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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0631

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Erscheint Sonntag,
PtitNo och und
Freitag.
Alle Ponanstalten und
Boten nehmen Bestel-
lungen an.

für die Vcn'rke Schwetzingen und Philippübnrg.
VerküMgungsbllüt des Amts- und Amtsgenchts-Bezir!
Argan der badischen Kopfenprodueenten

> Tagesübersicht.
Schwetzingen, 5. Jnni
Ink n o r d d. Reichstage wurde die Gleich-
berechtigung der Konfessionen in bürgerlicher nnd
staatsbürgerlicher Hinsicht angenommen. Durch
die Aushebung der Portofreiheit im nordd. Post-
bezirk fallen dem Bunde nicht welliger als
1,800,000 THE. in die Tasche.
Graf Bismarck ist etwas unpäßlich, vielleicht
liegen ihm die verschiedenen Stencrvorlagen schwer
im Magen.
Der Vertrag mit Baden über die militärische
Freizügigkeit wurde ohne Debatte angenom-
men.
Das Zollparla m e n t ist in Berlin er-
öffnet worden.
Die W ahle n in Frankreich haben unter
der orleanistischen Partei die höchste Bestürzung
hervorgernfen und ihr bewiesen, oaß sie keinen
Boden mehr hat. Diese Thatsache nnd die weitere,
wrmach der > Regierungspartei im gesetzgebenden
Körper blos eine radikale, .keine gemäßigte Oppo-
sition gegenmbersteht, weiche gleichbedeutend mit dem
Umsturz ist, kann der napoleonischen Dynastie
nur erwünscht kommen, da sie alle Gemäßigten
und der Revolution Abholder: unler ihre Fittige
treibt.

Interessant ist die Wahrnehmung wie im Ver-
laufe der Wahlkämpfe die einstigen Tagesgötzen
vom Volke selbst gestürzt nnd andere an deren
Stelle gehoben wurden, welche wahrscheinlich spä-
ter das Loos ihrer Vorgänger zu theilen haben,
unter erstem nennen wir Jules Favre, Ollivier n. a. m.
Der schweizeris ch e G esandte am Hose
von Frankreich hat endlich die erste, beste Gelegen-
heit, welche sich ihm bot, benützt, dem Kaiser den
Standpunkt über die St. Gotthardbahnfrage klar
zu machen; zugleich wieS derselbe die Verdächtigung
der sranz. Presse, als wäre die Schweiz damit in
ein Abhüngigkeitsverhäüniß zu Preußen getreten,
energisch zurück. Ob damit den Machinationen
nnd Umtrieben Frankreichs, welches um jeden Preis
den Ban der Gotthardlinie vereiteln möchte, ein
Ziel gesetzt, ist immer noch zweifelhaft.
Franz II., der Exkönig von Neapel wird von
Rom nach Bayern übersiedeln. Sein Portemonnaie
erlaubt ihm, wie das Gerücht geht, nicht mehr
ans so hohem Fuße wie seither zu leben. Er
scheint sich jetzt aus die Biergroschen einschränken
zu wollen.
Ju Spanien beabsichtigt mau den Abschluß der
Verfassung durch großartige Feste zu begehen.

Bade n.
* Schweizirrgcrr, 4. Mai. Das bad. Mini-
nisterinm des Innern hat an Se. K. H. den
Großherzog den Antrag gestellt, den Adressen
der ultra m o n taue n P artei , welche die
Auslösung der Ständevcrsammlung und Einberu-
fung eines außerordentlichen Landtags verlangt,
keine Folge zu l e i st e n. In seiner Begrün-
dung spricht sich das Ministerium folgendermaßen
ans:
„Zunächst fehlt es an jedem konstitutionellen
Grunde zu einer Auflösung der Kammern; weder
im äußern noch im innern Smatsleben ist irgend
ein außergewöhnliches Ereignis; eingetreten, welches
jenen außerordentlichen Staatsakt zu rechtfertigen
vermöchte; ihn ohne dringende Gründe eintreten
zu kaffen, ist aber durch das natürliche Interesse
der Stätigkeit im Staatsleben ausgeschlossen. Es
müßte zur Auflösung aller Staatsordnung führen,
wenn mit Außerachtlassung der verfassungsmäßigen
Formen, in welchen allein in den Beschlüssen der
Kammern, beziehungsweise in den Wahlen zu den
Kammern der politische Wille der Mehrheit znm
Ausdruck gelangt, die Witlensmeinnng einer größe-
ren oder geringeren Zahl Einzelner als maßgebend
betrachtet würde, die ohne Mandat, außer Zusam-
menhang mit der Regierung, ohne im Besitz des

M a
Lr. Karl NB
bei d e r. E i n w e i h u n g^,
am 2. Juni 186^ fl
gcsproS

Vr. Ir. I n- o
Hochgeehrte
Ein Tcnkmal. das Schim^
der Vergessenheit entreißen soll,^
edler Freunde des Mannes — ^
chcnd durch eine Kunstfarm ^
dem persönlichen Wesen des ^
Stifter haben cs der hiesiges—
Eigenthum übergeben und di-S.
es stets in gebührenden EHS co
angenommen. ^
Wohl bedürfte der Mani-
fern Gedächtniß sichernden 'SM?
gewiß nur ein solcher genehir^
dis einfache Inschrift trüge i
sterbliche Hülle!" Abcr un S-^
Pietät gegen den berühmten
und starb, nicht unerfüllt zui ^
in Viesern lorbeerumkränztenS
Züge des Lebendigen getreuliqS-
numente, das dem kunstgeübt!— cu
gereicht, ein bleibendes Zeichen
zuzufugen. Wissen wir auchi


— u


sein Name aus lange Zeit hinaus so dauernd
d Erz, so wollen wir doch unser Werk, so
h in der äußern Erscheinung anfirilt, nicht
ichendcn Motiven entsprungen betrachten
von Schmcichclsinn wie von Ruhmsucht, eS
nehmen. Schon im Altcrthumc galt cS für
Mann als eine hohe Auszeichnung, wenn
luerkenntnissc der Lorbeer seine Schläfe be-
im Bildsäule seinen Namen verherrlichte,
hinnen sein unsterbliches Lob der Mit- und
dctcn. Türfen wir nicht, der Sitte einer
zroßen Zeit folgend, unfern verdienten Müu-
äußcre Zeichen, die mit den Anschauungen
! ni des jetzigen Geschlechts zusammenstimmcn,
deten Lebensbild, im Ganzen ausgcfaßt, wo
rriß gehüllt, den nur spärliches Licht umsloj
)ci einem Rückblicke auf seinen LebenSgan
von Hindernissen zu seinem Ziele schiffe
: vermochte und die Gunst der Verhältnis
konnte, glücklich überwinden sehen, so wolle
i die muthige Ausdauer, die dazu erfordei
geniale Kraft zugleich bewundern, die ih>
; aller seiner Lebensaufgaben und seine
gen war. Nicht minder wollen wir, sollte
:e oder lässige Tritte an ihm wahrgcnomme
mit freundlicher Nachsicht bedecken, dcsse
nch große Geister bisweilen schlummern un
den vollkommen oder ein Solcher ist, de
c und in keinem Stücke fehlt. Schiene
im ihn in seiner gelehrten Eigenart erkalte
t doch im Innern um seiner geistigen Vor
trefflichen Eigenschaften willen, die an ihr
üg zugcthau. Mit fester Seele, ja mit der

Gleichmuthe des Stoikers wußte er den Kaltsinn der Men-
schen und alle Unbilden des Geschicks, das ihn mit ihrem
Ergüße reichlich bedachte, zu ertragen. Wie viele Widrig-
keiten waren doch in den Gang seines Lebens verflochten!
Aber sic, die den Weichling vernichten, beugten ihn nicht,
sic stählten nur seinen Sinn und Charakter, sein innerstes
geistig-sittiichcS Gepräge. Wie viele Nächte durchwachte er-
arbeitend: sie waren ihm Erholung und Genuß, sic gewähr-
ten ihm Erbauung und Trost Wie viel saurer Schweiß,
ohne den die Gottheit keine ihrer Gaben von den Sterblichen
sich abringen lasset, rann von seiner Stirne, wenn er in
sinnender Aufmerksamkeit den Geheimnissen der Natur nach-
lauschtc! Nie war es ihm beschiedcn, aus den beengenden
Fesseln, d e seinen des Zügels ungewohnten strebsamen .Geist
von Jugend ans umgaben, sich ganz herauszurcttcn, und
wahrhaft glücklich fühlte er sich nur, wenn er auf den Ber-
gen oder im Dickicht der Wälder oder an den steinigen
Ufern der Flüsse, an den Alpenglctschcrn, wo sich ihm die
Lehre von der Eiszeit neu und fest gestaltete, vorab über-
aus den bunten Blüthenflnren, die er als sein eigentliches
Paradies betrachtete, den Eingebungen seines sinnenden Gei-
stig und dessen nusschlicßcnden Gedanken nachhing. Das
äußere Glück hatte sich ihm nicht, wie so manchem Andern,
der vielleicht weniger daraus ein inneres Anrecht haben
mochte, zu Füßen gelegt. Seine erquickendsten Lebensmo-
mcnte waren Sonnenstrahlen, die zeitweise durch das dunkle
Gewölle f.ines irdischen Daseins hilldurchbrachen und scincn
Gang erleuchteten, sein Herz erquickten. Doch prieß er stets
dankbar die Güte theilnchmender Freunde, die er in reich-
lichem Maastc erfahren, nnd die Huld, die ein edler Fürst,
dessen Namen wir nicht hervorzuheben brauchen, da er in
Aller Herzen lebt, ihm vielfältig zugewandt und bis an
seinen Lebensabend bewahrt hat. Unserm Schimper erging
ts, wie dem Dichter in Schillert Thcilung der Erde:
 
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