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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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August (Nr. 91 - 104)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0393

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Wochenblatt

für die Bezirke

Schwetzingen und Philippsbnrg.

I^o. 92.

Samstags 3. August

1867.

D>k- Erscheint Dienstag, D o n n c r st a g und S n in st a g. — Preis : vierteljährlich 45 kr., unter Barauszahlung. —
Anzeigen werden die einspaltige Zeile oder deren Raum mit 2 kr., die zweispaltige Petitzeile mit 4 kr. berechnet.
Alle Pvstanstaltcn nehmen Bestellungen an. Die Boten erhalten 2 kr. monatlich..

Baden.
Karlsruhe, 31. Juli. Die Uebersicht des Verkehrs
und der Einnahmen der badischen Eisenbahnen pro Juni
d. I. zeigt einen befriedigenden Fortschritt. Nicht bloß ist die
beförderte Zahl der Personen und Güter beträchtlich höher ge-
wesen, als im gleichen Monat des Vorjahres, sondern es hat
sich auch — trotz der seitdem erfolgten Eröffnung von ca. 20
Meilen neuer Bahnen — auf die Bahnmeile berechnet eine
höhere Frequenz und eine größere Einnahme ergeben. Frei-
lich ist dabei in Betracht zu ziehen, daß im Juni 1866 der
Eisenbahn-Verkehr unter dem Druck der politischen Ereignisse
schwer darniederlag, doch ist aus den Zahlen des Gesammt-
verkehrs im Jahr 1866 bekannt, daß diese Niederlage nur in
Bezug auf den durchgehenden Verkehr zu einer vollständigen
Störung gedieh. Von sehr großer Bedeutung für die Beur-
teilung der im ersten Semester dieses Jahres von unseren
Bahnen erreichten Resultate ist jedenfalls die Ueberlegung, daß
schon aus localen Gründen auf dem größern Theil der im vo-
rigen Jahr neu eröffnten Bahnstrecken noch auf Jahre hinaus
ein so überaus lebhafter Verkehr von Gütern und Personen,
als auf den alten Linien besteht, nicht zu erwarten ist. Um
so erfreulicher nun ist die Wahrnehmung, daß die Einnahmen
pro Bahnmeile in diesem Jahr noch in jedem Monat die frü-
here Durchschnittsziffer von ca. 10,000 fl. für die stilleren Mo-
nate erreicht, zum Theil überschritten haben. Es wurden ein-
genommen pro Bahnmeile im Juni 1867 13,583 fl., und
Zwar 3513 fl. mehr als im Juni v. I., und pro erstes Se-
mester 1867 75,214 fl., und zwar 7230 fl. mehr als in den
ersten 6 Monaten 1866. Die Personenfrequenz ist im Juni
d. I. selbstverständlich höher gewesen, als im gleichen Monat
des Vorjahres, und zwar sind 498,829 Billets verkauft gegen
370,392 im Juni 1866 (für die Bahnmeile Juni 1867 5147
gegen 4863 im Juni v. I.). Die Gesammtzahl der verkauf-
ten Billets ist trotzdem im 1. Semester d. I. noch immer um
3526 Stück pro Bahnmeile gegen die correspondirende Ziffer
des Vorjahres niedriger. Dies darf wohl mit Recht den Kriegs-
befürchtungen, die im vorigen Monat auf's neue nahe traten,
zur Last gelegt werden. Der Güterverkehr, welcher dem Druck
der politischen Gestaltungen nicht ganz unmittelbar unterliegt,
da er zum Theil auf früher abgeschlossenen Geschäften und
unternommenen Speculationen beruht, zeigte sich auch im Juni
d. I. recht ergiebig. Wir fürchen indeß, daß sich Gleiches von
dem Juli d. I. nicht wird rühmen lassen. Es wurden im
Juni d. I. dem badischen Bahnnetz 1,326,880 Centner zum
Versandt übergeben, und auf den badischen Stationen 1,311,504
Centner empfangen; in dem ersten Halbjahr l. I. sind über-
haupt versendet 7,992,852 Ctnr. und empfangen 9,060,289
Centner, d. i. gegen den gleichen Zeitraum 1866 mehr: 1,856,293
Centner Versandt und 2,705,311 Ctnr. Empfang. In Folge
der Viehsperre, die im vorigen Monat in mehreren Nachbar-
ländern noch fortdauerte, ist der Viehtransport mit 31,059
Stück «m 1937 Stück geringer gewesen als im Juni 1866.

Seitdem ist die Einfuhr von Vieh in Frankreich rc. erleichtert
worden, und läßt sich ein reger Aufschwung derselben um so
eher erwarten, als der Viehhandel, soweit über ihn aus den
Transporten auf deu badischen Bahnen Rückschlüsse gezogen wer-
den dürfen, trotz der langen Sperre von wachsender Wichtigkeit
geblieben ist. Die Gesammteinnahme betrug im Juni d. I.
1,316,462 fl. gegen 769,019 fl. im Vorjahr, und im ersten
Halbjahr 7,289,776 fl. gegen 5,178,368 fl. pro 1866.
Mannheim, 30. Juli. Letzten Samstag unterzog der
pädagogische Verein Mannheim-Heidelberg die Dr. L>chröder-
schen Sätze über die Stellung der höheren Bürgerschule seiner
Berathung. Das einstimmige Ergcbniß derselben war, der gr.
Regierung dringend an's Herz zu legen, daß dem traurigen
Zustand der Unsicherheit, von welchem unsere höhern Bürger-
schulen im Gegensatz zu den preußischen so sehr betroffen seien,
ein baldiges Ende gemacht werde. Die Berathung über die
einzelnen Hcischc-Sätze wurde spätern Sitzungen Vorbehalten,
doch jetzt schon für die Annahme der vier erstem und desjeni-
gen sich ausgesprochen, nach welchem das Abgangszeugniß aus
einer Bürgerschule mit sieben Jahresklassen zum Eintritt als
Freiwilliger nach der künftigen Heereseinrichtung befähigen solle.
Obgleich in der Versammlung die höhere Bürgerschule nur
spärlich vertreten war, glaubte dieselbe doch, oder sie glaubte
vielmehr, gerade deßwegen würde ihr Ausspruch, als derjenige
von Philologen, welche andere Wege des gemeinsamen Zieles,
Bildung zu sittlicher und humaner Vervollkommnung einschla-
gen, in's Gewicht fallen. Es wurde deßhalb ein solcher Aus-
spruch nicht nur für das Recht, sondern für eine Ehrenpflicht
des Vereins erklärt. Der Versammlung wohnten von der Uni-
versität Heidelberg die Professoren Stoy und Starck bei; leider
war Hr. Prof. Köchly durch Dienstpflicht von der Theilnahme
abgehalten.
Neckargemünd, 30. Juli. Die hiesige Wahlmünner-
wahl ist beendigt. 207, d. h. fast alle ortsanwesenden Wahl-
berechtigten haben abgestimmt. Es wurden gewählt: Bürger-
meister Heckmann mit 205, Gerber Leist 201, Amtsrichter
Beck 198, Apotheker Bronner 189, Bezirksrath Leist 164
Stimmen. Eine Anzahl Stimmen haben sich zersplittert. So
z. B. erhielten C. Walter 27, P. Zehntgraf 16, F. Ammann
4, L. Müller 3, Amtsrichter Thilo 2, G. Beutner 1 Stimme
u. s. w. Die nationale Richtung ist also in einer Weise durch-
gedrungen, wie es in wenigen Gemeinden der Fall fein wird,
und da die Gewählten mit fast gleich viel Stimmen aus Bür-
gern und Staatsdienern bestehen, ist der Beweis geliefert, daß
der hiesigen Einwohnerschaft eine Spaltung dieser Stände gänz-
lich fremd ist. Dieses Resultat wurde erreicht ohne jede Spur
von Anstrengungen oder Parteileidenschaft.
Baden, 30. Juli. Die Militärmusik des österreichischen
Regiments „Herzog von Württemberg", welche bei dem großen
internationalen Wettkampf in Paris den ersten Preis errang,
ist von Hrn. Benazet eingeladen worden, von Paris direct hie-
rher zu kommen, um 2 Eoncerte vor dem Conversationshaus zu
geben, zu welchen Jedermann freien Zutritt hat. Diese inte-
 
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