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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 49
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0201

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Mittwoch, 2ä. April 1869.

>0. 49.

Erscheint Sonntag,
Mittwoch und
Freitag.
Alle Postanstaltcn nnd
Boten nehmen Bestel-
lungen an.

Wochenblatt

Dritter Jahrgang.

Preis: '/.jährlich 45kr.
per Post bezogen 56 kr.
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2 kr. berechnet.
Die Boten erhalten
2 kr. monatlich.

für die Bezirke Schwetzingen nnd Pl/iiippsburg.
Verkündigungsblatt des Amts- und Amtsgerichts-Bezirks Schwetzingen.
Grgan der badischen Kopfenprodncenlen
(unter Kontrole der landwirihschastlichen Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).

.f- Tagcsüberstcht.
Schwetzingen, 26. April.
In Berlin tagte kürzlich der internationale
Kongreß für Hülfelcisiung im Seekriege.
Die Arbeiternnruhen in Belgien nehmen grö-
ßere Dimensionen an nnd scheinen nach einem ge-
wissen Plane betrieben zn werden. Ob die
Dämpfung dieser Ausschreitungen durch Militär-
gewalt herbeigeführt werd.m kann, läßt sich noch
nicht sagen.
Frere-Orban, der belgische Finanzmini-
nister besteht in der belgisch-französischen Eisen-
bahnaffaire ebenso hartnäckig ans seinen Forderun-
gen, wie die Franzosen. Weder die Aufmerksam-
keiten, die ihm in den Tuillerien zn Theil wurden,
noch die hämischen Angriffe welche die Presse ge-
gen seine Person richtete, vermochten ihn zur Nach-
giebigkeit zu bewegen.
Welche Anstrengungen die sranz. Regierung
macht, die Fortschritte Frankreichs unier Napoleon
HI. ins gehörige Licht zn stellen, geht ans einem
Schriftstück hervor, das mit der Phrase schließt:
„Also nach sechszehn Jahren Einigkeit im In-
nern, Verbesserung des Schicksals der Massen, im
Aeußeren Anfrechthaltnng des Ranges, welcher
Frankreich gebührt, das Gebiet erweitert um drei
neue Departements, unsere Kolonien vermehrt um
sechs prächtige Provinzen Cochinchmas, endlich die
kaiserlichen Adler sieghaft in den vier Welttheilen,
das ist die Billanz des Kaiserreiches." — Benei-
denswertste Nation! Wer erst die Opfer an Blut
nnd Gut alle zählen wollte, welche diese Macht-
stellung erfordert, würde am Ende doch ein —
Deficit heransrechnen.
In Spanien tragen die Repnbl kaner das Haupt
wieder höher, seitdem die Monarchisten eine mora-
lische Niederlage erlitten. Letztere klammern sich
immer noch an die Hoffnung im rechten Augenblick
einen passenden Kronkandidaten zn finden.

In M ailand ist eine großartige maz-
zinische Verschwörung entdeckt worden, deren Zweige
bis nach Neapel reichen. Der Plan war sorgfäl-
tig angelegt, reiche Geldmittel zur Hand nnd
s. g. Dolchmänner bereit, sich auf die bezeichncten
Opfer zn stürzen. Tie Entdeckung dürfte Manchem
thener zn stehen kommen nnd möglicherweise die
Regierung zn reaktionären Maßnahmen drängen.
Die garibaldische Partei hat mit der Sache nichts
gemein.
In den russischen Ostseeprovinzen hat die Ne-
gierung mittelst kaiserlichen Ukases die Emanzipa-
tion der Kranbauern ausgesprochen und können
dieselben die Scholle Land, welche sie seither im
Schweiße ihres Angesichtes für den Zaren bebauen
mußten, nun selbst erwerben nnd für ihren eigenen
nnd alleinigen Unterhalt nutzbar machen. Alle
Naturalabgaben werden durch einen Zuschlag zur
Grundsteuer abgelöst.
Einer Freiburger Mittheilnng zufolge
hat das O b e r h o f g e r i ch t Mannheim die
Beschwerde des Hrn. Bisthnmverwesers Kübel
gegen die Anklagekammer Freibnrg für begründet
erachtet. Das Mannh. Journal bezeichnet diese
Nachricht für verfrüht.
Sämmtliche Fenerversichertingsgesellschaften, mit
Ausnahme der „Colvnnia" haben sich nun be-
reit erklärt, einen regelmäßigen Beitrag zur Un-
terstütznngskasse der badischen Feuer-
wehren zn leisten. Die Colonnia stellt sich durch
ihre Weigerung kein besonders ehrendes Zengniß ans.
Der nächste Fenerwehrtag findet in Mannheim
am 8. August statt.
Bade n.
n. Mannheim, 26. April. (Maschi-
nen- Ni a r k t.) Der Markt ist eröffnet nnd
nach Vollendung des gesummten Arrangements wohl
als gelungen nnd reich besucht zu

bezeichnen. Dem äußeren Inhalt entsprechend, ist
der innere Werth des Marktes selbst von nmfassen-
oer Bedeutung. Der 37 Seiten starke erste Cata-
log zählt 79 Waarenan-Zteller auf, denen sich in
dem folgenden Nachtrag noch eine entsprechende
Anzahl Firmen mit sehr hervorragenden Ausstel-
lungen anreihen werden. Die Aufzählung der in
dem ersten Catalog enthaltenen Aussteller nebst
kurzer Andeutung ihrer Ausstellungsgegenstände
wird den besten Beleg für die Reichhaltigkeit nnd
Zweckmäßigkeit des Marktes geben.
Deutschland.
L.k.6. Hannover, 22. April. Vorgestern
Nachmittag tagte in Lehrte eine Versammlung der
Nationalliberalen des 14. Wahlbezirks unter dein
Vorsitze vr. Gerding's, um über die Mittel einer
festeren Vereinigung der Parteigenossen bei künf-
tigen Wahlen zn berathen und ganz besonders den
Anhängern Lassalle's entgegen zu wirken. Celle
wurde zum Vorort des Kreises gewählt. Versamm-
lungen in den übrigen Kreisen werden in Kurzem
folgen, um eine festere Schließung der Partei zu
ermöglichen. — Zum ersten Male war vor einigen
Tagen der Cougregation der barmherzigen Brüder
zu Koblenz eine in der Stadt vorzunehmende Kol-
lekte gestattet worden; da dieselbe hier indessen sehr
reich ausgefallen, soll nun die Kollekte auch in der
Provinz Hannover vorgenommen werden. — Die
Lassalleaner, welche hier bekanntlich keine Vertretung
in der Presse haben und ihren souveränen Willen
nur in sogenannten Volksversammlungen und durch
Plakate an den Straßenecken bekunden können,
haben sich ihren Propheten vr. v. Schweitzer ans
Berlin kommen lassen und hat dieser Herr ihnen
gestern Abend, in einer nur von Mitgliedern be-
suchten Versammlung wahrscheinlich seine Recepte
verschrieben. Da den Vertretern der Presse der
Zutritt nicht gestattet war, können wir auch aus
dieser geschätzten Versammlung nichts berichten.

Der Untergang ver Fregatte Radetzky.
(Schluß.)
Auf welche Weise die Explosion der Achter.Pulverkam-
mer herbeigcführt wurde, ob hierbei ein Verschulden durch
Unachtsamkeit oder Außcrachtlassen der bestehenden Vorschrif-
ten unterlaufen, oder ob das Unglück durch einen ganz
außer jeder Berechnung und jeder Voraussicht liegenden
Zufall entstanden sei, ließ sich durch die Vernehmung der
Geretteten nicht im mindesten aufklärcn. Eben jene Per-
sonen, die falls eine Nachlässigkeit oder sonst ein Verschuldeil
im Spiel war, hierüber hätten Mittheilungcn machen können,
waren selbstverständlich die ersten Opfer der Katastrophe.
Nach Aussage aller Vernommenen kann von einer absicht-
lichen und böswilligen Herbeiführung der Katastrophe keine
Rede sein, da Alle die gute und humane Behandlung des
Schiffskommandanien und der Offiziere rühmen und Nie-
mand Ursache zur Unzufriedenheit hatte, daher auch keiner
der Geretteten an eine absichtliche Anzündung der Pulver-
kammer aus Rache oder Bosheit glaubt. Ob an jenem
Vormittage die Pulverkammer offen war und in derselben
gearbeitet wurde, hierüber wußte Niemand von den Geret-
teten bestimmte Auskunft zu crlheilcn; dagegen unterliegt
keinem Zweifel, daß das Granatcndepot offen war. Der

Bericht bestätigt schließlich noch die Thatsache, daß der Ka-
pitän einer österreichischen Handelsbrigantine, Namens Be-
nussi, welche zur Zeit der Katastrophe drei bis vier See-
meilen von der Fregatte entfernt war, cs unterließ zur
Hülfe heroeizukommcn, obwohl sein Bootsmann ihn daran
inahnte. Bcnussi entschuldigt sich damit, daß sein Schiff
als schlechter Segler seiner Berechnung nach nicht vor Abend
an den Platz dcS Unglücks hätte kommen können, und will
seinem Bootsmann, der in Booten dahinfahren wollte, eben
deßhalb dies verwehrt haben, indem er meinte, bis er an-
käme, wären doch alle ertrunken, und andere näher befind-
liche kleine Fahrzeuge würden inzwischen gerettet haben, was
zu retten sei. Wegen dieses von der Hasenbehörde in Lussin
als nicht entschuldbar angesehenen Benehmens wurde dem
Bcnussi die Befugniß, als österreichischer Handelskapital-! zu
fahren, entzogen. (Sch. M.)
SiciLiarnsche Frauerrerziehrtttg.

Das Streben des neuen Italiens ist seit dem Jahre
1860 nicht nur auf Einheit und Freiheit, sondern auch auf
Bildung gerichtet. Und wirklich haben in dieser kurzen
Zeit seine Universitäten einen großartigen Aufschwung ge-
nommen, aber für die Hebung des Schulunterrichts bleibt

nocb viel zn thun übrig. Und gerade für diesen ist um so
eifriger zu wirken, je ärger er zumal im Süden seit Jahr-
hunderten unter der geisttödtcndcn Priestcrherrschaft grund-
sätzlich vernachlässigt worden ist. Einen schlagenden Beleg
hiefür liefert der in der Ueberschrift genannte Aufsatz des
Reisenden Günthers v. Freiberg (im Magazin für die Lite-
ratur des Auslandes, 1868, Nr. 40), woraus wir in Fol-
gendem einiges inittheilen wollen. Seit ich mit sicilianischcn
Familien in nähere Berührung trat, bemerkt er, war cs
mir ausgefallen, wie empfänglich und klug die kleinen Mäd-
chen sind; bezauberndere Kinder lasten sich nicht denken;
Alles an ihnen ist Leben, Anmuth, Wißbegier; den höflich-
sten Manieren gesellt sich der reizendste Uebermuth bei;
genug, beim Anblick und Geplauder solch einer 4- oder 6-
jährigen Amorette lacht einem das Herz im Leibe. Den
wunderlichsten Gegensatz zu diesen allerliebsten Wesen bilden
die älteren Mädchen, deren Erziehung als vollendet bezeichnet
wird, und leider auch die meisten Frauen aller Stände.
Während der sicilianische Mann den Italiener an Geist,
Witz, Talent, Charakterstärke nicht selten überflügelt, stehen
die Damen der Insel wohl auf einer so niedrigen Stufe
wie eben nur die Frauen des Orient. Von bildender Lek-
türe ist bei ihnen keine Rede, höchstens blättern sie im Mo-
dejournal; den unbedeutendsten Briefwechsel zn führen
 
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