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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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März (Nr. 27 - 39)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0121

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kllo. 29. Donncrstag, 7. Miin 1867.

ßpx- Erscheint Dienstag, Donnerstag und S a m st a g. — Preis : vierteljährlich 45 kr., unter Vorauszahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzeile mit 4 kr. berechnet.
Alle Postanstaltcn nehmen Bestellungen an.

Neueste Nachrichten.
Wien, 5. Mürz. Die Presse schreibt: Der Sultan lud
durch den Großvezier den Fürsten von Serbien, Michael, ein,
zur Schlichtung der Streitfrage wegen der Räumung der ser-
bischen Festungen in mündlicher Verhandlung nach Konstanti-
nopel zu kommen.
NeWyork, 3. Mürz. Kaiser Maximilian ist am 19.
Februar mit 6000 Mann ins Feld gezogen und hat den
Juaristen Carvajal geschlagen, dessen Armee theils getödtet,
theils gefangen worden ist.

D i e n st tt a ch r i ch L e rr.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben Sich
mit höchster Entschließung vom 31. Januar d. I. gnädigst be-
wogen gefunden, nach dem Antrag der Kirchengemeindeversamm-
lung in Heidelberg den bisherigen zweiten Pfarrer zu St.
Peter und Providenz in Heidelberg, Stadtpfarrer Dr. Karl
Zittel, zum ersten Pfarrer bei St. Peter und Providenz da-
selbst, und den zweiten Pfarrer bei Heilig Geist in Heidelberg,
Stadtpfarrer Oskar Schellenberg, zum zweiten Pfarrer bei
St. Peter und Providenz daselbst, ferner den von der Kirchen-
gemeinde Heidelberg aus den drei ihr bezeichnten Bewer-
bern um die zweite Psarrstelle bei Heilig Geist gewühlten und
prüsentirten Stadtvikar Wilhelm August Honig in Heidelberg
zum zweiten Stadtpfarrer bei Heilig Geist daselbst zu er-
nennen.
Baden.
ff Schwetzingen, 5. Mürz. In der heutigen Bezirks-
rathssitzung soll, Privatmittheilungen zufolge, zur Sprache ge-
bracht worden sein, die für die Folge den Herren Bezirksräthen
zur Berathung vorgelegten Gegenstände, durch unser Wochen-
blatt vorerst bekannt machen zu dürfen. Indem wir für diese
Begünstigung unsere Anerkennung bezeugen, hegen wir zugleich
den Wunsch, daß auch die Beschlüsse zur Veröffentlichung uns
mögen zugetheilt werden. Sollte Obiges zur Ausführung kommen,
so glauben wir, daß dies auch Vielen sehr angenehm sein wird,
indem auf solche Bekanntmachungen hin, bezügliche Mittheilun-
gen aus der Bürgerschaft können in Anbetracht gezogen und
ein gerechtfertigter darauf hin ausgesprochener Wunsch erwogen
werden kann.
Aus Baden, 4. Mürz. Die auf der Karlsr. Zusam-
menkunft von patriotischen Männern in Aussicht genommene
Volksversammlung wird Sonntag den 17. März in Offenburg
stattfinden. Ein Komitee zur Vorberathung und Feststellung
der in Vorschlag zu bringenden Resolutionen ist gewählt.
Letztere sollen sich zunächst auf die inneren Angelegenheiten des
Landes, namentlich auf die Reform der Wehrverfassung, der
Wahlordnung u. s. w. beziehen. Aber auch die deutsche Frage
soll zur Sprache gebracht, und Anträge im Sinne des sogen.
Stuttgarter Programms vom 11. Nov. v. I. gestellt werden.

In letzterer Beziehung dürfte es an Gegensätzen und Wider-
spruch nicht fehlen, wenn es den Antragstellern nicht gelingt,
eine Form zu wühlen, bei der als unverfänglich sich Anhänger
und Gegner der Südbundsidee sich befriedigt halten können.
In den innern Fragen dagegen ist auf große Uebereinstim-
mung mit Sicherheit zu hoffen. Eine zahlreiche Betheiligung
aus allen Theilen des Landes ist zugesagt.
Deutschland.
Berlin, 2. Mürz. In der heutigen Sitzung des Reichs-
tages ging der Abgeornete Simson (liberal) mit 127 Stim-
men unter 240 abgegebenen Stimmzetteln in zweiter engerer
Wahl als Präsident hervor. Der bis zur Wahl als
Alterspräsident figurirende v. Frankenberg-Ludwigsdorf
übergab darauf das Präsidium dem gewühlten Simson, nach-
dem er ihn als ersten Präsident des Reichstages ver-
kündete, worauf allgemein Beifall erscholl; es wird diese Wahl
eins sehr glückliche genannt, und man sagt, daß sie als solche
in ganz Preußen bezeichnet wird. Präsident Simson bestieg
hieraus den Präsidentenstuhl, und nach kurzer Ansprache, worin
er seinen Dank rc. aussprach, bat er die Versammlung durch
allgemeines Erheben von den Sitzen dem abtretenden Alters-
präsidenten ihre Anerkennung kund zu geben. Unter Simsons
Leitung wurde alsdann die Wahl der 2 Vizepräsidenten sowie
der 8 Schriftführer vollzogen. Als erster Vizepräsident wurde
Herzog v. Ujest (gemäßigt conservativ) mit 119 Stimmen
bei 231 Teilnehmern, und als 2. Vizepräsident v. Bennigsen
(liberal) mit 114 St. bei 222 Theilnehmern, beide in zweiter
engerer Wahl, gewählt. Es haben dieselben die auf sie ge-
fallene Wahl angenommen.
— 4. März. fReichstagZ Der Präsident Simson er-
öffnet die geschäftlichen Mittheilungen und ernennt die Herren
v. Auerswald und Aßmann zu Quästoren. Graf Bismarck
überreicht die Vorlage des Bundesverfassungs-Entwurfs nebst
den Verträgen und Protokollen, worauf derselbe beruht. Er
verweist zur Motivirung aus die letzte Thronrede und betont
die Nothwendigkeit, den Entwurf bis zum 18. August nach
den Verträgen so auszuführen, daß die Landtage darüber zu
entscheiden haben. Das Vertrauen der Süddeutschen werde
wachsen durch erreichte Resultate der jetzigen Berathnngen, da-
her sei Beschleunigung unerläßlich. Kein europäisches Land
trage so wie Deutschland die Bedingungen für Einheit und
Größe in sich; Mangel an Opfermuth habe bis jetzt das Ge-
lingen gehindert. Jetzt Hütten die Regierungen ein Bespiel
der Opferwilligkeit gegeben, die Versammlung dürfe dahinter
nicht Zurückbleiben. Zeigen wir, daß wir eine sechshundert-
jührige Geschichtserfahrung beherzigen. Das Mißlingen der
Versuche, wie in Frankfurt und Erfurt, habe einen Zustand
der Unsicherheit hervorgerufen, welcher nach sechszehnjähriger
Dauer schließlich zu einer Katastrophe führen mußte. Das
deutsche Volk kann mit Recht verlangen, daß der Wiederkehr
vorgebeugt werde. Thun wir Alles, dieser Anforderung zu
entsprechen. (Lebhaftes Bravo.)
 
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