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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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Januar (Nr. 1 - 14)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0057

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Schwetzingen und Philippsbnrg.

^g. 14. Donnerstag, 31. Jannar 186?.

Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. — Preis: vierteljährlich -1-5 kr., unter Vorauszahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Pctitzcile mit 4 kr. berechnet.
Man abonnirt sich in Schwetzingen bei der Expedition dieses Blattes, in Hockenheim bei Herrn P. Drechsel und in Philippsburg
bei Herrn Anton Reichert. Beide Herren sind bereit, Anzeigen für das Wochenblatt zu befördern.
Die Boten haben für das Neberbringen des Blattes monatlich 2 kr. anzusprechen.

Neueste Nachrichten.
Berlin, 28. Jan. (W. T.-B.) Als endgiltige Reg le-
rn ngskandidaten Berlins für das norddeutsche Parlament
sind ausgestellt, für den ersten Wahlbezirk: v. Roon; für den
zweiten: Graf Bismarck; für den dritten: General v. Moltke;
für den vierten: General v. Falkenstein; für den fünften: Ge-
neral Herwarth v. Bittenfeld, und für den sechsten: General
v. Steinmetz.
Florenz, 28. Jan. Der Senat hat mit 71 gegen 60
Stimmen beschlossen, dem Antrag auf gerichtliche Verfolgung
des Admirals Persano wegen Feigheit nicht statt zu geben;
morgen wird der Senat die Anklage wegen Unerfahrenheit
und Ungehorsam prüfen.
Athen, 27. Jan. Offizielle Depesche der griechischen
Regierung aus Kandia den 21. d.: Nach einem erbitterten
Kampfe mit Sphakioten und Aufständischen von Selinos und
Apokorouos landeten 1500 Türken, konnten jedoch den Engpaß
von Hagiarumeli nicht erzwingen. Die Aufständischen ver-
warfen die Vorschläge Mustapha Paschas, welcher die Küsten
besetzte.

Deutschland und Frankreich.
Wir haben unsere Lesern jüngst auf die gewaltigen Kriegs-
rüstungen aller europäischen Staaten aufmerksam gemacht. Die
Besorgniß eines vrrheerenden Kampfes insbesondere zwischen
Deutschland und Frankreich liegt ja ohnedies in allen Gemü-
thern. Gleichwohl gibt es Viele, die, nicht zum Heile des
deutschen Volkes, die Siegeslust und Rachefreude für erlittene
Unbilden in unserm Vaterlande wach zu rufen sich bemühen.
Hören wir daher die Worte eines geistreichen französischen
Schriftstellers, der beiden Völkern ein edleres Ziel anweist,
als sich zu zerfleischen, der die beklagenswerthen Folgen eines
solchen Kampfes schildert und das Mittet angibt ihn zum Heile
beider Völker zu verhüten. „Das Bündnis; Deutschlands und
Frankreichs" sagt Edgar Ouinet in seiner Erwiderung an
L. Bamberg er „hat mir stets das Heil unseres Zeitalters
geschienen; und ich meine nicht blos das Bündniß der Höfe,
sondern die innige Mittheilung der Geister, welche, so verschie-
den sie in manchen Punkten sind, dazu gemacht sind, sich ge-
genseitig zu ergänzen. Der Tag, an welchem diese Vereini-
gung wahrhaft vollzogen werden wird, wird ein großes Datum
in der Civilisation sein. Alle Menschen, die Freunde des Men-
schenwohles sind, werden ihren Beifall rufen. Was mich betrifft,
so arbeite ich ohne Unterlaß daran, diesen Tag vorzubereiten.
Damit eine solche Union aufrichtig sich bilde, was bedarf es?
Die Freiheit. Sie wird die Vorurtheile verscheuchen, wird
die Wolken, die sich noch dazwischen lagern, verjagen. Auf
beiden Seiten des Rheins haben sich die Völker zerfleischt,,
weil sie sich nicht kannten, weil man sie planmäßig ver-

blendet hat gegen einander, weil sie sich Hirngespinnste ge-
bildet haben, die nur der gemeinsamen Knechtsch aft zu Gute
kamen. Mögen sie sich endlich erkennen, wie sie sind; mögen
sie die Augen öffnen. Sie werden erstaunt sein über ihre
ehemaligen Streitigkeiten. Sie werden vor sich dasselbe Werk,
dieselbe Laufbahn, dasselbe Ziel sehen. Für Frankreich die
Freiheit verlangen, heißt sie auch für Deutschland verlangen und
gegenseitig. Es kann nicht Verletzung des einen sein, wenn
man für das andere Bürgschaften in der Wachsamkeit des öf-
fentlichen Geistes verlangt. Der Schlaf des einen kann nicht
dem andern zu Gut kommen, noch viel weniger die Unwissen-
heit und die Nacht. Denn es ist gewiß, daß, wenn durch die
wachsende Vernichtung des öffentlichen Geistes die Dunkelheit
über Frankreich oder über Deutschland, oder über beide zugleich
Hereinbrechen sollte, diese beiden großen Nationen, bedeckt mit
ihren großen Armeeen und in der Nacht neben einander wan-
dernd, nicht verfehlen könnten über kurz oder lang gegen ein-
ander zu stoßen. Je kolossaler die Armeen sind, die jeder Staat
heute aufstellt, um so nothwendiger ist es, daß die Völker klar
in die Bestimmung die Bestimmung dieser Armeen sehen. Sie
müssen wissen, was man mit diesen wunderbaren
Werkzeugen der Zerstörung beginnen will. Da ste-
hen sie mit Militürkräften, wie man noch niemals gesehen, mit
Riesenarmen, die sich aufs Gerathewohl ins Unendliche aus-
strecken. Wäre es nicht erbärmlich, wenn sie mit diesen Rie-
senarmen zugleich die Seele von Kindern bewahrten, ohne sich
darum zu kümmern, wo, wie, gegen wen und zu welchen
Zwecken ihre entfesselten Kräfte dienen sollen? Gestehen wir
es: es wäre schlimmer als die Rückkehr zur Barbarei. Es
wäre der Rückfall aus dem Mannesalter in die Kindheit.
Arbeiten wir also gemeinsam, auf beiden Seiten
des R h eines Freih eit undLicht zuverlangen, denn
das ist das einzige Mittel, damit zwei große Na-
tionen nicht inmitten der Nacht gegen einander
stoßen und sich zerschellen. Es gibt heutzutage für kei-
nen von uns ein edleres Werk zu vollführen."

fPostwesenZ Alsbald wird das Postwesen im ganzen
Gebiete des norddeutschen Bundes in der Hand der preußischen
Regierung sein. Das Haupthindernis; war das Postwesen des
Fürsten von Turn und Taxis. Wie jedoch die „Baier. Z."
berichtet ist derselbe bereits nach Berlin abgereist um den Ab-
lösungsvertrag seiner Postvorrechte zu unterzeichnen. Auch
wieder ein Stück nothwendiger und gemeinnütziger Einheit.
Wien, 29. Januar. Nach der „Krlsrh. Ztg." hat die
östreichische Regierung endlich einen Ausgleich mit den Un-
garn erlangt. Derselbe ist zwar noch nicht gesetzlich und öf-
fentlich erfolgt, aber die Unterhandlungen haben mit den hervor-
ragendsten Parteiführern stattgefunden, die für die Zustim-
mung des Landtags Bürgschaft geben zu dürfen glaubten.
 
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