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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0015

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Sonntag, 10. Januar 1869.

>0. 4.

Dritter Jahrgang.

Erscheint S onntag,
Mittwoch und
Freitag.
Alle Postanstalten und
Polen nehmen Bestel-
lungen an.



Preis: '/jährlich45kr.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit mW
2 kr. berechnet.
Die Boten erhalten
2 kr. monatlich.

für -ic BeMe Schwetzingen und Philippsbürg.
Verkündigungsblatt dc§ Amis--,. Amtsgenchtsbezirks Schwetzingen.
Grgan der öadischen Kopfenproducenten
(unter Kontrolc der landwirtschaftlichen Bczirksdirektio n Schwetzingen stehend)-

* W u n d s ch a u.
Der Neujahrstag bc>t den souveränen Häuptern an der
Spree und Seine Gelegenheit, ihrem Vertrauen auf die Er-
haltung des Friedens in Europa Ausdruck zu verleihen. Das
klang aber gerade, wie wenn bereits am Horizonte die tief-
dunkeln Gewitterwolken aufzieheu, grelle Blitze die Landschaft
beleuchten, drückende Schwüle ein Unwetter ankündigt und ein
Witterungskundiger die Versicherung gibt, cs habe nichts zu
sagen, das Gewitter werde nicht zum Ausbruch kommen, son-
dern sich wieder verziehen.
Tie Konferenz zur Beilegung des Konfliktes im Orient
findet statt, doch ist die Meinung über das, was sie zu Tage
fördern wird, getheilt. Während inan einerseits die Hoffnung
nicht aufgibt, das; sich alle Schwierigkeiten heben lassen, bezwei-
felt man aus der andern Seite, daß das Resultat ein dem
Frieden günstiges sein werde. — In jedem Falle hat die Tür-
kei das Recht auf ihrer Seite und Griechenland ist der Störe-
fried Europa's.
In Spanien werden die Zustände von Tag zu Tag un-
haltbarer und bedenklicher. Die provisorische Regierung, welche
bei Beginn der Revolution ans den Händen getragen wurde,
verliert täglich mehr Boden und wird sowohl von den geheimen
Anhängern der Bourbonen, als von ihren offenen Feinden,
den Republikanern immer inehr bedrängt. Wie lange wird
es noch dauern, so folgt dem Rufe: Hosiannah! der Wuthschrei:
Kreuzige!
Politische und sittliche Unreife der Massen, klerikale und
despotische Einflüsse, ausschweifende republikanische Idecen machen
das spanische Volk zum Spielball eines- jeden kühnen Aben-
teurers. Die grellen Widersprüche, von keinem vermittelnden
Elemente berührt, können, wenn es zu einen; Zusammenstoß
auf der Halbinsel kommt, heillose, blutige Zwiste im Gefolge
haben.
Napoleon treibt sein altes Doppelspiel. Während er im
Palaste Rohm; der Exkönigin von Spanien mit dem — Groß-
kordon des Isabellenordens um den Hals, aüfwartet. coquettirt
er in der Person Olozaga's Mit der provisorischen Negierung
und führt am Ende beide hinter's Licht!
In Berlin und Wien ist nun; wieder einmal nicht gut
auf einander zu sprechen. Die Berliner Offiziösen werfen der
Wiener Presse Gehässigkeit und Feindseligkeit vor. ob zwar mit
Recht steht noch dahin, aber die alten Wunden fangen wieder
an zu brennen.
Die preußische Negierung ließ eine Geschützsendung durch
Oesterreich nach Rumänien gehen unter der Bezeichnung „M a-
schinen." Die vorwitzigen Bahnbeamten trauten übrigens
diesen Maschinen nicht recht und bei näherer Untersuchung ent-
puppten sich die Maschinen in stattliche Kanonenrohre sammt
Zubehör. Freilich sind dies auch Maschinen und zwar „M äh-
Maschinen für Kanonenfutter."
In Rom wird dieses Jahr das ökumenische Concil statt-
enden, wozu jetzt schon Vorbereitungen getroffen werden. Zu

diesen; Concil werden die Würdenträger der ganzen römisch-
katholischen Christenheit erwartet. Die Versammlungen werden
in der St. Petcrskirche stattfinden.
Italien hat eine neue Steuer als Neujahrsangebinde er-
halten. die sog. Mahlsteuer. In jeder Mühle wird zur Kon-
trole an jeden; Mahlgange ein Apparat angebracht, der angibt,
wie viele Umgänge der Mahlstein gemacht hat, wornach die
Steuer dann erhoben wird. „So gehen die Güng e",
sagt von jetzt an der Aeciscbeamte.
Wenn das Ganze keine Zeitungsente ist. so machte Bayern
seither einen verschämten Versuch zur Errichtung eines Süd-
bundes, indem es Württemberg und Baden einlud, die süd-
deutschen Cousulate in eine Hand zu vereinigen.
Eine einfache, praktische Maßregel, welche unsere Regierung
zu Gunsten der beiderseitigen Staatsangehörigen den; Nord-
deutschen Bunde vorschlug, wird von der regierungsfeindlichen
Presse verdächtigt und bekämpft. Es handelt sich nämlich darum,
daß badische Staatsangehörige im norddeutschen Bundesgebiet.
Norddeutsche in Baden ihren Wehrpflichten Genüge sollen leisten
dürfen. Nun sucht man aus eingefleischten; Preußenhaß diesen
Antrag als den Beginn zur Einverleibung Badens hinzustellen!
Warum sollte jeder Landmann einem Vor-
schuß- oder Kreditvereine augeüörcn?
(Schluß.)
„Aber" — wendet uns ein Landwirth aus einer schwach
bevölkertet; Gegend ein — „mir kann die Mitgliedschaft in dein
Vorschußvereine meiner Nachbarstadt wenig nützen, weil ich zu
entfernt wohne und man mich dort nicht genügend kennt."
Mag sein — unter demselben Umstande leidet jeder Land-
wirth. wenn er Personalkredit bei einem Banquier oder einer
Großbank sucht. Aber es gibt auch dafür Hülfe. Dieser Nach-
theil kann nur so lange bestehen, als sich die Landleute an
dem Vorschußvcreine ii; geringer Anzahl betheiligen. In vielem
kleineren Städten gehöret; fast alle Gewerbtreibende und alle
selbstständige Arbeiter und anßerden; noch viele Beamte und
Rentiers dem Vorschußvereine des Ortes als Mitglieder an;,
fände eine ähnliche Betheilignng statt hinsichtlich der Landleute
einer Gemeinde, eines Kirchspiels, einer Bürgermeisterei oder
wie sonst die landesüblichen Einthciluugen heißen, so würde
der Vorschußvcrein der Stadt schon durch die eigene geschäft-
liche Bequemlichkeit genöthigt, erleichternde Anstalten zu treffen.
Gerade wie die Preußische Bank in jedem Handelsplatz ihre
Agentur hat, oder wie iu dein Musterlaude der Privatbanken,
in Schottland, jede Privatbank in jedem Städtchen ihren Agen-
ten besitzt, so wird naturgemäß die Entwickelung der Vor-
schnßvereine dahin führen, daß in jedem eine genügende Anzahl
Mitglieder zählenden Dorfe oder Landbezirke eine oder mehrere
Personen mit der Vertretung des Vereins beauftragt werden.
Derartige Einrichtungen kommen bereits bei Mehreren Vereinen
vor. Die größte Betheilignng vött Landleuten- hat wohl der
 
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