seine Verwandten von dort gekommenen Nachrichren
zufolge wahnsinnig geworden und in einer amerikanischen Irren-
anstalt (Sonnenstein)' uutergebracht.
Oefterreichische Monarchie.
Wien, 5. Juni. Im Gemeinderath von Wien ist ge-
stern die Angelegenheit des allgemeinen deutschen Schützenbun-
dcs durch ein Mitglied der Versammlung (Dr. KoPP) angeregt
würden, welches, mit der Erklärung, daß es der demnächst statt-
sindenden Sitzung des Centralansschnsses in Leipzig beiwohnen
werde, die Anfrage verband: inwiefern der Gemeinderath, um
zu constatircn, daß die Deutschen in Oesterreich, trotz der poli-
tischen Trennung, ihre Zusammengehörigkeit mir Deutschland
nicht aufzngeben enrschlossen, geneigt sei, die deutschen Schützen-
brüder in dem für das Jahr 1868 gewählten Voran Wien
gastlich zu begrüßen. Die Versammlung gab sofort durch Er-
heben von ihren Sitzen zu erkennen, daß sie ihrerseits an dem
Fesijahr feflhalte. (Allg. Ztg.)
F i a ir k r e i ch.
Paris, 10. Juni. Der Kaiser Alexander ist nicht zu
glücklicher Stunde nach Paris gekommen, wo alle möglichen
Unannehmlichkeiten ihn betreffen. Zuerst von allen Seiten mir
widerwilligem Zuruf begrüßt, dann aber sogar mit einen: Pi-
stolenschüsse bedroht zu werden, tragt gerade nicht zur Freude
an einem Aufenthalt bei. Beide Kaiser waren ursprünglich gar
nicht einig darüber, wem der Schuß bestimmt sei. Jeder stellte
sich selbst als das Ziel des Attentates auf. Der Kaiser Alc-
xauder bemerkte dann zu seinem kaiserl. Nachbar: rKons voUll
allioÄ-, rrouÄ avorm «883.^6 1v ldu erEnUsio. Man kann es
dem Ezaaren nicht verdenken, wenn er nach den bisherigen Pro^
ben Pariser Gastfreundschaft hier nicht gerne länger verweilen
will. Er beabsichtigte anfänglich schon am 7. d. früh abzurci-
sen, „um das Leben des Kaisers Napoleon nicht ferner in Ge-
fahr zu setzen", wie er sagte; wahrscheinlich aber, weil es ihm
hier doch nicht ganz geheuer ist. Der Unwille über die Thal
ist allgemein. —- Die hiesige polnische Emigration hat sich heute
Nachmittag vereint, um an den Kaiser Napoleon eine Adresse
aufzusetzen, welche ihren Abscheu gegen das begangene Verbre-
chen ausspricht. Die Pölizei ist nach dem Vorgefallenen nun
doppelt streng gegen die Personen geworden, welche an den
vorhergehenden Tagen sich der Rufe: „Es lebe Polen!" schul-
dig gemacht hatten. Sie sitzen noch immer in Mazas, demsel-
ben Gefängnisse, in welches auch Berezowski gebracht worden
ist. Derselbe bewohnt eine Zelle, die nur für schwere Verbre-
cherbestimmt ist; in derselben haben u.a. auch derMarschall Ney und
Orsini gesessen. — Der unglückliche Berezowski leidet an furcht-
baren Qualen. Sein ganzer Unterarm ist durch die explodi-
rxnde Waffe zerfleischt worden, und heute mußten ihm Mi
 
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