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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1867

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August (Nr. 91 - 104)
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https://doi.org/10.11588/diglit.30181#0394

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restanten Concerte, die ersten, welche die Pariser Preisgekrönten
auf deutschem Boden veranstalten, finden Samstag, den 3. und
Sonntag, den 4. August, Abends, statt, und dürften sich vor-
aussichtlich einer ganz außergewöhnlichen Theilnahme, nicht nur
des hiesigen, sondern auch des auswärtigen Publikums zu er-
freuen haben.
Deutschland.
Mainz, 31. Juli. Die Königin von Belgien mit der
Kaiserin Charlotte kam heute früh 8 Uhr mittelst Extrazug hier-
durch auf dem Weg von Wien nach Brüssel.
Wnrzbueg, 25. Juli. Heute Vormittag zwischen 8 bis
9 Uhr hat im Militärfriedhofe dahier, jedes offiziellen Charac-
ters entkleidet, eine kleine Feier statt gefunden. Es wurde näm-
lich dem bei Gerchsheim am 25. Juli v. I. tödtlich von einem
Granatensplitter getroffenen und nach 6 Stunden der qualvoll-
sten Marter auf dem Wege von Gerchsheim nach Würzburg
verschiedenen kgl. württ. Artillerie-Lieutenant Karl von March-
thaler zu Ehren von den Officieren der Reserve-Cavallerie des
8. Armeecorps ein Monument errichtet und am Jahrestage des
Gerchsheimer Gefechts eingeweiht. Dem Acte wohnten in A.
eine Anzahl Württ. Officiere, bayer. Seits ein speciell gelade-
ner Officier des 9. Jnf.-Reg. dahier und Vater und Bruder
des Gefallenen bei.
Berlin, 29. Juli. Die hannover'schen Vertrauensmän-
ner hatten heute bei dem Minister des Innern, Grafen zu Eu-
lenburg, ihre erste Besprechung. — Es sollen demnächst die
Verhandlungen über das von den Hansestädten zu leistende Aver-
sum zu den Bundesausgaben beginnen. Mit Rücksicht auf die
Wohlhabenheit und starke Consumtion der für den Zollverein
wichtigen Artikel in den Hansestädten stellt ein officiöser Artikel
in der „Spen. Ztg." eine Rechnung auf, wonach Hamburg die
Summe von 300,000 Thaler als jährliches Aversum zahlen
müßte.
Oesterreichische Monarchie.
Wien, 28. Juli. Der betreffen.de Ausschuß des Abge-
ordnetenhauses hat gestern die Berathung über das neue Straf-
gesetz fortgesetzt. Als selbstständige Strafen hat er für Ver-
brechen die Todesstrafe, die Zuchthausstrafe und die Gefüng-
nißstrafe, für Vergehen den Arrest, die Einschließung und die
Geldstrafe anerkannt. Als Hinrichtungsmittel ist, wie der Re-
gierungsentwurf anordnet, die „Maschine", also die Enthaup-
tung, angenommen; der Galgen ist verworfen. Ob aber die
Guillotine oder ein anderer Apparat anzuwcnden, darüber wird
erst bei Berathung der Strafproceßordnung entschieden werden.
— Heute empfing der Sultan eine Deputation des Gemeinde-
raths der Stadt Wien. Der Bürgermeister hielt eine An-
sprache, worauf der Sultan freundlichst erwiederte.
— 30. Juli. Das heutige Abendblatt der „Presse" mel-
det : Es bestätigt sich, daß der Kaiser Napoleon am 7. August
nicht nach Ischl, sondern nach Salzburg kommt.
— 31. Juli. Heute Morgen erfolgte die Abreise des
Sultans auf dem Dampfschiff nach Pesth. Der Kaiser und der
Sultan fuhren im offenen Wagen bis an den Landungsplatz,
allwo herzlicher Abschied stattfand.
Pesth, 25. Juli. „Magyar Hirlap" theilt folgenden
Aufruf zur Wahl Kossuth's mit, der in mehreren tausend Exem-
plaren unter den Waitzener Wählern verbreitet ist:^ „Achtzehn
Jahre war dieser Name von unseren Lippen verbannt, doch
niemals aus unserem Herzen. Das Volk spricht noch heute
mit Dankbarkeit diesen großen Namen ans. Ja, dieser Name
ist groß! Nach dem heiligen Namen des Erlösers, der vor
Gott alle Menschen gleich machte, ist in unserer Geschichte der
ruhmvolle Name Kossuths der größte, der vor dem Gesetze je-
dem Bürger des Vaterlandes eine gleichberechtigte bürgerliche
Stellung erkämpft hat, Volk dieses Vaterlandes! Daß der
Boden, den du mit deinem blutigen Schweiße bearbeitest, dein
eigen ist, das verdankst du ihm, und daß du dein eigener Herr
geworden, auch das verdankst du ihm, denn auf sein mächtiges
Wort sanken die Scheidewände der Privilegien nieder. Für
diese viele Güte können wir ihm nur die Gefühlswürme un-

seres Herzens anbieten. Wir wollen ihn daher aus ganzer
Seele zum Abgeordneten des Wahlbezirks Waitzen wählen und
bitten. Wer für das Volk so viel gethan hat, vor dem schickt
es sich, uns zu verbeugen. Herunter mit dem Hute! Es lebe
Ludwig Koffuth!"
Frankreich.
Paris, 29. Juli. Die Nachrichten aus den Provinzen
stellen das Erndte-Ergebniß als ein je nach der Oertlichkcit
verschiedenes, im Ganzen jedoch eher schlechtes als mittelmäßi-
ges dar.
Cnglair
London, 27. Juli. Den unheimlichen Prophezeihuugen,
durch die sich die Zeitungscorrespondenzen aus Paris in letzter
Zeit bcmerklich gemacht haben, tritt heute die „Post" mit einem
officiös nussehenden beruhigenden Artikel entgegen. Auffallend
ist die außerordentliche Bescheidenheit, mit der die Post dabei
von der kleinen militärischen Macht ihres Freundes Napoleon
spricht, und die gar nicht zu dem Fanfarenton stimmt, in wel-
chem sie ihre Correspondenten und die ihnen nachbetenden Blät-
ter sonst den Willen Frankreichs zu verkünden und Deutschland
zu drohen Pflegen. Jndeß, da sie es so bestimmt ausspricht,
wird inan annchmen müssen, daß Frankreich sich den „zahllosen
Heerschaaren Preußens" gegenüber halb wehrlos fühlt, oder
daß der Wind in Paris sich gedreht hat.

Nenestc NachrichLe tt.
Ostenburg, 31. Juli. Der vor dem Schwurgericht
des hiesigen Gerichtshofes für das zweite Quartal d. I. wegen
Mords mittelst Vergiftung zum Tode verurtheilte Michael
Göpper von Auenheim wurde von Sr. Königl. Hoheit dem
Großherzog zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt.
München, 31. Juli. Die Bestattung des Königs Otto
hat gestern Nachmittag in feierlichster Weise stattgefunden. —
Gegenwärtig befindet sich der königl. preußische Kriegsminister
v. Roon mit Familie in unserer Stadt.
Wien, 1. August. Der Besuch des Kaisers Napoleon
in Salzburg steht fest, und zwar in der zweiten Augustwoche
am 5. oder 7. August.. Hr. v. Beust wird von Gastein aus
nach Salzburg gehen.
Paris, 31. Juli. Der „Moniteur" erklärt: Marschall
Niel habe den General Dumont ausschließlich beauftragt, in
Rom nach den Ursachen zu forschen, welche die Desertionen in
der Legion von Antikes veranlaßt haben. Dte Mittheilungen
über die Ansprache des Generals seien falsch.

Was stiebt es Neues im Amtsbezirke'?
Hockcnhcim, 1. August. Der vor einiger Zeit durch die rast-
lose Thätigkeit unseres dermaligen Bezirksraths, Hr. Or. Gerber, uns
Leben gerufene hiesige Armenverein nimmt in erfreulicher Weise Fort-
gang und werden die Vorzüge dieses lebensfähigen jungen Vereins nunmehr
auch von Solchen anerkannt, die demselben anfänglich ferne blieben oder
mindestens mit einigein Mißtrauen beitraten.
Der handwerksmäßige und verderbliche Bettel ist verschwunden; der
Noth der wirklich Armen wird nach Kräften durch entsprechende Unterstü-
tzungen vorgcbeugt; das sogenannte „Fechten" der Handwerksburschen, wovon
der hiesige Ort, namentlich manche Hausbewohner, sehr belästigt waren,
hat förmlich aufgehört. Der brave" Handwcrksbursche ist höchst erfreut,
wenn ihm, ohne fechten zu müssen, ein Geschenk verabreicht wird und er
ohne längeren Aufenthalt seine Wanderung fortsetzen kann; nur der ar-
beitsscheue und landläufige „Stromer" kann sich mit dieser neuen Einrich-
tung nicht befreunden.
Bringt der Einzelne durch rege Theilnahme an dieser zeitgemäßen
Institution auch größere Opfer, so ist er aber auch anderseits vor dem
Zudrang lästiger Bettler und unsicherer Landstreicher geschützt und weiß er,
daß seine Gaben der wirklichen Armuth zu Theil werden. ^
Der intellectuellere Theil der hiesigen Bürgerschaft ist deßhalb Herrn
Bezirksrath Dr. Gerber, als dem Gründer dieser Anstalt, dem löblichen
Gemeinderath, der dieses schöne Unternehmen auf das bereitwilligste unter-
stützte, so wie überhaupt all den Ehrenmännern, die in aufopfernder und
uneigennützigster Weife seither dieser Sache gedient haben, zu großein Danke
verpflichtet, und Einsender dieses kann den Wunsch anzufügen, nicht unter-
lassen, daß allerorts im Bezirke die Gründung ähnlicher Vereine Aachah-
mung finden möge! —
 
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