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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 128
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0518
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ständischen waren, eiwa 300 an der Zahl, ist zu
bemerken, daß sie nach eigener Aussage die beste
Behandlung erfuhren. Auch sonst wird den In-
surgenten nachgesagt, sie hätten für alle ihre Le-
bensmittel, selbst für Brod und Wein baar bezahlt.
Was die zahlreichen Diebstähle anbelangt, so wal-
tet über die Thäter bedeutender Zweifel ob.
LokalrmchrichLen.
* Schwetzingen, 29. Oktober. Der Winter
scheint als gestrenger Herr bei uns auftreten zu
wollen. Da wir seit einigen Dagen in der Mor-
genfrühe die Dächer und Straßen, Feld und Wald
mit Reifeis, selbst Schnee bedeckt finden.
Es kommen nun wieder die langen Winter-
abende, während welchen das gesellschaftliche Leben
nothgedruugen sorgfältiger als während jeder an-
dern Jahreszeit cultibirt wiro.
Das Vereinsleben z. B. treibt, während vor
Frost und Kälte alles zittert, seine schönsten Blüthen
und so hoffen denn auch wir, daß u. a. unsere
beiden Gesangvereine im Laufe der kommenden
trüben Tage uns mitunter durch ihrer Lieder
Hellen Klang erfreuen werden.
Gestern wurde uns im Ritter durch die jähr-
lich einmal wiederkehrende Karlsbader Musikkapelle
ein musikalischer Genuß zu Theil, wie wir ihn
nicht täglich zu gewärtigen haben. Die gediegenen
Stücke, welche zum Vortrag kamen, wurden mit
feinem Verstündniß und großer Präzission aus-
geführt und fanden bei der zahlreichen Zuhörer-
schaft einen ungeteilten stürmischen Beifall.
Möge die Gesellschaft bald wieder sich einfinden;
sie wird sich jederzeit einer guten Aufnahme in
unserer Stadt zu versehen haben.
Verschiedenes.
* Mmmheim, 27. Okt. Zur Deckung der
Kosten für die Uebertragung der Gebeine von
Karl Ludwig Sand und die Errichtung eines
Denksteines auf dessen Grab hat der demokratische
Wahlverein in Frankfurt eine Sammlung veran-
staltet.
— Offenburg, 25. Okt. Heute Nach-
mittag halb 2 Uhr kamen die beiden Raubmörder
Steidel und Döbich unter starker Gendarmericbe-
deckung und an den Händen gebunden, von Straß-
burg hier an und wurden alsbald in das hiesige
Amtsgefüngniß verbracht. Die Ankunft der beiden
Verbrecher war, trotzdem solche geheim gehalten
wurde, unter dem Publikum bekannt geworden und
lange vor Ankunft des Zuges war daher auch eine
große Menschenmenge vor dem Bahnhöfe versam-
melt, um die beiden Verbrecher zu sehen. Steidel,
von blassem, kränklichein Anssehen schritt mit ge-
senktem Blicke zwischen 2 Gendarmen einher, wäh-
rend Döbich, ein starker, untersetzter Mann, von
ihrer Gebühren herzubringen und auf dem Richtplatz auf-
zurichten. Um die Säule soll der Holzhaufen errichtet wer-
den, wozu man zehn Klaftern trocken Holz, einige Bund
Reiser, drei Bunde Stroh, einen Stein hartes Pech und ein
Pfund gezogenen Schwefel genehmigt haben will. An die
Säule soll der Delinquent mit drei Ketten anzemacht werden,
deren eine ihm um den Hals, die andere um den Leib
und die dritte um die Beine geht. Diese drei Ketten sollen
mit drei Hacken, vermittelst einer Axt, welche nebst Haken
und Ketten das hiesige Schmiedehandwcrk eigens zu ver-
fertigen hat, an die Säule an- und eingeschlagen werden.
Bei der Execution soll der Scheiterhaufen von den Henkers-
knechten angesteckt, des PraZer's Körper langsam verbrannt
und seine Asche in der Luft zerstreut werden."
Pratzer wurde als Zauberer verbrannt. Die Acten,
denen wir die mitgetheilten Thaisachen entnommen haben,
schließen mit einem Commissionsbcricht an die dem Magi-
strate Vorgesetzte Behörde. Dieser Bericht allein ist hinreichend
ein Bild von dem entsetzlichen Aberglauben der damaligen
Zeit zu geben. Es heißt darin: „dis Execution sei auf das
Beste von dem Scharfrichter vollzogen worden. Nur habe
man mißfällig wahrgenommen, daß der Delinquent ganz
unbußfertig dahingestorben, indem er, bereits ringsum von
Flammen umgeben, ausgerufen habe: „O mein Gott ich
sterbe ja unschuldig!" Auch habe man während der Exe-
cution eine Menge Raben über das Hochgericht stiegen sehen,
welche wahrscheinlich ihres Kameraden Seele in die Ewig-
keit zur höllischen Verdammniß würden abgeholet haben.

gesundem Aussehen und mit einem gnigepflegten
Vollbart, sich die Menschenmenge nach rechts und
links mit herausforderndem Blicke besah, abwech-
selnd dieselbe auch grüßte und dabei lachte.
Dis laudwirthschastl. WinLerschttLe
zu Ladeuburg.
Ein Wort an unsere Landwirthe.
Durch den Unterricht in der Buchhaltung ler-
nen die Schüler in einfacher Weise Buch und
Rechnung zu führen, gewöhnen sich ans Rechnen,
an Ordnung in ihrem Geschäftsbetrieb, und geben
sich Rechenschaft über ihr Thun und Lassen.
Der ganze, in kurzem Abriß hier geschilderte
Unterricht aber stützt sich nur auf Anschauung.
Nichts wird mit den jungen Leuten besprochen,
was ihnen nicht auch gezeigt, durch mitten aus
der Praxis und den; täglichen Leben genommene
Beispiele erläutert werden kann. Die Schüler wer-
den aus der Schulstube hinaus geführt auf Feld
und Wiesen, in Scheunen und Ställe, zu gesun-
den und kranken Thieren, in Düngerfabriken und
in Werkstätten für Fabrikation landwirtschaftlicher
Geräthe und Maschinen. Dabei dienen zur An-
schauung die schönen Sammlungen aller Art, welche
die Schule besitzt. — Nur durch diese innige Ver-
bindung der Theorie und Praxis ist es möglich,
in der kurzen Zeit von fünf Monaten das zu
erreichen, was die letzte Prüfung in so zufrieden-
stellender Weise dargethan hat. Damit soll jedoch
nicht in Abrede gestellt werden, daß die Jünglinge,
und besonders etwas weniger begabte aus dem
zweimaligen Besuch der Schule großen Nutzen
ziehen können.
Wir müssen nun einige Vorurtheile bespre-
chen, welche dem im Jnterresse unseres Bauern-
standes so wünschenswertheu, zahlreichen Besuch
der jungen Anstalt bei Mauchen noch im Wege
zu stehen scheinen. Da hört mau: „Ja, ich ginge
gewiß recht gern in die Schule, allein ich bin zu
alt dazu!" Wie unrichtig ist doch diese Ansicht!
Ist denn das Lernen anch im späteren Alter je-
mals eine Schande gewesen oder nicht vielmehr
eine Ehre? Hat nicht der wirklich strebsame Mensch
sein ganzes Leben hindurch zu lernen? Wissen wir
nicht von gelehrten, berühmten Männern wie
Franklin, Humboldt und Andern, daß sie sich
keineswegs geschämt, noch als Männer auf die
Schulbank zu sitzen ?! — Gerade ältere junge
Leute, welche den nöthigcn, ernstlichen Fleiß und
werthvolle Erfahrungen aus dein praktischen Le-
ben mitbringen, ziehen doppelten Gewinn aus dem
Unterricht. Dieß hat sich im vorigen Winter, wo
junge Männer von 25 und 27 Jahren die Schule
besuchten, in sehr erfreulicher Weise bewiesen. —
Daß die Lehrer bei der Behandlung Aelterer die
nöthige Rücksicht beobachten, versteht sich von selbst
Ein andermal heißt es: „Diese Schule ist
nur für Söhne reicher Bauern, nicht für weniger
Bemittelte, welche das, was da gelehrt wird, doch,
nicht ausführen können!" Wiederum fehlgeschossen,
lieber Freund! Abgesehen davon, daß kein junger
Mensch zum Voraus sagen kann, was er im Le-
ben künftig zu wissen nöthig Hai, — wird in der
landw. Schule gar Vieles gelehrt, was sowohl der
Reiche, als der Unbemitteltere in ihrem Geschüst
praktisch anwenden können, wenn sie nur wollen.
(Schluß folgt.)
Vrie ? kaste n.
Hr. H. Sch. in Nbg. Baarsendung, jedoch nur im
Betrage von fl. 12. 3 bestens dankend empfangen. Bitten
sreundlichst um gelegentliche Nachvcrgütuog der fehlenden —
45 kr. Nöthigcs vorgemerkt.
lDrigkeM'iche Aekaimtmachlmge»
und Verfügungen.
Aufforderung.
Nr. 42208. Georg Alois Mechling von
Schwetzingen besitzt in der Schwetzinger Gemar-
kung folgende Grundstücke: L. B. Nr. 3895
1 Viertel, 21 Ruthen alt, oder ein Viertel 59

Ruthen 85 Fuß neu Maß Acker auf dem Vogels-
berg Weg, beiderseits Gemcindeeigcnthnm, welches
Grundstück er im Jahre 1826 von Wtw. Mag-
dalena Dich hier gekauft habe. Der Gemeinde-
rath von Fier verweigert die Gewähr, weil sich
über das Cigenthum der Verkäuferin Dich im hie-
sigen Grundbuchs kein Eintrag vorfiudek.
Auf Antrag des Georg Alois Mechling wer-
den nun alle diejenigen, welche au besagtem Acker
in den Grund und Pfandbüchern nicht einge-
tragene, auch sonst nicht bekannte — dingliche
Rechte oder lehnrechikiche oder fideicominissarische
Ansprüche haben, oder zu haben glauben, hiermit
ausgefordert, solche bnmen sechs Wochen
anher geltend zu machen, widrigenfalls diese Rechte
oder Ansprüche im Verhältnisse zum neuen Er-
werber für verloren erklärt würden.
Schwetzingen, 15. Oktober 4 369.
Großb. Amtsgericht:
' Diez.
_ Minnig.
FahndungöbitteO
Nr. 42464. Am 44. d. M. wurden dem
Bürger Joseph Phister von Oftersheim zur Mit-
tagszeit aus seinem verschlossenen Kleiderschrank in
seiner Wohnstube durch gewaltsames Aufbrechen
öes Schlosses die Summe vou 435 fl. entwendet.
Das Geld befand sich in einer Schachtel und
bestand ans folgenden Münzsorken:
4. sieben zehn badischen Guldenscheinen.
2. zwei zehn preußischen Thalerscheinen.
3. vierzehn preußischen Thalern (Silber.)
Verdacht, diesen Diebstahl begangen zu haben.
ruht auf einer Frauensperson.
Wir bitien um Fahndung auf das entwendete
Geld, sowie auf den z. Zeit unbekannten Thäter.
Schwetzingen, 22. Oktober 4 869.
Gr. Amtsgericht.
Diez.
Minnig.
Ankündigung.
zur
I. Liegeilschaftsversteigerung.
In Folge richterlicher Verfügung werden den
Georg Schüßler Eheleuten von Plankstadt
Freitag den 12. November 1869
früh 9 Uhr
im Nakhhause in Plankstadt nachbenannte Liegen-
schaften mit dem Bemerken öffentlich versteigert,
daß der Zuschlag erfolgt, wenn der Anschlag oder
darüber geboten wird.
Beschreibung der Liegenschaften.
Gemarkung Plankstadt.
'4.
Einen Morgen drei Viertel 24
drei Zehntel Ruthen Acker in 5 Par-
zellen. Gesammtanschlag 4600 ft.
(Sechzehnhundert Gulden.)
Seckenheim, den 4. Oktober 4869.
Der VollstrecknngSbeamte.
Hart m a n n, Notar.


Die Polizeistunde in Schwetzingen betr.
Den hiesigen Wirthen und Einwohern
wird hiermit in Erinnerung gebracht, daß
die nächtliche Polizeistunde dahier, nach der
ortspolizeilichen Vorschrift vom 29. Mai
v. I. für die Monate November, Dezbr.
1869. Januar, Februar, März u. April
1870 auf 11 Uhr festgesetzt ist.
Schwetzingen, den 30. Okt. 1869.
Das Bürgermeisteramt:
Wittma n n.
Pitsch.
 
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