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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 71
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0289

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Ho. 71.

Dritter Jahrgang.

Sonntag, 20. Juni 1869.

Preis: ^/Jährlich 45kr.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechnet.
Die Boten erhalten
2 kr. monatlich.
für die BeMe Schwetzingen nnd Philippsburg.
Verkündigungsblatt des Amts-- und Amtsgerichts-Bezirks Schwetzingen.
Grgan der öadischen Kopfenproducenten
(unter Kontrole der landivirthschastlichen Bezirksdirektio n Schwetzingen stehend).


K l N k ll ^ U N g.

Die freisinnig-deutsche Partei gliedert sich in erfreulicher Weise durch das
ganze badische Land. Zu gleichem Schaffen für den Bezirk Schwetzingen laden wir hiermit
alle NatiouaMheralen dieses Bezirks ein

Sonntag, den 20. Imü l. A,
Nachmittags 3 Uhr,

im Saale des Gasthauses z. Hirsch dahier mit uns zu tagen.

Schwetzingen, den 16. Juni 1869.


3. Arämniiger.

Diez.
Werber (Hockeuheim).
Hartmann (Seckenheim.)
A»g. Herpeiite.

G. M- Seih.
Schteinkofer.
K. Hramnann.
Werner.
K. Wittmann.
Georg Zelt.

^ Die Nothwendigkeit der natio-
nattiheralen ParteihiLdrnrg.
„II n d es war um die Zeit der
Pfingsten," als die ultrawontaue Partei ihre
Stunde gekommen glaubte nnd dem „versimpelten"
Liberalismus den Gnadenstoß versetzen wollte.
Die Sache schien sich so leicht zu machen! Als
Bundesgenossen hatte man ja di?e Demokratie zur
Seite, während im gegnerischen Lager eitel Un-
einigkeit nnd Zwist herrschte! Die Kriegserklärung
drr ultramontanen Partei, der Aufruf „An das
bad. Volk" wurde erlassen und nun war der Kampf
gegen Kammer und Ministerinin eröffnet; Volks-
versammlungen im ganzen Lande abgehalten, waren
geeignet die Bevölkerung der verschiedenen Landes-
theile in eine gelinde Aufregung zu versetzen.
Ein Adressenstnrm wurde organischst, welcher,
mit bewundernswerther Energie fortgesetzt, heute
bis zur Zahl von 35,000 Unterschriften ange-
schwollen ist! Gleichzeitig unterstützten die Organe
der ultramontanen Presse den Kamps mit dem be-
wußten groben Geschütz.
In ähnlicher Weise, nur etwas schüchtern und
verschämt, ging die Demokratie vor, kurz und gut,
— der Liberalismus schien geliefert und schon
trinmphirte die sog. kath. Volkspariei darüber, daß
sie berufen sei die Erbschaft des politische!: Leich-
nams anzutreten als — der Kukuk weiß, wie es
zuging! — die nationnlliberale Partei ihr Haupt
kühner als je erhob nnd ihren vereinten Gegnern
gegenüber trat.

Das war ein unerwarteter Schlag! Wer Hütte
gedacht, daß sich die widerstrebenden Elemente noch
in der letzten Stunde verbinden würden, um sich
den Gegnern zum Kampfe zu stellen? Auch die
Haltung der Regierung bewies, daß sie nicht ge-
neigt sei, sich dem willkürlich hervorgerufenen Drucke
einer beliebigen Partei Zu fügen und so mußte
denn der Aufregung, die blos durch künstliche Mit-
tel hervorgerusen worden und weder einer Stei-
gerung noch der Dauer fähig war, wieder Ruhe
nnd Besonnenheit folgen.
Dwr Stnrm ist vorerst also abge-
schlagen; wer aber glauben wollte,
daß der Friede des Landes damit
hergestellt sei, würde sich gewaltig
tüns ch en.
Die regierungsfeindlichen Parteien verschnaufen
sich von ihren gewaltigen, vergeblichen Anstrengun-
gen und sammeln neue Kräfte zur Fortsetzung des
Kampfes. Möglich, daß sie die Gelegenheit vom
Zaune brechen nnd jenes Schauspiel nächstens schon
wieder in Scene setzen, wahrscheinlicher aber ist,
daß sie den Zusammentritt der Kammern abwar-
ten. Jedenfalls aber werden sie bei den Wahler-
gänznngen alle Stränge anziehen, um den Ausfall
in ihrem Sinne herbeizuführen!
Eine ernste Lehre hat übrigens auch die libe-
rale Partei ans der Agitation der jüngsten Zeit
gezogen. Sie ist zur Einsicht gelangt, daß die
Organisation der ihr gegenüber stehenden ultra-
montanen Partei eine musterhafte ist, daß der

ganze Apparat ausgezeichnet arbeitet und nur durch
eine fortgesetzte Gegenagitation unschädlich zu ma-
chen ist.
Die feste Gliederung der nationalliberalen
Partei in Stadt und Land ist seit der Offenburger
Versammlung das nächste Ziel, auf welches die
Liberalen Hinzustenern haben. Durch sie allein-
wird der Kamps mit nein Itltramontanisinus er-
folgreich weiter geführt werden können. Im gan-
zen Lande hat die Constituirung der nationnllibe-
ralen Partei ihren Anfang genommen und legt
dieselbe ein erfreuliches Zeugniß für die
Lebensfähigkeit und Kraft dieser Parteibildung
ab. Auch an uns tritt die Ausgabe heran, dem
Vorgarge unserer Gesinnungsgenossen des Landes
zu folgen nnd so hoffen wir denn Zuversichtlich,
daß Jeder, der es treu nnd ehrlich mit dem Va-
terlnnde ineint, sich offe n nnd n n u m w n n d e n
zur Sache bekennt.

B sr d e N.
* SchWeiMSgLN, 18 Juni. Soeben erfah-
ren wir, daß außer Hr. S taalsrath I a in e y
auch Hr. P h i l. A r t a r i a, sowie noch mehrere
Mitglieder des nationnlliberalen Vereins von
Mannheim unserer Versammlung morgen bei-
wohnen werden.
Möge jeder im Kreise seiner politischen Freunde
und Gesinnungsgenossen dahin wirken, daß die
morgigen Verhandlungen von hier und auswärts
recht zahlreich besucht werden.
 
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