Amts-Merkündigungsölatt für den Bezirk Schwetzingen.
Badische K oz> fenzeitnng.
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Zur ges. Meachtung!
Um eine frühzeitigere Ausgabe des
Blattes zu ermöglichen, müssen wir freund-
lichst bitten, Anzeigen bis längstens
Nnchmittngs 4 Uhr am Tage vor der
Ausgabe des Wochenblattes einzuliefern
und hoffen, daß unsere Bitte im öffent-
lichen Interesse Berücksichtigung finden wird.
Die Expedition,
Die Krankheiten der Hopfenpflanze.
Geschildert von W. N Stallich,
amtlich geprüften Hopfen-Sensalen in Saaz.
Die Natur liebt es, zur Ausrechthaltung des
allgemeiueu Gleichgewichts in ihrem Haushalte ihre
große Erzeugungsfähigkeit durch die ihr gleichfalls
eigenen zerstörenden Kräfte zu paralysiren, um da-
durch anderen Gestaltungen die Mittel zur Erstehung
nnd Erhaltung zu bieten, bis auch diese wieder im
Kreisläufe der Existenzgesetze selbst dem Untergange
verfallen und zur Bildung anderer Organismen
dienen müssen.
Diese höchst weise Einrichtung der Natur ver-
hindert, daß einzelne ihrer Produkte alle anderen
überwuchern und nach dem Sprüchworte: „die
Bäume nicht in den Himmel wachsen," weil außer
dieser Beschränkung die Existenz vieler Pflanzen
und der meisten lebenden Geschöpfe gefährdet, ja
die vieler Gattungen geradezu unmöglich wäre.
Das scheinbar Schädliche oder Unnütze ist aber
eben deshalb nothwendig, da sonst vieles Nützliche
nicht bestehen könnte.
Zu den Alles überwuchernden Pflanzen gehört
auch der Hopfen. Aber gerade seine übergroße
Triebkraft giebt ihm eine Empfindlichkeit gegen
äußere Einflüsse in so hohem Grade, daß er
von jedem nicht ganz zusagenden Witterungswechsel
hart getroffen wird, und seines Säfte- und Blätter-
reichthums wegen ferner sehr beliebtes Futter vieler
Parasiten ist.
Gegen diese argen Feinde des erwünschten Ge-
deihens der Hopfenpflanze giebt es leider nur we-
nige, und unter diesen meist unzureichende oder sehr
kostspielige Mittel, welche überdies mehr noch gegen
die Parasiten, als gegen die Witterungseinflüsse
angewendet werden können.
Vor Allem soll dieser Aufsatz sich mit den
lebenden Feinden der Hopfenpflanze beschäftigen.
Zu diesen gehören: Der Engerling; der Spul-
oder Draht-Wurm; die Geistrotte (eine Raupen-
art mit harter Haut); eine schwarze Raupe mit
silberweißen Punkten ; eine große Raupe; die Hessen-
fliege ; die kleine rothe Spinne und die Blattlaus.
Der Engerling oder die Maiküferlarve ist ein
so gefräßiges Thier, das nicht nur die Wurzeln
des Hopfens, sondern auch den Hopfenstock total
auffrißt und große Verheerungen in den Pflanzun-
gen anrichtet.
Gegen diese Plage der Oekonomen giebt es nur
geringe Mittel, deren schon in dem Aufsatze über
„die Anlage eines Hopfengartens" Erwähnung ge-
schah, daher sie hier nicht weiter aufgezählt werden;
bloß zwei dort nicht genannte mögen hier Platz
finden. Diese sind: Alkalische, eisensaure Salze auf
den Gartenboden gestreut, tödten diese schädlichen
Würmer, — oder man ziehe 6 — 8 Schuh im
Quadrate von einander entfernt 10—12 Zoll tiefe,
6 Zoll breite Gräben, die man mit Laub ausfüllt
und mit Erde bedeckt; dnrch das Laub können die
Engerlinge nicht dringen.
Der Spul- oder Drahtwurm, der bis vor
wenigen Jahren nur in England bekannt war, scheint
sich jetzt auch am Continente heimisch zu machen.
Dieser gefährliche Feind der Hopfenpflanze bohrt
die Reben knapp an der Erde an, und nährt sich
von ihrem Marke, das er, im Innern aufwärts
steigend, ganz aufzehrt und das Absterben der Rebe
verursacht. Gegen diesen neuen lästigen Gast kennt
man bis jetzt noch kein wirksames Bekümpfungs-
mittel; der Maulwurf allein dürfte aber auch ihrer
Vermehrung hemmend werden, wenn er mehr ge-
hegt würde.
Der Erdfloh ist während der ganzen Vegetations-
zeit im Hopfengarten vereinzelt zu finden, doch
schadet er nur in zwei Perioden, wenn er in über-
großer Menge und bei anhaltend großer Hitze,
welche seiner Vermehrung günstig ist, auftritt.
Sein erstes Erscheinen fällt iu's Frühjahr, zu
welcher Zeit er sich von den zarten Sprossen der
Pflanzen nährt, und da der Hopfenkeim noch süß
schmeckt, diesen besonders heimsucht. In leichtem
und warmem Boden, der auch nach Platzregen keine
zu harte Kruste bekömmt, welche die rasche Ent-
wicklung der Hopfenrebe hindert, thut er nur wenig
Schaden, weil er das zu üppige Wachsthum durch
das Abfreffen der Nuthenköpfe hemmt, die dann
von Neuem treiben müssen. Da ist sein Erscheinen
sogar vortheilhaft, und wirkt auf den Hopfen ähnlich,
wie das Schröpfen des Weizens auf dessen Be-
stockung. Der später neu keimende Trieb wird aber
vom Erdfloh schon verschont, weil er andere, ihm
besser mundende junge Pflanzen findet. In bün-
digem Boden aber, der nach Regengüssen harte
Krusten erhält, kann der vom Erdfloh abgefresfene
Trieb nicht leicht nachwachsen, und der Schade ist
dann sehr fühlbar, weil die Triebkraft des Hopfens
durch die später seltener werdenden Niederschläge
gehemmt ist.
(Fortsetzung folgt.)
Von der Pacificbahn.
(Fortsetzung.)
Unseres Erachtens ist in den bisherigen Berichten über
sie zu wenig des großen Unterschiedes gedacht worden, wie
wir ihn zwischen der Strecke, welche Union Pacific Nail-
road und der, welche Central Pacific Nailroad genannt
wird, gefunden haben. Erftere erstreckt sich von Omaha,
dem östlichen Endpunkte der Pacificbahn, bis Promotorh,
einer Station etwa 50 Meilen westlich vom großen Salzsee;
ihre Länge beträgt 1085 Meilen; die Centrnl-Pacificbahn
geht von hier in 690 Meilen bis Sacramento, von wo
aus man die bis San Francisco übrigen 125 Meilen auf
vortrefflichen Dampfschiffen zurücklegt. Die Gesellschaft ar-
beitet bereits an der Fortsetzung der Bahn auch über diese
letzte Strecke. Der bemerkte Unterschied zwischen der Union-
und der Central-Pacificbahn tritt sowohl in den nebensäch-
lichen Dingen, wie z. B. Qualität der Verpflegung, als
auch in den wichtigsten, im Bau der Bahn, in der Legung
der Schienen, in der Konstruktion der Brücken, zu Tage.
In Allem steht die Union Pacificbahn hinter ihrer Kollegin
zurück. Ihre Dämme sind zum Theil so schmal, daß die
Wagen zu beiden Seiten über den Rand derselben hinaus-
stehen, dabei so locker aufgeworfen, daß kleine Theilchen
durch die vom hinüberfahrenden Zuge verursachte Erschüt-
terung abbröckeln; die Durchschnitte der Felsen, die das bis
auf die letzten 100 Meilen durchweg günstige Terrain nur
an sehr wenigen Stellen nöthig macht, sind ebenfalls von
allzu geringer Breite und, bis jetzt, von bedenklicher Sicher-
heit, indem ziemlich lockeres Gestein von beiden Seiten
überhängt. Wir sahen mehrere Male, als wir solche Stellen
pasfirten, Stcinstückchcn herunterrieseln. Die Schwellen be-
stehen einfach aus Baumstämmen, die man, ohne sie zu
behauen, auf die Dämme hingelegt hat und deren Ungleich-
mäßigkeit der Grund ist, daß die Schienen sich oft wellen-
förmig heben und senken und sich leicht verrücken. Diese
Mangelhaftigkeit erscheint als die bedenklichste aus den:
Grunde, weil sie andauert, so weit die Union Pacificbahn
geht. Bis jetzt haben in der That alle Unglücksfälle, die
auf ihr vorgekommcn, ihre Veranlassung in Entgleisung
der Wagen gehabt. Der letzte Wagen deS Zuges, auf
dem wir uns befanden, kam binnen einer Stunde zweimal
aus den Schienen, und das eine Mal wurden wir vor
einer ernsthaften Katastrophe nur durch den Umstand be-
wahrt, daß wir uns gerade auf einer Brücke befanden, wo
sehr langsam gefahren wurde und der Zug augenblicklich
zum Stehen gebracht werden konnte. Zwei Tage später
verloren drei Menschen bei einer Entgleisung ihr Leben.
Die Brücken sind zwar aus rohen Baumstämmen leicht zu-
sammengcfügte Bauwerke, indessen ist, so viel wir gehört
haben, auf ihnen noch nichts passirt. Man führt stets sehr
vorsichtig über sic, und trotz des vernehmlichen Krachens des
Holzes fühlt man sich auf ihnen behaglicher, als auf vielen
Stellen der Dämme. Ter höchste Punkt der Bahn, wo
sie die Rocky Mountains überschreitet, ist Sherman, 8235
Fuß hoch, 5^9 Meilen von Omaha; er wird, wie schon
erwähnt, ohne große Erschwerung durch das Terrain er-
reicht. Auf den ersten 500 Meilen steigt die Bahn 10
Fuß per Meile und geht ununtergebrochen in gerader Linie
vorwärts ; man fährt durch Prämien, deren Eintönigkeit ab
und zu durch kleine Farmhäuser mit umliegenden Mais-
feldern unterbrochen wird, und würde glauben, sich fort-
dauernd in einer Ebene zu befinden, wenn nicht das rasche
und beständige Fallen des Barometers eines besseren be-
lehrte. Tie hohen und schneebedeckten Spitzen der Rocky
Mountains tauchen am Schluß dieser 500 Meilen auf und
mit ihrem Erscheinen beginnt eine prachtvolle und großar-
tige Bergszeneric, besonders schön durch ihre Mannigfaltig-
keit und ihr Leben den traurigen Eindruck der Wüste mil-
dernd, welche den Reisenden von hier auf eine Länge von
150 Meilen umgiebt. Aus dieser Strecke existirt mit Aus