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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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April (Nr. 40 - 52)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0209

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Wochenblatt
für die Bezirke Schwetzingen und Philippsburg.

M. 48.

Samstag, Herr 21). April

1867.

Deutschland.

Berlin, 17. April. Bezüglich behaupteter preußischer
besonderer Militürvorkehrungen wird authentisch versichert, daß
lediglich die im Herbst begonnene Erweiterung der Organisa-
tion der Linie und Landwehr jetzt vollendet wurde. Von den
Gewehrfabriken wurden keine außerordentlichen Leistungen ge-
fordert, der vorhandene Vorrath von Zündnadelgewehren war
binreichend für die nöthig gewordene größere Verausgabung.
Von Armirung der Rheinfestung ist nichts bekannt.
Berlin, 17. April. Der Schluß der Rede des Königs
von Preußen beim Neichstagsabschluß war folgender: „Geehrte
.Herren! Das große Werk, an welchem mitzuwirken wir von
der Vorsehung gewürdigt sind, geht seiner Vollendung entgegen.
Die Volksvertretungen der einzelnen Staaten werden dem, was
Sie in Gemeinschaft mit den Regierungen geschaffen haben, ihre
verfassungsmäßige Anerkennung nicht versagen. Derselbe Geist,
welcher die Aufgabe hier gelingen ließ, wird auch dort die Be-
rathungen leiten. So darf denn der erste Reichstag des nord-
deutschen Bundes aus seiner Thätigkeit mit dem erhebenden
Bewußtsein scheiden, daß der Dank des Vaterlandes ihn beglei-
tet und daß das Werk, welches er aufgerichtet hat, sich unter
Gottes Beistand Segen bringend entwickeln wird für uns und
für künftige Geschlechter. Gott aber wolle uns Alle nnd unser
theures Vaterland segnen."
Berlin, 15. April. Nach der „Köln. Ztg." soll das
Schutz- und Trutzbündniß Preußens lediglich durch die Süd-
staaten angeregt worden sein.
— Wenn aus Paris von verschiedenen Seiten Vermitt-
lungsvorschläge in der Luxemburgischen Angelegenheit gemacht
werden, so laufen unserer Ueberzeugung nach diese alle nur
darauf hinaus, Zeit zur Vollendung der Rüstungen zu gewin-
nen. Inzwischen wird die französische Diplomatie fortfahren,
zu behaupten: 1) Preußen könne aus den internationalen Ver-
trägen nicht beweisen, daß das deutsche Luxemburg zu Deutsch-
land gehöre; 2) Frankreichs nationale Ehre fordere die An-
nexion Luxemburgs.
— Dem Reichstagsabgeordneten Moriz Wiggers ist eine
von etwa hundert in Newyork ansässigen Deutschen unterschrie-
bene Adresse vom 30. März zugegangen, in welcher ihm Na-
mens der zahlreichen Deutschen in Amerika zu seiner Wähl in
Berlin Glück gewünscht wird. Es heißt in derselben u. a.:
„Heute steht Deutschland wieder wie vor 18 Jahren am Vor-
abend einer bedeutungsvollen Epoche; wie damals ist es die
hohe Aufgabe der Männer des Volkes über den Gräbern ge-
fallenen Brüder die Errungenschaften eines ruhmreichen Frie-
dens zum Besten des Bürgerthums, der Gesammtheit der Na-
tion zu wenden."
Köln, 15. April. Es befinden sich für den Kriegsfall
an Kavallerie 256 preußische und 33 norddeutsche Eskadrons
disponibel, wobei sich die 10 darmstüdtischen Eskadrons und
die Kavallerie der bayerischen Armee, wie die süddeutschen
Kontingente nicht mit inbegriffen befinden. Die unmittelbar
zur Aktion bereitetete Infanterie der norddeutschen Armee um-
faßt dazu 304 preußische und 58 norddeutsche Bataillone, wäh-
rend die Stärke, mit welcher der deutsche Süden ins Feld
rücken könnte, sich wegen der Festungsbesatzungen, welche der-
selbe für Landau, Germersheim, Ulm und Rastatt
zu stellen hat, auch noch nicht einmal annähernd bestimmen
lassen dürfte. Für den Norden befinden sich dagegen die
sämmtlichen Festungsbesatzungen durch die 138 preußischen
Landwehrbataillone und die Ersatztruppen nicht nur gedeckt,
sondern sind auch der Mannschaftsstand und das Material zur
Aufstellung von mindestens noch zwei Reservekorps vorhanden,

ohne darum die eigentliche Feldarmee im Geringsten schwächen
zu dürfen. — Da die Ausrüstung der neu errichteten preußi-
schen Truppeukörper und der norddeutschen Kontingente, ein
schließlich des sächsischen Armeekorps, zugleich mit Zündnadel-
gewehren bewirkt worden ist und außerdem noch der volle Be-
stand für die Ersatztruppen in Reserve zu erhalten bleibt, so
müssen, um ein solches Resultat zu ermöglichen, in der Zeit
der letzten 6 Monate nicht weniger als zwischen 150,000
bis 200,000 Zündnadelgewehre hcrgestellt worden sein.
Wiesbaden, 17. April. Herzog Adolf hat die evangelische
Geistlichkeit von ihrem Dienst- und Huldigungscio entbunden.
Die Vermittcrrolle zu diesem Zwecke hatte der evangelische Landes-
bischof Wilhelmi übernommen.
Nagold, 16. April. In der gestrigen Versammlung
der Handwerkerbank wurde der Jahresbericht für 1866 — 67
erstattet. Derselbe ergab in Betracht der ungünstigen Zeitver-
hültnisse und der Abgeneigtheit vieler Gewerbsleute, sich in Geld-
bedürfnissen an öffentliche Institute zu wenden, einen erfreu-
lichen Stand. Die Zahl der Mitglieder vermehrte sich im ver-
gangenen Geschäftsjahr auf 83 , 1>er Geldumschlag beläuft sich
auf 32,000 fl. Um den Reservefonds zu stärken, verzichtete die
Versammlung auf ein Dividende.
Aus Luxemburg geht der Tricr'schen Zeitung die
Nachricht zu, daß dort in der Stimmung der Bevölkerung eine
erfreuliche Wendung einzutreten anfange, daß einerseits
die Hoffnung immer mehr Platz greife, die Selbstständigkeit
des Landes werde erhalten bleiben, andererseits das Gefühl
der deutschen Nationalität jetzt stärker sich rege und auch bald
durch öffentliche Akte sich kundgeben dürfte.
Luxemburg, 14. April. HA. Z.) Adressen an den Kö-
nig-Großherzog, welche die Erhaltung der Selbstständigkeit des
Großherzogthums unter dem Haus Oranien verlangen, sind im
Umlauf und werden von Tausenden von Unterschriften bedeckt.
Die Angehörigen der Dorfgemeinden beten Abends nach der
Arbeit in den Kirchen für ihren Landcsherrn und ihr Va-
terland. — Während in anderen Bezirken des Großherzog-
thums ebenfalls der Weg des Petitionirens betreten wird,
scheinen dunkle Ehrenmänner noch immer in entgegengesetzter
Richtung zu arbeiten.
Wien, 14. Auswärtigen Blättern wird von hier tele-
graphirt, daß eine Depesche des Fürsten Metternich eine ent-
schieden friedliche Wendung in der Luxemburger Angelegenheit
ankündige. Diese Nachricht ist falsch. Unser Botschafter hat
allerdings hierhier gemeldet, daß Kaiser Napoleon friedliche
Gesinnungen hege und die Luxemburger Frage im Wege der
diplomatischen Unterhandlung beizulegen wünsche, das war aber
vor beiläufig acht Tagen, in der neuesten Zeit lauten die Be-
richte des Fürsten nicht so beruhigend, hier bereitet man sich
bereits auf die kommenden Ereignisse vor, und es besteht die
Absicht, eventuell zwei Armeen aufzustellen, die eine in Böh-
men und die andere in Oberöstreich. Die mit Urlaub abwe-
senden Offiziere haben Befehl erhalten, unverzüglich zu ihren
Regimentern einzurücken. An die Mannschaften werden keine
Urlaubsbewilligungen mehr ertheilt.
Wien, 10. April. Die Berichte aus Böhmen lauten
sehr unerfreulich. Die Zerwürfnisse im Prager Landtage
ziehen ihre Kreise allmählich auch in weite Schichten der länd-
lichen Bevölkerung und der Rumor der czechischrn Abgeordne-
ten im Landtagssaale erlangt durch ihre Zeitungsblätter ein weit-
verbreitetes unheimliches Echo im Lande. Durch diese Hezereieu
ist es bereits dahin gekommen, daß Fürst Karl Auersperg und
andere Herrschaftsbesitzer seiner Partei (der Dcutschgesinnten)
mit Brandbriefen bedroht werden und fortwährend sorgen-
schwere Berichte von ihren Domänenbeamten erhalten.

Der hohen Festtage wegen erscheint nächsten Dienstag kein Blatt.
 
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