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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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Januar (Nr. 1 - 14)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0013

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Ug. Z. Smnstng, 5. Januar 1867.

Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. — P^ns: vierteljährlich 48 kr., unter Barauszahlung. -
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzeile mit 4 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei der Expedition dieses Blattes, in H o ck c n h e i in bei Herrn P. Trcchsel u.nd in P hili p p s barg
bei Herrn Anton Reichert. Beide Herren sind bereit, Anzeigen für das Wochenblatt zu befördern.
Tie Boten haben für das Ueberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anznsprechcn.

Alk für Lim'y und Eimr für Alk.
Tie menschliche Gesellschaft, deren Glieder wir sind, macht
glucksiam ein Stück unseres Wesens ans. Sie ist zum grasten
Tlieile die Quelle unsrer Freuden und unsrer Leiden. Selbst
saviele änstern Wohlthatcn und Annehmlichkeiten des Lebens
van der Nahrung und Kleidung an bis zu den sv mannigfalti-
gen Gaben, die uns Gewerbe und Künste darreichen, werden
uns nur dadurch ermöglicht, dast wir andern Menschen nicht gleich-
gültig sind, dast sie vielmehr daraus denken, unsere Bedürfnisse
Hl befriedigen, uns die Frühte ihrer Arbeit zu spenden, wenn
auch nur um selbst wieder Unterhalt und Gewinn dadurch zu
erlangen. Wenn wir diese Zusammengehörigkeit der menschlichen
Gesellschaft uns recht vor Augen stellen, ist sie in der That
ganz merkwürdig. Es gibt nichts, was der Einzelne sein eigen
nennen könnte, das nicht von der Gesammtheit ihm gegeben
und erhalten wird. Die Wohnung, in der wir uns bergen,
sie ist uns von dem Handwerker erbaut worden. Die Kennt-
nisse und Werkzeuge, deren dieser bedurfte, um sie errichten zu
tonnen, hat er nicht durch sich selber allein erlangt und ge-
sunden, die Schule, die Wissenschaft, eine Jahrtausend lange
Handwcrksührung und Erfahrung hat sie ihm für uns darge-
reicht. Nur bis er ein eisernes Werkzeug gebrauchen konnte,
haben lange Zeitalter sich mit Gercithen von Kieselsteinen und
Bronze behelfen müssen. Wenn der Handwerker und Künstler
nach den Regeln der heutigen Kunst und Wissenschaft nur die
einfachste Wohnung errichtet, so reicht er uns gleichsam in seiner
Hand gesammelt alle die mannigfaltigen Erkenntnisse und Er-
fahrungen und Erfindungen der, die für ihn und für uns von
Menschen gemacht wurden, seitdem sie die Erde bewohnen.
Das Bleiloth, der Hobel, der Winkelmesser und hundert andere
Dinge, die uns so gewöhnlich und so natürlich erscheinen, haben
längst vergangene Geschlechter einst als nicht minder große
Erfindungen begrüßt, wie wir heutzutage Telegraphen und
Eisenbahnen und Tampfnmschinen, und haben sie zu unserm
Nutzen aufgespeichert. Ja gerade das Einfachste und Merk-
würdigste, ist es nicht das Wunderbarsted Welcher tiefsinnige
Kops hat es zum erstenmale ausgespürt, daß da, wo eine
Pflanze hervorwächst, vorher ein Samenkorn oder ein Zweig-
lein oder eine Zwiebel, in der Erde gelegen sein mußte, und
wann wurde dann wieder ans diese Erkenntniß die Kunst der
Menschen gebaut, das Getreide zu sähen und zu ernten, welche

die alten Griechen dem Unterrichte der Göttin Zeres halber
zuschriebeu? Wie heißt der Erfinder, der die Pflugschar zur
Bebauung hinzufügte, nach der Sage, ein Bewohner des alten
Egyptens d dazu endlich nach und nach im Laus der Jahrhun-
derte die Bereitung und Gährung des Brodteiges. die Hand-
mühlen und Rädermühlen, bis wir endlich die beste und ge-
sündeste Nahrung, das tägliche Brod uns bereiten konnten.
Ja, gestehen wir es uns nur, wir haben das allerwenigste
selber für uns gethau, und bereitet, alle Menschengeschlechter,
die schon in den Schoost der Erde sanken, nachdem sie sich
ihr Leben lang gemüht, sie haben gesorgt und gearbeitet und
ipsachl und gesunde, damit jeder Einzelne von uns so leben,
damit er auch sich nähren und essen und trinken und kleiden
und wohnen kann, wie er es thut. So schreitet das Menschen-
geschlecht von Stufe zu Stufe voran, und der Nachfolger zehrt
von der Arbeit aller früheren Zeitalter, und wenn er auch
nur die alltäglichsten Verrichtungen des Lebens betrachtet, wird
er zurückgeführt aus alle Menschenreiheu, die ihm vorangingeu,
und er lernt sich als ein Glied des großen Ganzen betrachten,
und er will sich einreihen in den Fortschritt der menschlichen
Gesittnngsarbeit, und er fühlt seinem Wesen einen neuen Werth,
eine neue Bedeutung gegeben, mitzuwirken in seinem kleinen
und kleinsten Kreise, znm Nutzen und Frommen des Ganzen,
und seinen Voreltern den Dank für ihre Arbeit abzuzahlen,
dadurch daß er weiter und immer weiter strebte, und den
Enkeln ein neues Erbtheil zurücklästt. Denn wie Alle für jeden
Einen gearbeitet haben und fortwährend arbeiten, so soll Einer
für Alle arbeiten und schaffen und Gemeinütziges wirken, so
wird es in Familie und Gemeinde und Staat am besten be-
stellt sein, und jeder Einzelne seine Bestimmung erfüllen. Das
ist das Gesetz, das der Menschengeselischaft auserlegt ist.


Karlsruhe. Der Kanton Graubünden ist der Ueberein-
kunst der grostherzoglichen Regierung mit der Mehrzahl der
Schweizerkantone über gegenseitige Befreiung der Handels-
und Geschäftsreisenden von Patentgebuhren beigetreten.
Im Jahr 1866 wurden folgende Eisenbahnstationen in
Baden eröffnet: Dinglingcn-Lahr, Offenbnrg-Hausach, Engeu-
Singen, Mosbach-Osterburken, Osterburken -Wnrzburg. Die
Gesammteinnahme der badischen Eisenbahnen betrug im Monat
Oktober 1866 1,330,219 sl., im November 1,356,669 sl.

Den geehrten Lesern unsers Wochenblattes die ergebenste Mittheilung, das; wir
uns entschlossen haben, mit der nächsten Nummer 4, dasselbe um ein Bedeutendes ;u
vergrößern, ohne Preiserhöhung. Die Redaktion
 
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