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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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März (Nr. 27 - 39)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0149

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Wochenblatt
für die Bezirke

Schwetzingen und Philippsburg.

No. 35.

Donnerstag, 21. May

1867.

Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. — Preis : vierteljährlich 45 kr., unter Vorauszahlung.
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzeile mit 4 kr. berechnet.
Alle Postanstalten nehmen Bestellungen an.

Baden.
Karlsruhe, 18. März. II. KK. HH. der Großherzog
und die Großherzogin sind heute zur Begehung des Geburts-
festes des Königs von Preußen nach Berlin abgercist. Ur-
sprünglich schon zur Begehung des Militärjubilüums des Königs
projektirt, wurde die Reise, wie es scheint aus verschiedenen
Erwägungen, verschoben.
Aus Baden, 18. März. Die Offenburger Versamm-
lung war spärlich besucht (nach der Karlsr. Ztg. betrug die
Zahl der Teilnehmer höchstens 300, während die Franks. Ztg.
von 800 spricht) und mit Rednern von sehr merkwürdiger
Schattirung ausgestattet. Die Versammlung hat kein erklärtes
Organ in der Presse des Landes und ist ohne jede politische
Konsequenz. Durch ihre absichtliche Jgnorirung des Sommers
1866 haben sich die Führer besonders geschadet. — Folgendes
ist der Inhalt der in der heutigen Volksversammlung gefaßten
Beschlüsse: 1) Bezüglich der deutschen Frage: Die Versamm-
lung wolle unter Anschluß an das Stuttgarter Programm vom
11. November v. I. erklären: Der veröffentlichte Entwurf
einer norddeutschen Bundesverfassung entspricht weder dem
Einigungs- noch dem Freiheitsbedürsnisse des deutschen Volkes.
Dasselbe verlangt eine Verfassung, welche alle deutschen Stämme
verbindet, und welche neben der Aufrichtung einer kräftigen
Reichsgewalt die Selbstständigkeit der Einzelstaaten in ihren
besondern Angelegenheiten, sowie die in der deutschen Reichs-
verfassung festgestellten Grundrechte des deutschen Volkes
gewährleistet. Zur Erreichung dieses Zieles und zur Beseiti-
gung schwerer Gefahren, mit welchen uns die Zerissenheit des
Vaterlandes bedroht, erwartet das Volk der für jetzt isolirten
Südstaaten von seinen Regierungen ein Zusammenwirken mit
vereinigten Kräften und die dazu wesentliche Einberufung eines
süddeutschen Parlaments, a) Das deutsche Volk verlangt nach
einem thatkräftigen Abschlüsse des im Jahr 1860 begonnenen
Reformwerks. 6) Angesichts der drohenden und zwingenden
Lage der Dinge ist die Umgestaltung der Heeresverfassung er-
forderlich. Das Volk muß indessen erwarten, daß 1) zur Er-
reichung der höchsten Wehrkraft und wahrer Gleichheit vor dem
Gesetze der Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht folgerichtig
durchgeführt und jeder Wehrpflichtige in den Waffen geübt
werde. 2) Daß die Präsenzzeit im Frieden nicht länger be-
messen werde, als zur militärischen Ausbildung des Mannes
unbedingt erforderlich ist. 3) Daß durch militärische Vor-
übungen der Jugend und Begünstigung des Wehrvereinswesens
unterstützend eingegriffen, und 4) die Einübung der Militär-
pflichtigen zur Erleichterung der allgemeinen Last thunlichst in
ihren Bezirken erfolge.
Mannheim, 18. März. Am 15. und 16. d. Mts.
waren im hiesigen Rathhause die Modelle und Zeichnungen
der Bildhauer ausgestellt, welche sich an der Concurrenz für
plastische Ausschmückung eines neuen Flügels des Rathhauses

im Styl des alten, zu den Zeiten Karl Theodors erbauten, mit
Karyatiden, Giebelbildern, Altanen u. s. w. gezierten, bethei-
ligten. Außer Möst in Carlsruhe, dem Modellierer der besten
Portraitbüste unseres Großherzogs Friedrich, betheiligten sich
dabei die hiesigen Bildhauer Hornberger, Krauth, von Schwetzin-
gen Georg Häßler u. A. m.
Frankreich.
Paris. (Fortsetzung von Nr. 34.) Was die Kammer
wollte, war der Friede Europas, nicht der Frankreichs allein.
Die Kammer sah den Krieg voraus und wünschte, daß jenes
Wort gesprochen werde, das ihn vermeiden konnte. Hütte die
Regierung eine solche Sprache geführt, so würde die Kämmer
ihr alle Hülfsquellen zur Verfügung gestellt haben um dieselbe
zu bekräftigen. Die Regierung hat gar keine Politik gehabt,
sie hat geschwankt, sie hat irgend eine Wendung abgewartet,
und das war der Triumph Preußens. Was vor Allem die
Schlacht von Sadowa gewonnen hat, sind die 150,000 Mann, die
bei Custoza den Italienern gegenüberstanden. Die Einheit
Italiens also hat die Größe Preußens herbeigeführt, und wir
sind es, welche die Einheit Italiens gemacht haben. Was ist
nun die jetzige Lage? Schon die Rüstungen beweisen, wie ernst
sie ist. Bisher hatte Preußen 19 Mill., Deutschland (sie)
17 Mill., Oestreich 28 Mill. Das war ein Gleichgewicht.
Aber nun besitzt Preußen 31 Mill. (?), denn der norddeutsche
Bund ist nur eine Illusion, und es besitzt außerdem pracht-
volle Gränzen, besonders am Rheine und Main. Es be-
sitzt Mainz, das Napoleon den Schlüssel von Europa ge-
nannt, und im Falle einer Niederlage kann es sich auf Ko-
blenz nnd Mainz zurückziehen. Durch die Gestaltung «Süddeutsch-
lands mache man die militärische Einheit vollständig, und
Herr v. Bismarck verlange die schnelle Konstituirung des Nord-
bundes, um seine milit. Allianz mit dem Süden zu machen, was
eine Macht von 40 Millionen an den Grünzen Frankreich her-
stelle. Oestreich, das fast gänzlich ruinirt sei, suche sich zu
rekonstituiren. Man müsse wünschen, daß es ihm gelinge,
weil sonst Norddeutschland sich dessen deutscher Provinzen eben-
falls bemächtigen werde. Schließlich kam Thiers auf die orien-
tale Frage, was ihm abermals Gelegenheit gab, das verhaßte
Nationalitütenprinzip zu bekämpfen. Er sprach für Aufrecht-
haltung des türkischen Reichs. Rußland sei zu fürchten, um
so mehr, als Rußland und Preußen offenbar verbündet seien.
Noch hat, fuhr Thiers fort, Frankreich die Ereignisse in der
Hand; es muß sich an die Spitze der bedrohten Interessen
stellen, um neue Unbill zu verhindern. Der Friede reicht hin,
um dieses auszuführen. Frankreich hat zwar keine Verbünde-
ten, Oestreich hat noch kein Vertrauen und noch keine Zeit,
um sich erkennt ich zu zeigen; Italien sucht neue Abenteuer ;
was Spanien anbelangt, so sind die Pyrenäen nie so doch
gewesen, England ist der europäischen Angelegenheit überdrüssig,
Rußland hält sich fern, Frankreich ist es also, welches die beschädig-
ten Interessen vertheidigen muß, indem es zugleich erklärt, daß
 
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