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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 85
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0345

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Amts-Verkimdigungsötalt für den Kezirk Schwetzingen.

Badische Hapfc»reitung.

Erscheint wöchentlich drei Mal nebst der belletristischen Beigabe S o n n t a g s b la tt. — Alle Postanstalten und Boten nehmen Bestellungen an. — P r c i 8 vierteljährlich 1 sl. Ib kr.
Anzeigen, die drcigcspaltenc Petitzcile oder deren Raum 3 kr.

.>! Tagesttbersicht.
Schwetzingen, 14. Juli.
Nascher als man anfänglich vcrmnthete, ging
die Ministerkrisis in Frankreich zn Ende. Dem
neuen Ministerium wird übrigens non der liberalen
Presse wenig Sympathie entgegen gebracht.
Das Gerücht, daß die französischen Truppen
ans Rom zurück gezogen werden sollen, hat die
päpstliche Regierung mit Besorgnissen erfüllt nnv
sie veranlaßt, dem Kaiser Napoleon die Versicherung
zn geben, daß die Mächte rechtzeitig zur diploma-
tischen Vertretung im Conzil eingeladen werden
würden. /
Welche Richtung das-Conzil nach seinein Zu-
sammentritt einschlagen wird, läßt sich heute noch
nicht ermessen. Ein scheinbar geringfügigerAnstoßkann
den Verhandlungen eine Wendung geben, die von
den Urhebern der Idee weder bezweckt, noch vor-
gesehen wurde.
Der päpstliche Nuntius, welcher die Anfrage
an die russische Regierung richtete, ob sie den
römisch-katholischen Bischöfen des Reiches das Ein-
ladungsschreiben zum Conzil übermitteln wolle, er-
hielt eine abschlügliche Antwort, nachdem sich er-
geben, daß die römische Curie der russischen Re-
gierung gegenüber eine feindselige Haltung einzn-
nehmen gedenkt.
Das Elend und die Noth der Israeliten in
den russischen Grenzbezirken dauert fort und neue
Hilfsmittel sind unerläßlich, wenn die Leute nicht
dem Hnngcrtode erliegen sollen.
Die schwedische Stadt Gefle ist von einer
furchtbaren Jenersbrnnst heimgesncht worden. Die
Hälfte der Einwohner, deren Gesammtzahl sich auf
13,000 beläuft, ist obdachlos geworden.
Die Hafen-, Gerichts- nnd Postgebände, sowie
das Rathhans re. :c. wurden ein Raub der Flam-

men. Fünf Personen büßten ihr Leben bei diesem
unglückseligen Ereigniß ein.
Verflossenen Sonntag tagten die Vertrauens-
männer der n a t i o n a l l i b e r a l e n Parthei
unseres Landes unter dem Vorsitze des Herrn
Dr. Lamey in Offenbnrg. Ein Wahlaufruf
wurde beschlossen nnd ferner hinsichtlich der Wahlen
der Beschluß gefaßt, bei gleicher Würdigkeit der
Landtagscandidaten dem Bürger vor dem Beam-
teten den Vorzug zn geben.
Die Resultate der Wahlmännerwahlen liegen ans
einigen Bezirken unseres Landes bereits vor.
Im nationalliberalen Sinne fielen die Wahlen
im Bezirke Rastatt, Lehen, Stegen, Ejchbach (Amt
Freibnrg) Todtnau, Arten, Randegg, im nltramon-
tanen Sinne in St. Georgen, Buchenbach, Rottweil,
Bankholzen, Oehningen nnd Liggeringen ans.
Baden.
Karlsruhe, 18. Juli. Die großen Herbst-
manöver der bad. Division werden am 30. Au-
gust beginnen nnd bis znm 14. September dauern.
Sie werden sich von Breiten nach Eppingen niw
Sinsheim ziehen. Die Theilnahme Sr. Königl.
.Hoheit des Großherzogs ist wahrscheinlich.
Heidelberg, 19. Juli. Diesen Morgen
sind die neuen Glocken für die in der Restauration
begriffene Peterskirche eingetroffen. Sie wurden
nach alter Sitte auf einem sechsspännigen mit
Lanbgewinden nnd Fahnen geschmückten Wagen
mit zwei Vorrcitern nnd Musik an der Spitze in
die Stadt nnd durch mehrere Straßen geführt.
Am Portal der Kirche angekommen, wurden sie
von dem versammelten Kirchengemeindcrath in Be-
sitz genommen, worauf ein Choral gespielt und ein
Hoch auf den Verfertiger derselben, Glockengießer
Rosentecher von Konstanz, ansgebracht wurde. Das
neue Geläute besteht ans 3 Glocken von verschie-

dener Größe; die erste, welche den Namen „Luther"
führt, hat ein Gewicht von 34 Centnern; sie
trägt den Spruch: „Ehre sei Gott in der Höhe !"
die zweite, „Otto Heinrich," wiegt 17 Centner nnd
trägt den Sprnch: „O Land, Land, höre des
Herrn Wort." Die kleinere mit der Inschrift:
„Philipp Melanchthon" : „Friede sei mit Euch"
wiegt 9 Centner. So viel man jetzt schon vor-
dem Aushängen erkennen kann, entsprechen sie voll-
kommen den gehegten Erwartungen nnd so hat
Hr. Rosenlecher seinen Rnf aufs neue bewährt.
Deutschland.
Aus der Pfalz, 19. Juli. In Bergzabern
ist es nltramontanen Umtrieben gelungen, die Ab-
stimmung der Katholiken über Einführung der Kom-
mnnalschnle zn vereiteln. Ter Herr Pfarrer bot
alles ans, die Leute zn bereden, sich der Abstimmung
zu enthalten nnd lieber einen Ausflug zn machen.
So machten denn auch eine Anzahl zn Wagen
einen Ausflug nach einer nahe gelegenen Burg nnd
ein Tcheil derselben wahrscheinlich auf fremde Kosten.
Genug, es erschienen von 96 stimmberechtigten
Katholiken nur einige 40. Da die Beschlüsse mit
zwei Drittheilen der Stimmberechtigten gefaßt wer-
den müssen, so stellten die Erschienenen den Antrag
auf Vertagung der Abstimmung, dem auch ent-
sprochen wurde. Man hofft, daß nachträglich
Manche ihre Stimme für die Kommnnalschnle ab-
geben nnd dem Beispiele ihrer israelitischen nnd
protestantischen Mitbürger Folge geben werden.
Bon 27 Israeliten haben 25 für, von 308 Prote-
stanten 280 für, Niemand gegen die Einführung
der Kommnnalschnlen gestimmt. (Mhm. Abdztg.)
Düsseldorf, 17. Juli. Heute wurde der Tn-
mnltsproeeß gegen Mende nnd Genossen verhandelt.
Die „Düsseld. Z" berichtet: „Ans der Verneh-
mung der Belastnngs- nnd Schntzzengen ging zn-

also keine Veranlassung gehabt, sich baumwollene anzuschaf-
fen. Ein Schnupfer sei er nicht, nur habe er unter Um-
ständen eine angebotcne Prise nicht abl.hnen können.
Die beiden Stöcke auf dem Gcrichtstisch, der eine, ein
spanisches Rohr mit rechtwinkliger weißer Krücke und weißer
Zwinge, der andere, ein weißes Rohr mit einem metallenen
Griff, werden zur Necognoscirung vorgclcgt; nur den letz-
ter» erkennt der Angeklagte als sein Eigenthum an.
Präsident. Pflegten Sie gewöhnlich einen Stock zu
tragen?
Angeklagter. Nur im Sommer, im Winter verbot cs
sich von selbst, weil die metallene Krücke zu kalt ist.
Präs. Haben Sic niemals einen andern Stock im
Besitz gehabt?
Angckl. In meinem Besitz befindet sich noch ein Mal-
stock und ein Regenschirm. Vielleicht habe ich einmal einen
werthlosen Stock (für höchstens 5 Sgr.) gehabt, der mir
nachher entwandt worden ist.
Präs. Diesen Stock (ven braunen mit dem weißen
Griffe) kennen Sic also nicht?
Angckl. Der Stock wurde mir am Tage meiner Ver>
Haftung vorgclcgt; ich kann nun sagen, ich hatte bereits
gehört, daß ein Stock tn der Angelegenheit von Wichtigkeit
sei — als mir dieser Stock vorgelegt wurde, fühlte ich mich

Erinnerung an Vater Haydn.
(S ch l u ß.)
Ta erschien denn auch, Angesichts der ganzen Ver-
sammlung, der Fürst Esterhazy; er reichte dem genialen
Meister die Hand und sprach laut zur Freude aller Ver-
sammelten: „Was Worte und Fürbitten nicht vermocht, das
ist Euch gelungen durch die Macht der Töne. Ich nehme
mein Wort zurück! Nicht will ich mich trennen von meinem
Orchester, die Kapelle bleibt beisammen!"
Tiefe Freude, dieser Jubel unter den Musikern, als
sic diese Kunde vernahmen! Klarinette und Horn umarm-
ten sich öffentlich im Schloßgartcn und die Baßpofaune gab
der Bratsche im Gefühle ihrer Seligkeit ein Bußerl, daß
Alles knallte.
O, das ist das Hohe, das Göttliche des Genies. Ein
einziger lichtvoller Gedanke wehrte Noth und Drangsal von
dem Haupte guter Menschen ab.
Joseph Haydn war cs, der da aussprach die göttliche
Kraft; der da den Armen zu Hilfe kam und ihnen wie ein
Engel Gottes himmlische Dinge verkündigte.
Die Kapelle blieb bis zu des Fürsten Tode, der im
Jahre 1790 erfolgte. Gar viel des Herrlichen schrieb Haydn

während dieser Zeit, und nach testamentarischer Verfügung
erhielt er eine lebenslängliche Rente, wie denn auch viele
der älteren Musiker mit einem Legate bedacht wurden.
Haydn ging dann nach England und seine Meisterwerke,
die „Schöpfung", sowie die „vier Jahreszeiten" schrieb er
in hohem Alter, letztere als Greis von 69 Jahren. — —
Ties ist die Abschieds-Sinfonie, eine Episode aus dem
Leben von Joseph Haydn, den in neuerer Zeit sogenannte
Anhänger der Zukunftsmusik zu verunglimpfen suchen. Alle
diese Tadler dürfte aber Einer Niederschlagen und dieser
Eine ist der große göttliche Mozart. Aus Dankbarkeit
widmete er Haydn sechs seiner ausgezeichneten Quartette
und sagte: „Das war Schuldigkeit von mir, denn ich habe
von Haydn erst gelernt, wie man Musik berechnen müsse."
Als aber einmal ein Komponist wagte, lieblos über Haydn
zu sprechen, gerieth Mozart in Zorn und rief: „Herr, das
verstehen Sie nicht und wenn man uns Beide zusammen-
schmiedet, so wird doch kein Haydn daraus!"
Der Wrocch gegen den Lieutenant a. A.
Karl Ariedrich Ernst Wilhelm v. Zallrow.
(Fortsetzung.)
Zastrow behauptet, er habe sich im Besitze von mehreren
Dutzend leinener und seidener Taschentücher befunden, hätte
 
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