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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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Juni (Nr. 66 - 77)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0289

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für die Bezirke

Schwetzingen und Philippsbnrg.

No. 66.

.Samstag, 1. Juni

1867.

WM' Erscheint Dienstag, Donner st a g und 2 a in st a g. — Preis : vierteljährlich -15 kr., unter Vorauszahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzeilc mit -1 kr. berechnet.
Alle Postanstalten nehmen Bestellungen an. Die Boten erhalten 2 kr. monatlich.

Deutschland.
Aus Baden, 27. Mai. Es ist noch ungewiß, ob neue
Vorschriften über das Gesindeverhältniß gegeben werden sollen.
Früher galten neben den kärglichen, wenig benützten Vor-
schriften des bürgerlichen Rechts die polizeilichen der Gesinde-
ordnung. Nach Wegfall der letzteren fehlt es an Vorschriften;
dies ist eine Belästigung nicht des einen oder andern Theils,
sondern beider Theile. Jetzt handelt es sich darum, materiell
und formell ein Verfahren herzustellen, das die Rechte beider
Vertragstheile wahrt und zugleich eine schleunige Erledigung
sichert. Man wird dabei vorzugsweise auf Ortsübungen zurück-
gehen müssen und für eine rasche Konstatirnng derselben zu Ge-
richtsständen Sorge zu tragen haben.
Mannheim, 27. Mai. Die mit der diesjährigen Mo-
natsausstellung verbundene historische Kunstausstellung der ein-
heimischen Künstler hatte in ihrer ersten Serie nahezu 200
Bilder aufzuweisen, so groß war, die Bereitwilligkeit der Bilder-
besitzer zur Förderung der Unternehmer gewesen, und wurde
mit mehr Theilnahme besucht, als sonst gewöhnlich der Fall ist.
Aus dem vorigen Jahrhundert sind zehn Künstler vertreten,
darunter C. F. Kobell mit 2, W. v. Kobell mit 13, Seekatz
und Schick mit je 1, Kuntz mit 2, Klengel mit 1, Schneider
und Schütz mit je 2, und Rühle und Förster mit je einem
Gemälde, Verschaffelt endlich mit 2 Bildhauerarbeiten vertreten.
Die monatliche Ausstellung hat bis jetzt nur durch L. Reich
(Immaculata) Andreü (Mondscheinnacht in Venedig) und einen
Mondschein von Stademann, vor Allem aber durch Fr. Tra-
vers „Fischerin mit dem kranken Kinde" Erhebliches erhalten.
Letzteres farbenreiches Bild ist der erklärte Liebling der Besucher.
— Es scheint jetzt sicher zu stehen, daß Bildhauer Möst aus
Karlsruhe die Ausführung der Karyatiden am neuen Rathhaus-
baue und noch den Auftrag des bildlichen Schmucks an den
Portalen der stehenden Rheinbrücke erhalten werde.
Berlin, 27. Mai. Die preußische Regierung hat zu
Anfang dieses Monats an Dänemark die Aufforderung gerich-
tet, zu erklären, ob es im Falle, daß bei einer in Nordschleswig
vorzunehmenden Abstimmung ein Theil des Landes an Däne-
mark fallen würde, bereit sei, einen entsprechenden Theil der
schleswig-holsteinischen Staatsschulden zu übernehmen und gleich-
zeitig Garantie zu leisten, daß deutsche Einwohner in dem etwa
abzutretenden Gebiete in ihrer Nationalität nicht^gekränkt wür-
den. Ueber diese Punkte sind gegenwärtig die Unterhandlungen
noch im Gange, und zu irgend einem Resultate sind dieselben
noch nicht gediehen. Wenn dagegen behauptet wird, Dänemark
habe abgelehnt, auf jene Bedingungen einzugehen, und erklärt,
es wolle dann lieber ganz auf Nordschleswig verzichten, so ist
das unwahr, ebenso wie die Mittheilung, daß Dänemark nicht
nur bei den Mächten des Prager Friedens, sondern auch bei
den übrigen Großmächten über die Nichtausführung des Ar-
tikels 5 Beschwerde geführt habe. Letzteres ist schon deshalb
nicht glaublich, weil ja Preußen die Initiative ergriffen hat,
um den Artikel zur Ausführung zu bringen. — Die Festungs-
werke Danzigs sollen bedeutend verbessert werden und dabei

einen Gürtel von 13 detachirten Forts erhalten. — Den beiden
total Blindgeschossenen aus dem vorjährigen Kriege, Robert
Trenck und Sergeant Weber, hat nach hiesigen Blättern Graf
Bismarck aus seiner Privatkasse eine lebenslängliche Pension
von je 100 Thalern ausgcsetzt. — Prinz Oskar von Schweden
ist hier sehr freundlich ausgenommen. Er möchte den Kaiser
von Rußland erwarten, der indessen erst in einigen Tagen ein-
trifft. — Der schwedische Prinz kehrt von hier nach Stockholm
zurück. Der Tag seiner Abreise ist noch nicht bestimmt. —
vr. Bamberger ist, von Paris kommend, hier eingetroffen.
Frankfurt a. M., 28. Mai. Die 1865 zur Ver-
anstaltung der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte,
welche 1866 wegen der Ereignisse ausgefallen ist, erwählten
Geschäftsführer haben beschlossen, die Versammlung in diesem
Jahre hier zu halten, und bereits die betreffende Eingabe an
den Senat gemacht. — Die Gesellschaft der Aerzte von Rhein-
land und Westphalen hat zu ihrer am 18. Juni zu Rolandseck
zu haltenden Versammlung auch die Aerzte des Regierungsbe-
zirks Wiesbaden eingeladcn.
Stuttgart, 29. Mai. Seit sechs Jahren wurden bei
uns nicht mehr so viele Jnsektenvögel, namentlich Nachtigallen,
graue Grasmücken und Schwarzköpfe gesehen und gehört, als
dieses Frühjahr, wie man sich bei jedem Spaziergang überzeu-
gen kann. Diese erfreuliche Erscheinung findet ihren Grund
zum Theil in dem hinter uns liegenden gelinden Winter, haupt-
sächlich aber darin, daß die Vogelfänger im südlichen Theile
von Tyrol, die alljährlich viele Tausende dieser lieblichen Sänger
bei ihrem Wanderzuge durch jene Gegenden wegfangen, wegen
des anhaltenden Regenwetters im vorigen Monat ihre Netze,
die oft eine Strecke von mehr als einer halben Stunde einnch-
men, nicht stellen konnten.
München, 28. Mai. Gestern wurde, nachdem in Unter-
steinach volle drei Wochen lang eine Erkrankung an der Rinder-
pest nicht mehr vorgekommen war, die Seuche für erloschen er-
klärt und für diesen Ort die Absperrung aufgehoben, und heute
langt die telegraphische Nachricht an, daß am 22. Tage wieder
ein Fall eingetreten ist, ein Beweis für die Hartnäckigkeit der
verheerenden Krankheit.
Frankreich.
Paris, 29. Mai. Die Patrie sagt bezüglich der ver-
traulichen Vorbesprechungen zwischen Preußen und Dänemark:
Preußen habe den Wunsch ausgedrückt, Alsen und Düppel zu
behaupten. Die Abtretung würde blos das Gebiet von Apen-
rade mit 30,000 Einwohnern umfassen. — Der Vizekönig von
Egypten wird gegen den 15. oder 20. Juni erwartet. Er
wird 10 Tage hier bleiben. — Die fürstlichen Besuche tragen
doch oft mehr zur Erhaltung und Befestigung des Friedens bei,
als man es gewöhnlich glaubt. Der Kronprinz und die Kron-
prinzessin von Preußen werden hier mit großen Ehrenbezeugungen
ausgenommen. Als sie in die Tuilerien eintraten, wurden ihnen
I von den Truppen dieselben Honneurs erwiesen, wie den Mit-
! gliedern der kaiserlichen Familie. Der Kronprinz hat sich auch
 
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