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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 74
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0301

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Sonntag, 27. Juni

1869.

5o. 74.

Erscheint Sonntag,
Mittwoch und
Freitag.
ÄÜe Postanttalten und
Boten nehmen Beitel-
lungen an.



für die Bcüvke Schwetzingen und Philipps bürg.




Dritter Jahrgang.

Preis: ^ l,.iahr!ich -NNr.
ver Post besagen 5>U kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige geile oder
deren Nanin mit nur
2 kr. berechnet.
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2 kr. monatlich.

lMeßingen.


Mit dem 1. Juli d. I. beginnt ein neues Abonnement auf nwer Blatt, welches von genanntem Tage ab, als:


H5 er k ü tt d i g u n g s b la t L des Amt- nnd ArnLsgerichLöezirks Schwetzingen


erscheint.
Wir werden fortsahreu die Tagesereignisse, sorgfältig gesichtet, zur Kenntnis; unseres geschätzten Leserkreises zu bringen und dabei namentlich
den Interessen unseres Bezirks und unserer Stadt die gebührende Aufmerksamkeit widmen.
Als „Organ der Badischen Hopsenproduzenten" hat sich unser Vla't v. I. derart bewährt und eine solche rasche und erfreuliche Verbreitung
selbst über die Grenzen Badens hinaus gesunden, daß das Bedürfnis; eines badischen Hopfenorgans unzweifelhaft geworden. Wir werden daher —
unterstützt durch zuverlässige Cvrrespoudenteu und Geschäftsfreunde — mit kommendem Quartal diesem wichtigen Produktionszweige wieder unsere ganze
Sorgfalt zuwenden und außer den jeweiligen Originalberichten auch leichtsaßliche Aufsätze über Hopfenknltur, Behandlung der Waare rc. rc. bringen.
Das Blatt erscheint wöchentlich 3 Mal, während der Saison je nach Bedürfnis auch als Sonderausgabe. — Abouuemeutspreis per Quartal
fl. 1. 15 kr. — Jnsertionspreis 3 kr. für die drei gespaltene Petitzeile.
Zn zahlreichem Beitritt ladet ergebenst ein
S ch wetzt u gen, im Juni 1869 Die Expedition.

Bade n.
* Schwetzingen, 25. Juni. Es ist ein
recht ergötzlicher Anblick, wenn inan das Trei-
ben der „Demokratie von Heute" beobachtet.
Zn gleicher Zeit mit ihrem erwählten oder zu-
fälligen (das bleibe nun dahingestellt) Bundesge-
nossen , dem Ultramontanismus zog sie aus, ge-
wappnet mit Stangen und Speer, den Feldzug
gegen die nationalliberale Partei zu beginnen.
Wer aber hätte gehört, daß die Demokratie
eine — wenn auch nur einige r m aßen ne n-
nenswerthe Thütigkeit entfaltet, einen,
— wenn auch n och so bescheidenen — Er-
folg gehabt?
Ja, als in der richtigen Erkenntniß ihrer
Schwäche und Ohnmacht der Nationalliberalismus
keiue Zeit damit verlor, sich mit der Demokratie
herum zu balgen, sondern alle Schlüge nach dem
Ultramontanismns führte, da wurde sie aus letztem
förmlich eifersüchtig und hätte viel darum gegeben,
wenn auch sie einige Schmisse anfzuweisen gehabt
Hütte!
Und jetzt, nachden; der erste Ansturm abge-
schlagen, wo nur noch zwei große Parteien, die
nationalliberale und nltramontane, sortfahren sich
zu bekriegen nnö einander jeden Zoll Boden strei-
tig machen, sitzt die Demokratie längst wieder da-
beim „bei Muttern" hinter dein Ofen, legt die
Hände in den Schooß und spielt wieder die Rolle
ines grollenden, ünthüligen Zuschauers,
e Und diese Patrioten, deren ganze Thätigkeit
sich aus die Phrase vom Militarismus und Cäsa-
rismns, von der Bismärckerei und Steuerschraube
beschränkt, die über die liberalen „Halben"
geifern und witzeln, und dem Ultramontanismus
gegenüber eine Sorglosigkeit affektireu, eine Sieges-
zuversicht heucheln, die ihnen so fern liegt wie
uns, diese Patrioten, die beim ersten Anlauf schon
lahm und mattherzig wieder die Hände sinken lie-
ßen, wollen uns. nun glauben machen, das; sie
die „Durchgreifenden", die „Entschiedenen" sind,

welche alle Berge im Nu ebnen, alle Klüfte im
Handumdrehen aussüllen und — kurz und gut —
uns aus dem jetzigen eisernen, in ein goldenes
Zeitalter zurückversetzen würden!
Wir wünschten wirklich von Herzen sie kämen ein-
mal ans Ruder, diese „Durchgreifenden, Entschie-
denen" und wäre es auch nur um sie die Haltlosigkeit
ihres Systems glänzend darthun, und ihre Hörner
nach jeder Richtung hin ablaufen zu sehen! ^
* Heidelberg, 25. Juni. Die Abstimmung
über Confessions- oder gemischte Schulen, welche
welche während dreier Tage die Stadt in
eine seltene Bewegung und Aufregung vrrsetzte ist
glänzend zu Gunsten der Mischschnle ausgefallen.
Unter 917 Protestanten stimmten 909 für,
8 gegen, unter 652 Katholiken 492 für, 160
gegen, von den Israeliten alle für die Commuual-
schnle.
Nach der Kundwerbung des Resultates hüllte
sich die Stadt iu ein improvisirtes Festgewand und
wurde am Abend den liberalen Wortführern Hrn.
Dr. Mittermaier und Hrn. Hosrath Friedreich ein
äußerst solenner Fackelzug gebracht.
D e u L? ch L a rr d.
Berlin, 22. Juni. Bei der Schlußfeierlich-
keit der beiden Parlamente im weißen Saale des
kgl. Schlosses waren etwa 100 Mitglieder der
beiden Körper anwesend. Beim Eintritt des Königs
brachte Präsident Simson ein Hoch ans. Der
König verlas die Rede, mit welcher das Zollpar-
lameur geschlossen wurde. Graf Bismarck verkün-
dete darauf den Schluß desselben. Nach einein
weiteren Hoch aus den König, ausgebracht durch
den bayerischen Gesandten zum Zollbundesrath,
traten die Mitglieder des Zollbundesraths und des
Zollparlamcnts in den Hintergrund des Saales.
Gras Bismarck überreichte alsdann dein König die
Reichstagssthlußrede. Bei Verlesung derselben durch
den König applaudirte die Versammlung die Stel-
len, iu welchen der Militürkouventiou und des
tgl. Besuchs des Kriegshafens am Jahdebnsen er-

wähnt wird. Graf Bismarck erklärte hierauf dis
Session des Reichstags für geschlossen. Zuletzt
brachte noch der sächsische Bnndeskommissär Wein-
lieh ein Hoch ans den König aus.
L.k.o. Hannover, 23. Juni. Die vor
einigen Tagen zu Harburg erfolgte unfreiwillige
^Versenkung der Stronsberg'schen Lokomotive Straus-
berg macht die größten Anstrengungen zu ihrer
Hebung erforderlich. Da die Last der Lokomotive
500 Centner betrügt, ist an und für sich die He-
bung derselben schon ein schwer zu bestehendes Stück
Arbeit, jedoch sinkt durch das furchtbare Gewicht
dieselbe immer tiefer in den weichen Boden, so
daß ihre Hebung bald zur Unmöglichkeit werden
dürfte. —- Zum Anfang des Baues der Hanno-
ver-Altcnbekener Eisenbahn wird morgen der erste
Spatenstich in der Nähe von Hameln geihan wer-
den.
Breslau, 20. Juni. In der vor Kurzem
hier stattgehabten sog. kath. Generalversammlung,
welche gegen die beabsichtigte Errichtung konfessions-
loser höherer Lehranstalten Hierselbst Beschlüsse faßte,
hatten sich einzelne der Redner die gröblichsten
Ausfälle gegen den liberalen Oberbürgermeister
Hobrecht erlaubt. In Folge dessen war eine Ver-
trauensadrcsse an denselben mit 11,000 Unter-
schriften bedeckt worden, und wurde ihm von einem
großen Zuge freisinniger Bürger, welche sich in
einer langen Wagenreihe durch die Hauptstraßen
nach dem Rathhause begaben, überreicht. In sei-
ner Erwiderung sprach der Oberbürgermeister die
Zuversicht aus, daß die Bürgerschaft iu der schwe-
benden Schlußfrage nachhaltig die städtischen Be-
hörden unterstützen werde.
A u s L a u d.
Paris, 22. Juni. Ein Ereignis; von inter-
nationaler Bedeutung hat vorgestern und gestern
die Stadt Brest zum Sammelpunkt einer bedeu-
tenden Zahl von Fremden gemacht. Es handelte
sich um die Abfahrt des Great Casteru, welcher
bekanntlich damit beauftragt ist, das neue sran-
 
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