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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 75
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0305

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Ao. 75,

Mittwoch, 30. Juni 1869.

Erschient Sonntag,
Mittwoch und
Freitag.
Alle Postanualten und
Bolen ncbmen Bestel-
lungen an.




sur die Bezirke Schwetzingen und Philippsburg.

Dritter Jahrgang.
Preis: ".jährlich -t'ckr.
per Bost bezogen !r.
Anzeigen werden die
dreispaltige Zeile oder
deren Raum mit nur
2 kr. berechne!.
Tie Boten erhalten
2 kr. monatlich.

Verkündigungsblatt des Amts- und Amtsgerichts-Bezirks Schwetzingen.
Hrgan der öadischen Kopfenproducenten
(unter Kontrole der landtoirthschaftlichen Bezirksdirektion Schwetzingen stehend).

.:j - Tagesüberftcht.
Schwetzingen, 29. Juni.
Die Differenzen zwischen der bad. Regierung
und der Freiburger Curie scheinen sich nach der
Mannh. Abdztg. n:u einen weiteren Punkt zu
vermehren. Das erzbischöfl. Kapitelsvikariat hat
der Negierung die Mitteilung gemacht, daß der
Bisthumsverweser durch päpstliche Vollmacht er-
mächtigt sei die Pfründen freier Kollatur zu ver-
geben. Das Ministerium hat die Befugnis; hiezu
„bis auf Weiteres" gestattet, obwohl die Ausübung
derselben nach dem gemeinen Recht nicht be-
gründet ist. Daraufhin erklärte das Kapitelsvika-
riat, daß der Regierung keine Verfügung in dieser
Angelegenheit zustehe. Weiteres ist in der Sache
bis jetzt nicht bekannt.
In Frankreich machen sich wieder Symptome
bemerkbar, welche darauf schließen lassen, daß mau
jetzt, nach den Wahlen und nach den Straßenkra-
vallen der jüngsten Zeit wieder die Zeitungshetze
gegen Preußen herauf zu beschwören gedenkt.
Paris ist übrigens von Mailand hinsichtlich der
Tumulte abgelöst und von letzterer Stadt darin
weit überflügelt worden.
In England nimmt die Verarmung der niede-
ren Volksklassen höchst bedenkliche Dimensionen an
und die Mittel, welche der Staat dagegen aufzu-
wenden hat beziffern sich auf kolossale Summen.
Die Unionsstaaten sind im besten Zuge ihre
Kriegsschuld zu decken. Die Verminderung der
Schuld beläuft sich im Monat Juni allein auf 6
Mill. Dollars.
Baden.
* Schwetzingen, 29. Juni. Der „Hdlbg.
Ztg." entnehmen wir folgende, von hier einge-
gangene Mittheilung:
„Die hiesige höhere Bürgerschule wird laut

Die
zwei Kronen der Königin Hortensie.
Von L. Dubois.
(Schluß.)
Ein Lächeln verjagte wieder die Wolke, die einen Augen-
blick ihre schönen Augen beschattet hatte, als sie den Gärtner
herbei rief.
.Georg kommt hierher zu uns und seid Zeuge des
Gelübdes, daS wir hier in Eurer Gegenwart ablcgen. Wir
Drei, Clarisse, Marie und ich, verpflichten uns gegenseitig,
uns heute über zehn Jahre, zu dieser Stunde, am konb
im Garten der Tuilericn zu Paris einzusinden.
Wer zuerst ankommt, erwartet die Andern an der IBrrnos
äs« bPuitlamts."
Alle Drei reichten sich hierauf gegenseitig die Hände
zur Bekräftigung des Gelöbnisses.
.Also am 17. August 1817", sagte Georg, an den
Fingern zählend. „Wohl, will's Gott, so werde ich an dein
Tage meine Sonntagskleider anziehen, um Sie Alle zu
schckl."
Wenige Tage darauf trennten sich die jungen Freun-
dinnen, indem sie sämmtlich Ecouen verließen. s

öffentlicher Anzeige im hiesigen Wochenblatt vom
nächsten Herbst an wegen gesteigerter Schülcrzahl
und wohl auch wegen anderweitiger und nahelie-
gender Unzuträglichkeiten keine Mädchen mehr auf-
nehmen und sich lediglich auf den Unterricht der
Knaben, die in vier Jahreskurse eingetheilt sind,
beschränken. Für die weitere Ausbildung der
Töchter ist durch eine hier wohnende Lehrerin aus
Heidelberg vorläufig gesorgt und wird es sich zeigen,
ob ein Bedürfnis nach Errichtung einer förmlichen
höheren Töchterschule hier vorhanden ist oder
nicht.
Deutschland.
München, 24. Juni. Gestern Nachts 10
Uhr ist vor dem hiesigen Schwurgerichte ein Fall
zu Ende gebracht worden, der wegen der Gräß-
lichkeit der Veranlassung nicht geringes Aufsehen
erregte. Im vorigen Dezember fand man Abends
5 Uhr zu Altötting den in dortiger Gegend als
hartherzigen Wucherer bekannten Privatmann
Kammermaier sammt seiner Frau und einem
5jährigen Pflegekind erschlagen, von seinem Eigen-
thum jedoch nicht das Mindeste geraubt, und neben
den Leichen im Blute einen Schuldschein, um wel-
chen nach der Art, wie er zerrissen war, gestritten
worden zu sein schien. Natürlich richtete sich der
Verdacht gegen den Aussteller dieses Schuldscheins,
einen im nächsten Dorfe wohnenden Schmiedmeister,
er ward alsbald verhaftet, und die Anklage haftete
um so mehr auf ihm, als die Kleider, welche er
am kritischen Tag getragen, blutbefleckt waren und
er über die Ursache dieser Blutflecken sich in Wider-
sprüche verwickelte. Nichtsdestoweniger wurde er
freigesprochen, da ein überzeugender Beweis sich
nicht Herstellen ließ, der Angeklagte sonst die besten
Zeugnisse besitzt und er das ihm zur Last gelegte
dreifache Verbrechen standhaft und mit annehmbaren
Gründen von sich wies.
Gotha, 21. Juni. A. Petermann hat so-
eben die ersten Nachrichten aus dem Eismeere er-

3.
Am 17. August 1817, als die Glocke der Tuilerien
sieben Uhr schlug, hielt eine glänzende Equipage vor dem
kont R.o^a.1. Ein junges, reizendes Weib mit einem
kleinen Mädchen von etwa Acht Jahren, gefolgt von einer
älteren Dame, stieg auS.
»Mama", sagte das Kind, „weßhalb bist Du denn
heute, zu dieser Stunde hierher gefahren, wo Niemand hier
ist? Ich sehe ja weder Damen noch Kinder, sprich Mama!"
„Ich will eS Dir ein anderes Mal sagen", entgcgnete
die junge Dame, während sie ängstlich suchend um sich
blickte und sich dann an ihre Begleiterin niit den Worten
wandte: „Madame Germain, wollen Sie die Güte haben,
mit meiner kleinen Hortensie in die Orangen-Allce zu gehen?
Ich werde hier etwa eine kleine Stunde in Anspruch ge-
nommen sein."
Während sich Letztere sodann mit dem Kinde in der
angegebenen Richtung entfernte, wandte sich die junge Her-
zogin mit eiligen Schritten nach der Barraeö clvs lNwril-
lernt».
„Nicht hier!" sagt» sie zu sich selbst, „keine von Beiden
hier! Bon Einer, leider, kann Ich es mir erklären; aber
die Andere! O Clarisse! Und dennoch bin ich dieselbe,
s unverändert, unveränderlich!"

Hullen, und zwar von vr. Doch auf dem Schrau-
bendumpfer Bienenkorb, der auch von allen nach
Norden abgegaugeueu Schiffen zuerst im Jahre
ausgesegelt war. Es befinden sich zur Zeit nicht
weniger als 5 Expeditionen im hohen Norden,
drei deutsche und zwei englische, im Ganzen aus
7 Schiffen bestehend, die ganz od-w zum Theil
auf geographische Entdeckungen ausgegangen sind.
Berlin, 23. Jnni. Der König hatte gestern
den Grafen Bismark, den Präsidenten Delbrück,
die Präsidenten des Zollparlaments und des Reichs-
tages, die hier anwesenden fremden Minister re.
zum Diner geladen. Nach Aufhebung der Tafel
halte der König Unterredungen mit dem Grafen
Bismark, dem Fürsten zu Hohenlohe-Schilliugsfürst
den HH. v. Noggenbach, v. Varnbüler, v. Mitt-
nacht re. — Prinz Ludwig vsu Bayern (Sohn
des Priuzen Luitpold) ist gestern Abend unter
dein Inkognito eines Grafen von E i u st e i n
hier eingetroffen und im Hotel Royal abgestiegeu.
Der Prinz stattete dem Könige auf Schloß Babels-
berg einen Besuch ab und empfing sodann den
Fürsten von Hohenlohe und den bayerischen Ge-
sandten.
L.u.o Hannover, 25. Juni. In letzter
Zeit erfolgten von verschiedenen Blättern Demenli'ä
unserer aus sicherer Quelle gebrachten Nachricht,
daß die Befestigungsarbeiten bei Grauerort und
Brinkamashof fortgesetzt würden. Diesen Demen-
ti's gegenüber sehen wir uns gcnöttngt unsere frü-
here Nachricht aufrecht zu erhalten; an dein bei
Brinkamashof zu erbauenden Weserfort, schreiten
die Arbeiten rüstig vorwärts. Dasselbe wird auf
einem sogenannten Plateau in der Weser errichtet,
welche man zu diesem Zwecke erst vollständig eiu-
Veicht. Die Leitung dieser schwierigen Anlage so-
wie die Ausführung weiterer mit den Fortifika-
tionsarbeiten in Verbindung stehenden Wasserbau-
ten ist dem WasserbaliiusMtor Runde zu Slade
übertragen. Im gleichen Verhältnis; schreiten die
„Ich muß in der That recht verändert sein, da selbst
Marie mich nicht erkennt", entgegnete darauf Plötzlich, mit
scheuer, schüchterner Stimme, eine Frau, deren Anzug, ob-
gleich ängstlich sauber, dennoch verrieth, daß sie nicht den
wohlhabenden Classen angehöre, und auf deren blassen,
schmalen Wangen schwerer Kummer tiefe Furchen gezogen
zu haben schien.
Einen Augenblick lang richtete die Herzogin einen Lö-
schenden Blick auf diese Züge, dann rief sie plötzlich: „C!^.
risse, meine Clarisse! O, wie verändert bist Du! Meine
thcure, thcure Freundin! Welch trübes Schicksal spricht aus
diesen Zügen?"
„Und dennoch kein ungewöhnliches", sagte Clarisse,
während sie schluchzend die ungestüme Umarmung ihrer Ju-
gendfreundin geduldet und sich von ihr zu der nächsten
Stcinbank mehr tragen als führen ließ.
„Ich schäme mich meiner Schwachheit", sagte sic, nach-
dem sic sich einigermaßen gesammelt hatte: „ich glaubte,
ich würde mehr Festigkeit haben; aber dieses Zusammen-
kommen ruft in mir so viele, viele trübe Erinnerungen wach.
Wer Hütte es gedacht, Marie, als wir uns bei unseren!
Abgänge von Ecouen trennten, daß wir so gänzlich von
einander gerissen werden würden, und daß sogar bei unserem
heutigen Zusammentreffen, das wir in fast kindischer Thor
 
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