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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 34
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0139

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>0. 34.

Dritter Jahrgang.

Sonntag, 21. März, 1869.

Preis: ^/«jährlich st5kr.
per Post bezogen 56 kr.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechnet.
Die Boten erhalten
2 kr. monatlich.
für die Dem Ke Schwelungen und Philipps bürg.
Verkündigungsblatt d-s Amts^ Amtsgerichtsbezirks Schwetzingen.
Organ der badischen Aopfenprodncenten
(unter Kontrole der landwirtschaftlichen Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).

Erscheint Sonntag,
Mittwoch und
Freitag.
Alle Postanstalten und
Boten nehmen Bestel-
lungen an.

Wochenblatt

* A4 u n d s ch a u.
Unter den Anträgen, die dem Reichstag des norddeutschen
Bundes vorgelegt werden, wollen wir einen hervorheben,
welcher die Einführung eines verantworlichen Bundesministe-
rinms für auswärtige Angelegenheiten, Finanzen, Krieg, Ma-
rine, Handel n. Berkehrswesen befürwortet. Aach Braunschweig
beabsichtigt Une Militärkonvention mit Preußen abzuschließen.
Es gibt ein altes bekanntes Sprichwort, welches sagt: Die
Liebe kann Alles — ja, sie kann — Vieles, aber seiltanzen kann
sie nicht! Die Politik kann auch Alles — ja, sogar seiltanzen ! Denn
'was ist es anderes als ein 8aUo niortsls, wenn Kaiser Franz
Josef von Oesterreich seinem .lieben Bruder" Viktor Emmanuel
telegraphisch Glück zum Geburtstag wünscht, ein „tausendfach
donnerndes, im ganzen Königreich Italien herumfahrendes,
an den Mauern Roms zerschellendes Hoch seinem lieben
Viktor!" Man sagt oft: Die Zeitei: ändern sich. Jawohl und
die Menschen auch. Wie mag der bärenbeißige Viktor die
langen Enden seines Knebels gestrichen und die Depesche halb
verdutzt in den Händen hcrnmgedreht haben! Freilich, seine
Freundschaft ist in jüngster Zeit wieder etwas begehrter.
Das österreichische Kaiserpaar befindet sich auf einer
Herrscherreise in den außerdeujschen Kronländern und wird
überall mit unbeschreiblichem Enthusiasmus, mit Eljen und
Zivios empfangen.
Daß solche Reisen übrigens weniger als alles Andere ge-
eignet sind, einen Einblick in tue Stimmung eines Volkes zu
gewährenj, ist beinahe selbverständlich. Die Heißsporne von
Tschechen und Südslaven, welche die Anwesenheit des Kaisers
in Agram wenige Tage zuvor noch zu nationalen Demonstra-
tionen benutzen wollten, verhielten sich beim Erscheinen der
Majestäten mäuschenstill, kein Mißton trübte den Aufenthalt
des Herrscherpaares, Alles schwamm in Wonne und Entzücken,
Feste folgten sich ununterbrochen und der Kaiser selbst sprach
seine Freude darüber aus, daß der Ausgleich mit Ungarn ge-
rungen sei.
In der hessischen Kammer wurde durch den Abgeordneten
Dernburg ein Antrag auf gesetzliche Abschaffung der Todesstrafe
für bürgerliche Verbrechen eingebracht. Motioirt wird derselbe
dadurch, daß die Todesstrafe mit den modernen Humanitäts-
anschauungen nicht mehr vereinbar sei uiw diese Strasmethode
im Großherzogthum thatsächlich auch nicht mehr zum Vollzug
komme, weßhalb deren Aushebung räthlichcr als eine Umgehung
des Gesetzes sei. Daß der Antrag die Billigung der Landstände
finden wird, unterliegt wohl keinem Zweifel.
Zur belgisch-französischen Eisenbahnaffaire gesellt sich nun
auch eine holländisch-französische. Wie dort ist es auch hier
die Regierung, welche dein von einer einheimischen Gesellschaft mit
der französischen Ostbahncompagnie abeschlossenen Vertrage ihre
Genehmigung versagt.
Ob sich auch hier wieder die leicht verletzbare, französische
Rationalempfindlichkeit alterirt finden und den Fall zu einem
politischen Ereigniß aufblasen wird?
Eigenthümlich und bezeichnend ist eS, daß Frankreich mit
seinen schwächern Nachbarn in einer Weise umspringt, die man

ihm von keiner Seite her bieten dürfte. Uebrigens soll jetzt
doch noch der französisch-belgische Fall durch eine gemischte Com-
mission zum Austrag gebracht werden. Englische Blätter ra-
then Belgien zur Nachgiebigkeit, da es bei dein massenhaft
vorhandenen Zündstoff zu einem europäischen Kriege nur eines
Funkens bedürfe, um einen Weltbrand anzufachen. Nicht übel!
Aus Paris meldet inan als ein bedenkliches Anzeichen,
daß der Kaiser schon einige Male mehrstündige Conserenzen
mit Drouyn de Lhuys gehabt habe. Letzterer ist bekanntlich der
„Mann der That" den man dann von der Kette zu lassen ge-
denkt, wenn es Preußen an den Hals gehen soll!
Ob damit eine tendenziöse Geschichte verbreitet werden soll,
oder ob die Sache auf Wahrheit beruht, mag dahingestellt
bleiben.
Die Mexikaner sind unverbesserlich! Kaum haben sie die
Erfahrungen eines mehrjährigen, verwüstenden Krieges hinter
sich, so fängt die alte Geschichte wieder von vorn an.
General Negrete hat die Fahne des Aufstandes erhoben
und sucht die gegenwärtige Regierung durch diesen Gewalt-
streich zu stürzen. Mexiko muß eine wahre Hochschule für
Revolutionäre, Abenteurer und Meirichen, die nichts zu verlieren,
alles zu gewinnen haben, sein. Wenn geordnete, ruhige Zustände
der gedeihlichste Boden für das „Mastbürgerthum" sind, so
scheint es fast als ob letzteres in Mexiko nicht besonders florire,
weil Umsturz und Wirren dort an der Tagesordnung sind.

Baden.
^Ladeirburg, 18. Marz. Die landwirthschaftliche
Kreis-Winterschnle Ladenburg, welche im November v. I. unter
der Leitung des Landwirthschaftlehrcrs Zee b ins Leben trat,
erstattet nunmehr Bericht über ihre seitherige Thätigkeit und
die erzielten Resultate, welche als befriedigende bezeichnet wer-
den können.
Besucht wurde die Schule von zwanzig jungen Leuten,
im Alter von 14^—26 Fahren, worunter 5 aus Ihrem Be-
zirke, und zwar 4 von Seckenheim und 1 von Edingen.
Die Uiiterrichtsgegenstände umfaßten deutsche Sprache,
physikalische Geographie, Rechnen, Geometrie, populäre Mecha-
nik sowie Landwirthschaftslehre, welche in Ackerbau und Thier-
zucht eingelheilt war.
Unterstützt und veranschaulicht wurde der Unterricht durch
eine Sammlung Modelle landwirthschaftlicher Geräthe, durch
chemische und Physicat'sche Apparate, Dünger- und Mineralien-
sammlungen, durch Büchersammlungen und landwirthschaft-
liche Zeitschriften. Nicht minder wichtig war die Unterstützung
des Unterrichtswesen durch die Einsichtnahme ihrer landwirth-
schaftlichen Einrichtungen, welche verschiedene größere Gutsbe-
sitzer der Gegend, dem jungen Institute bereitwilligst gewährten.
Hr. Graf v. Oberndorfs, Vorsitzender des Anfsichtsrathes,
stellte zur Ausführung etwaiger Versuche die nöthige Boden-
flüche zur Verfügung der Anstalt.
Hervorzuheben ist noch, daß der Vorstand nicht für.räth-
lich findet, junge Leute unter dem 15. Lebensjahre der Anstalt
zu übergeben, da ein gesetzteres Betragen in einem derartigen
 
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